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Quedlinburg Quedlinburg: Ein Schandfleck kommt weg

Von FRANK RUPRECHT 30.06.2011, 17:27

QUEDLINBURG/MZ. - Für eines der größten Sorgenkinder auf dem historischen Marktplatz von Quedlinburg gibt es Hoffnung: Für das Haus Nummer 7, in dem einst eine Buchhandlung ansässig war. Fast zwei Jahrzehnte lang verfiel das Haus, das einer Erbengemeinschaft gehörte. Ein neuer Eigentümer, der in der Lage wäre, eine Komplettsanierung zu "stemmen", fand sich nicht. Doch vor über einem halben Jahr geschah ein kleines Wunder. "Mir wurde das Haus wie aus heiterem Himmel angeboten", sagte Hans-Joachim Scherlach, der schon länger auf der Suche nach einer für ihn passenden Immobilie war.

"An das Haus als neuen Standort für meine Apotheke hatte ich schon immer mal gedacht", erzählt der 69-Jährige. Denn der Mietvertrag für Scherlachs Apotheke auf dem Markt "läuft am 29. Februar 2012 aus". So kaufte Scherlach den Markt 7 im November letzten Jahres und will mit der Sanierung des 800 Quadratmeter großen Gebäudes bereits im August, wenn alle Genehmigungen eingeholt sind, beginnen. "Das ist für mich ein Eins-A-Standort", so der Apotheker. Die Kosten für die Sanierung würden zwischen 2 000 und 2 400 Euro pro Quadratmeter liegen. Der Fertigstellungstermin sei für den 1. Januar 2013 vorgesehen. Im Erdgeschoss will Scherlach seine Apotheke auf fast 170 Quadratmeter einrichten. "Nicht modern, sondern so, dass alles passt. Denn darin befinden sich zwei wunderschöne Kreuzgewölbe", schwärmt er, der auch an ein kleines Gourmet-Restaurant denkt. In der ersten Etage plant Scherlach vorerst eine Tagespflege und Wohnraum. Luxuriöser soll es mit einer 145 Quadratmeter großen Wohnung in der zweiten Etage zugehen. Untergebracht werden auch technische Räume, Zimmer für das Apothekenpersonal, ein Labor und eine Rezeptur. Bei der Neugestaltung des Daches denkt Scherlach auch an den Einbau von acht Fledermausgauben, wie sie einst vorhanden waren, bevor Dachziegel aus Beton und kleine Fenster in den 1970er Jahren verbaut wurden.

Das ehemalige Kutscherhaus, das sich etwa hundert Meter weiter hinten an der Grundstückseinfahrt in der Pölle befindet, wird als Abstellmöglichkeit für diverse Hausabfälle umfunktioniert. An dieser Stelle sind auch 15 Parkplätze vorgesehen. Über einen extern anzubauenden Aufzug und eine Loggia gelangen die Bewohner und Besucher ins Haus. "Wenn ich jünger wäre, hätte ich einen höheren Kredit aufgenommen und eine Ladenzeile reinbauen lassen. Aber nun bin ich zu alt", sagt Scherlach, der den Markt 7 irgendwann an seine Tochter übergeben will.

Das Grundstück Markt 7 ist ein altes Kaufmannshaus - ein klassizistisch geprägter Fachwerkbau aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Kern besteht es jedoch aus zwei Gebäuden, die 1850 durch eine gemeinsame Fassade verbunden wurden. Zum Grundstück gehörten zwei Scheunen, drei Speicher, Schuppen, Ställe, Zufahrten und zwei Brunnen. Der südliche Teil mit massivem Erdgeschoss umfasst eine Durchfahrt mit Gewölbe, hofseitig ein Fachwerkgebäude aus dem 17. Jahrhundert mit weitgehend ursprünglichem Unterstock. Der Oberstock wurde im 19. Jahrhundert erneuert. Im Inneren befindet sich eine geschnitzte Treppenbrüstung sowie Türen und Fenster aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der nördliche Hofflügel ist ein Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert.