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Quedlinburg Quedlinburg: Ein Leben mit dem Pferd

Von MAIKE KÖNIG 14.01.2011, 15:24

QUEDLINBURG/MZ. - So manchem Bewohner der Quedlinburger Süderstadt wird dieser Anblick bekannt vorkommen: Eine von zwei braunen Shetlandponys gezogene Kutsche, an der hinten und an der Seite vier weitere der kleinen Pferde festgebunden sind. Auf dem Kutschbock sitzt Rudolf Langhoff, der mit seiner kleinen Karawane so regelmäßig die Aufmerksamkeit aller Autofahrer und Passanten auf sich zieht. In diesem Jahr wird der Pferdesportler 80 Jahre alt und denkt noch lange nicht ans Aufhören.

"Bei uns dreht sich alles um Pferde", meint Rudolf Langhoff und wenn man sich in seinem Haus umschaut, glaubt man ihm aufs Wort. Von der Türklingel bis zum Schlüsselbrett, nahezu jeden Gegenstand ziert ein Pferdemotiv. Alte Bilder und zum Teil schon leicht vergilbte Fotos künden von einer jahrzehntelangen Liebe zu den großen Vierbeinern. "Das hat sich wohl vererbt", versucht der Pferdenarr seine Begeisterung für die sanften Tiere zu erklären. Sein Vater hatte in Quedlinburg ein Fuhrgeschäft und war als Kutscher auch für die Familie Dippe tätig. So kam Rudolf Langhoff schon in frühesten Kindertagen mit Pferden in Kontakt. Daher wundert es kaum, dass er das Geld, welches er vom Vater für seinen Schulabschluss erhielt, in sein erstes eigenes Pferd investierte. "Zu dieser Zeit habe ich auch an Springturnieren teilgenommen und war mit Großpferden im Gespann unterwegs", erzählt der begeisterte Pferdesportler, der schon damals bei Turnieren viele Preise gewann. Auch seine Frau Lisa, die er zu der Zeit in Ditfurt kennen lernte, teilt seine Begeisterung für die Tiere. "Sonst würde das alles auch nicht funktionieren", meint Rudolf Langhoff.

Selbst neben der anstrengenden Arbeit als Traktorist und Kraftfahrer im Institut für Pflanzenzüchtung kam der Pferdesport nie zu kurz. Als begeistertem Reiter standen ihm dort zwei Pferde zur Verfügung, mit denen er bei Turnieren weitere Trophäen sammelte. Von 1960 bis 1970 übernahm Rudolf Langhoff die Leitung der Sektion Pferdesport im BSG Traktor Quedlinburg und gab auch einige Reitstunden. Nachdem er diesen Posten abgegeben hatte, widmete er sich der Ponyzucht. Bis heute tummeln sich seitdem im Garten hinter seinem Haus bis zu sechs der braunen Shetlandponys. Doch die Zucht allein reichte dem begeisterten Pferdesportler bald nicht mehr aus und so begann er 1984, mit seinem Gespann an Wettbewerben teilzunehmen. "Seitdem hat es nicht wieder aufgehört", meint seine Frau, die ihn zu den meisten Veranstaltungen begleitet.

Auch heute noch nimmt Rudolf Langhoff mit seinen Ponys mehrmals im Jahr an Turnieren und Showveranstaltungen teil. "Da fahre ich dann oft sechsspännig, das ist immer eine Augenweide", meint er. Dafür werden Kutsche und Geschirr in den Tagen zuvor auf Hochglanz gebracht. Alle Leinen und Schmuckgehänge hat Rudolf Langhoff in seinem Keller selbst genäht und mit goldenen Besätzen versehen. Seine Frau ist für die bunten Ohrenschützer der Ponys verantwortlich, die sie mit viel Freude selbst gehäkelt hat. So "behütet" ist das Gespann auf den Veranstaltungen immer ein beliebtes Fotomotiv.

Obwohl er mit seinem Fuhrwerk nahezu alle Wettbewerbe gewonnen hat und ihm von der "Goldenen Peitsche" bis zum goldenen Abzeichen des Landessportbundes sämtliche Auszeichnungen verliehen wurden, möchte der Pferdenarr das Wettkampfgeschehen nicht missen. "Über die Jahre habe ich viele gute Freunde gefunden, die ich bei den Veranstaltungen immer wiedertreffe", erzählt Rudolf Langhoff. Diesen Freunden und seinen Nachbarn gilt sein besonderer Dank für die jahrelange Unterstützung, ohne die er sein Hobby nicht bestreiten könnte. Allein um Ponys und Ausrüstung zum Turnierort zu schaffen, werden schon zwei Anhänger benötigt. "Gerade im Alter ist das allein oft nicht mehr zu bewerkstelligen", meint er.

Alt fühlt sich der Pferdefan mit seinen fast 80 Jahren jedoch keineswegs. Die Arbeit mit den Ponys hält ihn jung. Vom morgendlichen Füttern bis zur Kutschfahrt am Nachmittag, der gesamte Tagesablauf wird durch die Pflege der Tiere bestimmt. Solange es die Gesundheit zulässt, möchte Rudolf Langhoff auch in Zukunft an seinem Hobby festhalten. Somit wird er also auch weiterhin in rasanter Fahrt mit seinem Gespann über die Turnierplätze jagen oder in etwas gemächlicherem Tempo Kinder in seiner Kutsche durch die Straßen Quedlinburgs chauffieren.