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Quedlinburg Quedlinburg: Die Vielfalt aus dem Ton

Von HOLGER HADINGA 13.03.2011, 18:09

QUEDLINBURG/MZ. - Sie war eine von 44 Teilnehmern beziehungsweise Teilnehmerinnen, die sich in Sachsen-Anhalt am 6. Tag der offenen Töpferei beteiligten. Bundesweit ließen sich am Sonnabend und Sonntag sogar rund 500 Töpfer bei ihrer Arbeit von den großen und kleinen Besuchern über die Schulter schauen.

Kerstin Kupfer ist mittlerweile seit 30 Jahren im Geschäft. Ihre Töpfereiausbildung hat sie einst im thüringischen Bürgel bei Jena erlernt und ist heute Obermeisterin der Töpfer- und Keramikerinnung des Landes Sachsen-Anhalt. "Ich beteilige mich wieder an der Aktion, weil es eine Plattform ist und man die Leute hinter die Kulissen gucken lassen kann. Das ist in der Zwischenzeit wie ein Familienwochenende geworden. Es kommen stets mehr interessierte Erwachsene und Kinder", freute sich die Expertin. Sie nahm vor der Drehscheibe Platz, legte ein breites Handtuch über ihren Schoß - und schon begann sich die Scheibe zu drehen. "Das geht heute elektrisch, früher musste man sie mit dem Fuß in Bewegung setzen."

Nachdem sie ein Stückchen Ton darauf geworfen hatte, entstand unter ihren kundigen Händen ein kleines Gefäß. "Wichtig ist, dass man bei der Bearbeitung Wasser verwendet, damit der Ton nicht kleben bleibt. Alles sieht sehr einfach aus, ein Laie kann so etwas aber nicht herstellen." Außerdem erklärte die Töpferin: "Man muss die Handgriffe können und schon vor Beginn der Arbeit wissen, was entstehen soll."

Um die Form zu geben, wird für den Innenteil eine so genannte Bauschiene beim Drehen verwendet, die zum Beispiel bei Vasen eine Wölbung entstehen lässt. Bei der Außenseite kommt eine Kammschiene zum Einsatz. Wenn die Form schließlich stimmt, kann das jeweilige Teil die Drehscheibe verlassen. Doch bevor es verkauft werden kann, dauert es noch einige Wochen. Weitere Arbeitsschritte sind unter anderem das Glasieren, Trocknen oder Brennen. Beim ersten Brennen muss der Ofen eine Hitze von 920 Grad erzeugen, beim zweiten Mal sind es gar 1 220 Grad Celsius.

Auch die Gäste durften am Wochenende unter Anleitung bei Kerstin Kupfer an die Drehscheibe, um ihr Geschick zu testen. Als Besucher kam auch ein Paar aus Wernigerode in den Laden. Beide wollten zwar nichts formen, hatten aber bei der Töpferin eine Eule für den Garten bestellt. "Wir lieben das Naturalistische. Zu Hause wollen wir uns für die Eule noch einen Namen ausdenken", sagten die Wernigeröder. Doch nicht nur Eulen sind bei der Innungsobermeisterin zu finden. In den Regalen ihrer Werkstatt stehen auch Pinguine, Katzen oder in der "P 18-Ecke" zeigen Gefäße das "Kamasutra der Mäuse". Tiere gehören ganz offensichtlich zu den Lieblingsfiguren von Kerstin Kupfer.

Außerdem stellt sie natürlich Töpfe, Vasen, Tassen oder Teller her, manchmal kleine Fachwerkhäuser. Der Ton für ihre Arbeiten kommt übrigens aus dem Westerwald. "Er ist heller und wirkt somit lebendiger", so die Spezialistin.