Kaplanei und Konvent in Quedlinburg Quedlinburg: Ausgleichsbeträge fließen: Erstes Geld wird für Straßenausbau genutzt

Quedlinburg - Mit Ausgleichsbeträgen können erstmals zwei Straßen in Quedlinburg ausgebaut werden. Das Geld stammt von Grundstückseigentümern im Sanierungsgebiet, die vorzeitig und mit Ersparnis die Wertsteigerung ihres Grundstücks, zum Beispiel durch den Straßenbau, abgelöst haben. Die Zahlungen wären sonst größtenteils an den Fördermittelgeber zurückgeflossen.
„In einer Prioritätenliste standen Konvent und Kaplanei in der Quedlinburger Neustadt ganz oben an. Der Baustart ist vor wenigen Tagen erfolgt“, sagte Susanne Krüger vom städtischen Bauamt bei einem Pressegespräch. Es handelt sich um die Abschnitte Konvent zwischen Kaplanei und Steinweg sowie Kaplanei zwischen Konvent und Pölkenstraße.
Die Arbeiten sind ein gemeinsames Projekt von Stadt, Zweckverband Ostharz und Stadtwerken, bei dem eine Investitionssumme von insgesamt fast 690.000 Euro zu Buche steht. Der größte Posten von etwa 460.000 Euro sind der Stadtanteil, der vollständig durch Ausgleichsbeträge gedeckt wird.
Fehlende Regenwasserkanäle
In der Priorität ganz oben standen wegen fehlender Regenwasserkanäle - die jetzt vom Zweckverband in die Erde gebracht werden - die beiden Straßenabschnitte. Auf beiden Fahrbahnen entstanden bisher nach jedem Regenguss große Wasserlachen. Der desolate Straßenzustand wirkte sich auch auf die Häuser aus, deren Fassaden in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Baustart war in dieser Woche an der Kreuzung Konvent/Kaplanei. Dort werden zunächst die Stadtwerke und der Zweckverband Leitungen reparieren und neu verlegen. Neben Regenwasserkanälen sind auch Trinkwasserleitungen zu erneuern. Danach beginnt der Straßenbau, der so weit vorangetrieben wird, dass ab Mitte August der Deckenschluss erfolgen und die Kreuzung befahren werden kann. Beim Kreuzungsausbau eingeschlossen ist die Schluppe zum Nikolaikirchhof.
An Ausgleichsbeträgen hat die Stadt Quedlinburg bisher rund 870.000 Euro eingenommen. Über die Hälfte davon wird jetzt für die Sanierung der Straßen Konvent und Kaplanei verwendet.
Ausgleichsbeträge haben Grundstückseigentümer im Sanierungsgebiet zu zahlen, wenn das Sanierungsziel erreicht ist. Im Baugesetzbuch ist festgelegt, dass für die Erhöhung des Bodenwerts durch die Sanierung ein entsprechender Betrag durch die Kommunen vom Grundstückseigentümer einzufordern ist.
Es können aber auch für Teilbereiche des Sanierungsgebietes, wo die Ziele weitgehend erreicht sind, vorfristig Ausgleichsbeträge erhoben werden. Die Kommune hat dann die Möglichkeit, eine Kostenersparnis per Ratsbeschluss für die Grundstückseigentümer festzulegen. Im ersten Jahr waren dies 15 Prozent, derzeit sind es zehn und 2017 fünf Prozent.
Zunächst vier Bereiche der Stadt sind dafür ausgewählt worden: Marktplatz, Schlossberg mit Blasii- und Hohe Straße, Münzenberg und Weingarten mit Teilen der Breiten und Schmalen Straße. Der Vorteil für die Kommune ergibt ich daraus, dass die eingenommenen Gelder nicht größtenteils an den Fördermittelgeber, zum Beispiel das Land, zurückgegeben werden müssen, sondern für Infrastrukturmaßnahmen verwandt werden können. (gal)
Von der Kreuzung aus werden die beiden Straßenabschnitte in Richtung Pölkenstraße und Steinweg zeitgleich begonnen. Bis Anfang Dezember soll das gesamte Bauvorhaben mit der Verlegung der Ver- und Entsorgungsleitungen abgeschlossen sein. Dazu gehört auch der Zugang vom Konvent zum Nikolaikirchhof sowie die Straße von der Kaplanei dorthin. Das Straßenpflaster wird aufgenommen und wiederverwendet. „Das Kleinpflaster ist dagegen so desolat, dass eine Aufarbeitung wirtschaftlich nicht zu vertreten wäre und deshalb die Steine ersetzt werden“, erklärte Susanne Krüger.
Beschränktes Parken
Bereits im April hatte es eine Anwohnerversammlung gegeben, auf der über die Arbeiten und die notwendigen Einschränkungen informiert wurde. Das gesamte Bauvorhaben erfolgt unter Vollsperrung. Beim Kreuzungsausbau kann in die Straßen noch eingefahren werden, Wendemöglichkeiten sind aber sehr begrenzt. Nach der Fertigstellung der Kreuzung ist diese in zwei Richtungen wieder nutzbar.
Das Parken wird während der Bauarbeiten beschränkt, und im gesamten Konvent untersagt, um die Zufahrt der Baufahrzeuge, insbesondere der Lkw, zu ermöglichen. Den Anwohnern sind Lösungen während der Bauzeit auf dem Parkplatz an den Fischteichen angeboten worden.
Nach Fertigstellung im Dezember soll das Parken in diesem Konventabschnitt auf die Seite des Gymnasiums verlegt werden. Dies geht auf Wünsche der Anwohner zurück, die dann besser mit ihrem Fahrzeug aus ihren Grundstücken kommen. Zudem sollen so mehr Pkw einen Platz finden. In der Kaplanei ist vorgesehen, drei Parkplätze neu zu schaffen.
Auf der Prioritätenliste ganz oben steht auch die Schluppe zwischen Klink und Schulstraße, die seit dem Hausabriss vor Jahrzehnten nie vollständig befestigt wurde. Nachdem das imposante Eckhaus gegenüber dem Hagen’schen Freihaus am Klink saniert worden ist, wird der Straßenbau als dringend erachtet. Ob der Ausbau noch in diesem Jahr möglich wird, ist aber offen. (mz)