Quedlinburg Quedlinburg: Altöl-Gestank im Finanzamt?

QUEDLINBURG/MZ. - Das Finanzamt Quedlinburg mit 350 Beschäftigten war Ende September 2009 für 7,5 Millionen Euro auf dem einstigen Industriebrachen-Gelände des Regel- und Messgerätetechnikherstellers VEB Mertik im Klopstockweg 21 ausgebaut worden. In dem 8 000 Quadratmeter Grundfläche und 9 300 Quadratmeter Nutzfläche umfassenden Gebäude befanden sich früher Produktionsräume, in denen beispielsweise Steuerungen für Waschmaschinen und Kleintemperaturwächter gefertigt wurden.
"Wir haben die Hinweise der Mitarbeiter ernst genommen", erklärte der Vorsteher des Quedlinburger Finanzamtes, Gerhard Vullriede. In Abstimmung mit dem Personalrat und der Gewerbeaufsicht wurden Messungen durch das Landesamt für Verbraucherschutz veranlasst, die über vier Wochen erfolgten. Betroffen seien nach bisherigen Erkenntnissen sechs der etwa 200 Räume, wo laut Vullriede "so etwas wie Altölgeruch wahrgenommen wurde oder es irgendwie nach frisch verlegtem Teppich" roch.
Die Messungen, so erklärte Personalratschef Andreas Kröger, ergaben, dass sich alle Werte im Normalbereich bewegten. In zwei Räumen wurde gar keine Belastung gemessen, in vier weiteren gab es "leichte Auffälligkeiten, jedoch im Toleranzbereich". "Eine gesundheitliche Gefährdung unserer Mitarbeiter können wir gegenwärtig ausschließen", betonten übereinstimmend der Amtsleiter und die Vertreter des Personalrates. Dennoch, so bestätigte Yvonne Spitzbarth vom Personalrat, sei eine Mitarbeiterumfrage gestartet worden, um möglichst alle gesundheitlichen Probleme von Mitarbeitern, die damit vielleicht zusammenhängen könnten, zu erfassen.
"Wir wollen dennoch mehr machen und die Ursache für die Gerüche wissen und haben eine Kernbohrungsuntersuchung in Abstimmung mit dem Bauträger in Auftrag gegeben", informierte Amtschef Vullriede, Experten des Landesamtes für Verbraucherschutz haben diese am Dienstag in den sechs Räumen durchgeführt. Sehr zum Erstaunen von Vera Rütze. Die Mitarbeiterin der Finanzkasse habe sich nie über den Geruch in ihrem Zimmer beklagt, auch keine gesundheitlichen Beschwerden zu verzeichnen. "Nur andere, die in mein Zimmer kamen, hatten einen eigenartigen Geruch bemerkt." "Es wird doch nicht mein Parfüm sein", rang sie der Aktion vom Dienstag noch etwas Humor ab. In etwa drei Wochen liegen die Analyseergebnisse der fünf Zentimeter starken und etwa zehn Zentimeter langen Bohrungen aus den Fußböden der beanstandeten Räume vor, erklärte eine Mitarbeiterin des Landesamtes auf Nachfrage der MZ. "Schon jetzt ist klar, dass in den Räumen mit den Auffälligkeiten etwas gemacht werden muss", betonte Vullriede, "damit die Mitarbeiter ohne Geruchsbelästigungen arbeiten können."
Für Peter Schmidt, Geschäftsführer der bauausführenden Industriebau Wernigerode GmbH sind die Geruchsbelästigungen unerklärlich. Vor Beginn der Arbeiten lag der Firma eine Altlastenfreistellung des Landkreises vor. "Wir haben damals alles bis auf das Stahlbetonskelett entkernt und keine Gerüche oder Altölablagerungen wahrgenommen. Der Bau war also über Monate gut durchlüftet." Schmidt räumte aber ein, dass dennoch "ein paar Partikel von Altöl in den Restbeton eingedrungen sein könnten und jetzt in der Heizperiode ausgedunstet sind." Auf alle Fälle sagte er eine Beseitigung der Geruchsquellen zu. Sein Unternehmen werde die Kosten übernehmen. Welche konkreten Maßnahmen erforderlich seien, hänge vom Ergebnis der Kernbohrungen ab.