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Quedlinburg Quedlinburg: Adelheid Schöpfer stellt im Wordspeicher aus

Von sigrid dillge 10.09.2012, 15:03

Quedlinburg/MZ. - Ein senkrechter breiter Strich in einem warmen, dunklen Rot prangt auf sattem Gelb. Am unteren Ende spaltet sich der Strich in zwei. Neben ihm ist wie ein Schatten ein gleich geformtes Gebilde in verwaschenem Schwarz erkennbar. Das Bild gehört zur neuesten Ausstellung im Quedlinburger Wordspeicher und trägt - wie alle anderen dort auch - keinen Titel.

"Ich gebe mit Absicht meinen Bildern keine Titel, so kann jeder darin etwas anderes sehen", meint Adelheid Schöpfer, aus deren Schaffen die Ausstellungsstücke stammen. Der am Ende gespaltene rote Strich ist für sie ein schreitender Mensch. Andere sehen darin ein auf den Kopf gestelltes Ypsilon. Wird das Bild auf den Kopf gedreht, öffnet sich das Ypsilon scheinbar, so als würde es auf ein fruchtbaren Regen warten. Auch auf die Seite gelegt ergebe der gespaltene Strich Sinn, suggeriert vielleicht eine Schlange mit geöffnetem Maul. Das drehbare Ypsilon widerspiegelt so eindrucksvoll die Absicht der Künstlerin, nichts Eindeutiges, sondern vielfach Wandelbares festzuhalten. Ein Titel würde dem Ganzen wieder diese gewisse Leichtigkeit nehmen.

Adelheid Schöpfer, 1943 in Gütersloh geboren, kam erst im Alter von 37 Jahren zum Malen. "Das ist für mich Berufung", sagt sie, die einmal den Beruf einer physikalisch-technischen Assistentin ausgeübt hat. Dann kam die Ehe, wurden die drei Kinder geboren und sie orientierte sich nach Mutter- und Hausfrauenpflichten auf das, was ihr schon immer sehr gelegen hatte: die Kreativität. Ihre besondere Vorliebe gehört der freien Malerei. "Ich habe nie ein fertiges Bild im Kopf, das entsteht erst im Prozess des Malens", erzählt sie. Mit Pinsel oder auch Spachtel bringt sie Leimfarben aufs Papier, meist sehr farbig und mit Motiven, die streng und klar gegliedert sind. Vor allem die Miniaturen zeigen viel Gegenständliches und den besonderen Blick auf die Realität. So manches der Bildchen gerät dann zu einer Briefmarke, die bereits abgestempelt ist, oder zu einer kleinen Karikatur, die schmunzeln lässt. Die in Quedlinburg ausgestellten Bilder der Künstlerin, die in Espelkamp (der nördlichste Zipfel von Nordrhein-Westfalen) lebt, entstanden in den meisten Fällen in Sommerakademien. Dort findet sie zum einen die Ruhe, die sie zum Malen braucht, und hat andererseits den befruchtenden Austausch mit anderen Malern. Seit 2004 präsentiert Adelheid Schöpfer ihre Kunstwerke der Öffentlichkeit. Nach Quedlinburg kam sie über Kontakte zur Papierkünstlerin Katrin Ruhnau. Über den Quedlinburger Kulturverein art quitilinga schließlich gab es die Einladung zu den diesjährigen Provinzkunsttagen. Die beginnen zwar erst am 14. September, doch die Ausstellung mit Adelheid Schöpfers Werken gehört selbstverständlich dazu. In enger und bewährter Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis 7Kunst wurde der Wordspeicher als Ausstellungsraum erkoren. "Ich finde die Räume hier sehr schön", bewunderte Frau Schöpfer das Jahrhunderte alte Fachwerk. Ihre Ausstellung ist die vierte, die in diesem Jahr in dem historischen Haus neben dem Quedlinburger Ständerbau stattfindet. Sie kann bis zum 28. Oktober besucht werden.

Die Galerie im Wordspeicher ist mittwochs bis freitags von 11 bis 18 Uhr sowie an den Wochenenden von 11 bis 16 Uhr geöffnet.