Prinzentreffen Prinzentreffen: Prinz Kiki hat vom Karneval endgültig die Nase voll
QUEDLINBURG/MZ. - "Der Quedlinburger Carnevalsverein (QCV) hat schon immer eine Woche länger gefeiert", kennt sich Urgestein und Mitgründer Horst Badzinski alias Prinz Kiki aus, der in dieser, der Jubiläumssaison, mangels Interessenten allein als Regent ohne Prinzessin amtierte. Das Vorbild dafür sei bereits in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts "als Bad-Suderöder Beute-Rheinländer"" in die Stadt gekommen, um bei den Ossis die 5. Jahreszeit zu eröffnen.
Doch erst vor zwanzig Jahren wurde der QCV aus der Taufe gehoben und hatte deshalb allen Grund zum Feiern im Kaiserhof, nachdem es auch schon zu DDR-Zeiten verschiedene Aktivitäten gab, wie Fotos und Text im Programmheft belegen. Die Gardemädchen würdigten den Anlass mit 20 Tänzen zum Zwanzigsten, der Vereinsvorstand mit der Vergabe des Klippenschieter-Ordens an den niedersächsischen Karnevalverband. "Seit der Wende bekamen wir tolle Unterstützung von dieser Seite", beschwor QCV-Chef Dietmar Schuda auch die Treue zwischen den Karnevalisten aus Hameln, Hannover, Braunschweig, Göttingen, Salzgitter, Bremen, Cuxhaven oder Hildesheim und den Einheimischen, aber auch zu Vereinen in den neuen Bundesländern, wie ins thüringische Rudolstadt.
"Es ist schön, jedes Jahr dabei sein zu dürfen", freuten sich auch die Sachsen aus Marienberg. Begonnen hatten die Kontakte mit dem ersten Besuch des damaligen Präsidenten des Karnevalverbandes Niedersachsen, Kaju Hänsel, im Winter 1989 / 90, in dessen Schlepptau schon zehn Jahre vor der Jahrtausendwende Prinzenpaare und Narren zur Abschlusssitzung in den Harz kamen. Der jetzige Vizepräsident des Verbandes, Horst Dieter Bieri, bekam stellvertretend den Orden, um später "die Regeln der weiteren Trägerschaft festzulegen", so Schuda. Üblicherweise bekämen diesen sonst nur Einzelpersonen.
Etwa 20 Vereine waren diesmal der Einladung des 1. Sachsen-Anhaltinischen Prinzenclubs um dessen Präsidenten Marco Hering nach Quedlinburg gefolgt, etwa die Hälfte mit ihrem aktuellen Prinzenpaar. Zwar schickte Landrat Michael Ermrich zum offiziellen Empfang der Tollitäten im Quedlinburger Schloss mit "Kultusminister" Ulrich Senge noch einen Stellvertreter, er ließ es sich am Abend aber nicht nehmen, als Schirmherr selbst zu erscheinen. Das Güntersberger Prinzenpaar Markus I. und seine Lieblichkeit Franziska I. waren ebenso dabei wie Robert I. und Gina I. aus Wegeleben oder Roland I. und Roswitha I. aus Wernigerode. "Vielleicht führen wir das auch noch ein", schien die Bad-Suderöder Präsidentin Doreen Klein eine Änderung der Prinzipien in ihrem Verein durchaus für möglich zu halten, in dem es seit über vierzig Jahren kein Prinzenpaar gibt.
An vorderster Front hatte sich sogar der Ober-Narr des Landes eingefunden - Wolfgang Hotze saß als Karnevals-Präsident Sachsen-Anhalts in der ersten Reihe vor der Bühne. "Seit Oktober bin ich jedes Wochenende unterwegs gewesen", scheint er trotz großen Spaßes langsam das Ende der Saison herbeizusehnen: "Dann mache ich eine Woche Pause - aber ohne Karneval." Doch zuvor stehen noch die Landesmeisterschaften an, für welche auch die Quedlinburger am Abend noch fleißig probten.
Horst Badzinski schien jedenfalls schon am Abend die Nase voll zu haben. Mit dem "Stoßgebet der Narren" und in seiner ironischen Büttenrede nahm er mal die vor ihm sitzenden Kappenträger und die Begleitumstände ihrer Feiern aufs Korn - nicht alle wollten oder konnten ihn verstehen. "Humor ist eine ernste Sache", kommentierte es Hotze, "aber die Narren sollten doch darüber stehen." Nach dem Wegwerfen der Kopfbekleidung mitten im Programm jedenfalls ward er für den Rest des Abends nicht mehr als Saisonprinz zu erkennen. "Allerdings bleibe ich dem Verein treu", bremste er in einem Gespräch jeden Gedanken an einen generellen Rückzug.
Bleibt nur noch die Frage, wie es nach der Sondergenehmigung für den Saal weiter gehen wird. Vorsorglich intonierte das Duo Schocksett zwar: "Im Kaiserhof brennt noch Licht", um anschließend aber "die letzte Schicht" zu besingen. Doch sie wären keine Narren, würden sie nicht hoffen - ganz getreu ihrem Motto "Quedlinburg - na awer".