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Per Praktika suchen und finden

18.05.2010, 16:57

WESTERHAUSEN/MZ/BÜ. - Einmal im Jahr scheinen die Mitarbeiter der Agentur für Arbeit in die Betriebe auszuschwirren, so auch in diesem - wieder zum "Tag des Ausbildungsplatzes", der mit dem 15. Mal bereits ein kleines Jubiläum erlebte. "50 unserer Mitarbeiter sind heute unterwegs", berichtete Joachim Tag, Chef der Halberstädter Agentur für Arbeit, bei seinem Besuch in den "Werkstätten für Denkmalpflege Quedlinburg" mit Sitz in Westerhausen.

"Wenn jeder etwa sechs Firmen aufsucht, dann sind das allein heute 300 Unternehmen." Ging es in der Vergangenheit oft darum, für eine große Schar an Bewerbern noch freie Lehrstellen zu finden, so sieht die Situation nicht nur bei der Denkmalpflege, wo derzeit 28 Azubis in sieben Bereichen lernen, in diesem Jahr etwas anders aus. Wie die Arbeitsagentur bestätigte, sei die Zahl der Interessenten und der offenen Ausbildungsstellen fast identisch. "Wir haben das bei den Zimmerleuten bemerkt", berichtete der Bereichsverantwortliche Michael Knop, "für vier Stellen gab es nur fünf Bewerbungen."

Doch wie anderswo sei allein das nicht ausschlaggebend, um auch eine Lehrstelle zu bekommen. "Nur zwei entsprachen unseren Anforderungen." Ähnlich sieht die Situation auch bei den anderen, in der Denkmalpflege angebotenen Ausbildungsberufen, aus wie Steinmetz, Maurer, Stuckateur, Dachdecker, Tischler oder Kunstschlosser. "Bis jetzt konnten wir lediglich drei der geplanten elf Plätze für den Start am 1. August vergeben", machte der technische Geschäftsführer Dirk Becker deutlich.

Dabei sei eine Perspektive, wie sie die Werkstätten für Denkmalpflege unter anderen mit tarifgerechter Entlohnung und 30 Tagen Urlaub bieten würden, nicht überall üblich. "Wer seine Prüfungen gut abschließt und sich in der Praxis bewährt hat", versprach Becker und verwies auf Schloss Stolberg oder Halberstädter Bahnhof als derzeitige Baustellen, "wird auch übernommen."

Auch in diesem Jahr könnten sich deshalb wieder einige der Facharbeiter Hoffnungen auf einen festen Arbeitsvertrag machen. Zu Sprache kamen auch Fragen der Berufsfindung. "Ein Praktikum zum Herausfinden, ob der Beruf geeignet ist, ist eine der besten Möglichkeiten", beschrieb Becker das "Suchen und Finden". Damit würden später häufige Wechsel vermieden. "Leider fehlt in vielen Fällen die Unterstützung der Eltern", erkannten die Beteiligten von Agentur und Unternehmen neben den sinkenden Voraussetzungen eine weitere Schwierigkeit. "Obwohl wir kürzlich über 4 500 Eltern persönlich angeschrieben und aufgefordert hatten, ihren Kindern zum Tag der Berufe mal einen Blick in ein Unternehmen zu gewähren", nannte Tag wie zur Bestätigung ein Beispiel, "blieben es am Ende nicht einmal 250, welche diese Chance wirklich nutzten."

Noch schwieriger wird es aber, wenn die Bewerber lern- oder körperbehindert sind. Elvira Grune kümmert sich bei der Arbeitsagentur in Quedlinburg um solch benachteiligte Menschen, vor allem aus Förderschulen, um auch ihnen Ausbildungsmöglichkeiten zu eröffnen. Vor sechs Jahren stellte sie den Kontakt zur Denkmalpflege her, zur gleichen Zeit, als der Betrieb mit den Titeln "Perspektive für Jugendliche" oder "Hervorragender Ausbildungsbetrieb" ausgezeichnet wurde. Sie brachte damals ein körperbehindertes Mädchen im Bürobereich unter. "Dieses wurde sogar übernommen, ist inzwischen aber aus familiären Gründen weggezogen." Beim jüngsten Besuch informierte sich Grune über ihre Schäfchen und erfuhr, dass ein 16-Jähriger aus Thale mit einem Ausbildungsplatz ab 1. August 2010 rechnen kann. Ein 18-Jähriger bekommt nach zwei Jahren Ausbildung in einer anderen Firma als Holzbearbeiter bei der Denkmalpflege sogar die Chance, mit einem weiteren Jahr die Gesellenprüfung als Tischler abzulegen.

Weniger erfreulich war für sie allerdings, dass nur einer von zwei weiteren Kandidaten überhaupt seine Bewerbung eingereicht und sich vorgestellt hatte. "Meine Aufgabe besteht jetzt darin, für die offenen Stellen vielleicht noch passende Kandidaten zu finden."