Orgel klingt für guten Zweck
Weddersleben/MZ. - Die elfjährige Ulrike Trahan aus Neinstedt und der Pfarrer im Ruhestand Egbert Grimm gaben ein sommerliches Orgelkonzert an der Röver-Orgel. Eine sehr abwechslungsreiche Auswahl an Werken, zeitlich im 17. Jahrhundert ebenso angesiedelt wie 2002, als Reiner Gaar sein "Interludium meditativo" komponierte, im Anspruch pendelnd zwischen Johann Sebastian Bach und Fußübungen, die Orgelanfänger vollführen. Dabei war Grimm, der fachkundig moderierte, stets bemüht, auch die Besonderheiten, der an diesem Tag nicht optimal disponierten Orgel musikalisch herauszukehren.
So kam im 2. Satz der Sonatine in C-Dur von Muzio Clementi die Besonderheit der Wedderslebener Röver-Orgel gut zur Geltung: Sie hat im Unterschied zu den Orgeln des gleichen Baumeisters in der weiteren Umgebung ein Oboen-Register. Zur interessanten Konzertmischung gehörte auch das Jatek- Spiel von Bela Bartok und das für Orgel eingerichtete Händel-Laghetto aus der Oper "Xerxes".
Doch es war nicht allein das teilweise sehr ambitionierte Orgelspiel, das den Nachmittag unter dem Motto "Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit" ausmachte. Die Kollekte soll einem ganz speziellen Zweck dienen: Damit soll das Krankenhaus unterstützt werden, an dem Agostinho Cà in Bissau wirkt. Den Mediziner verbindet auch nach 30 Jahren viel mit Quedlinburg und Neinstedt. Absolvierte er doch einst hier eine Ausbildung zum Krankenpfleger und studierte später in Leipzig Medizin. Noch heute erinnert er sich an die sehr gute fachliche Ausbildung.
Egbert Grimm, der nach 18 Jahren Pfarrdienst in Neinstedt und einem Jahrzehnt in Magdeburg wieder nach Neinstedt kam, hält per Email den Kontakt nach Guinea-Bissau. "Agostinho Cà ist für rund eine Millionen Einwohner der einzige Urologe", berichtet der Theologe. "Die Bedingungen vor Ort sind miserabel. Während wir hier über hohe Spritpreise philosophieren, fehlt dort der Treibstoff komplett, um in entlegene Siedlungen zu Behandlungen zu fahren. Um hier etwas zu bewegen, sammeln wir Geld." Dazu kommt, dass die Regierung oft Monate mit der Zahlung der Gehälter von Ärzten im Rückstand sei.
Er selbst mache sich nicht mehr nach Afrika auf, sondern traf Agostinho Cà einmal, als der an einem Ärztekongress in Europa teilnahm. "Oft haben mich afrikanische Mediziner gefragt, ob sie nicht nach Deutschland oder Europa ziehen sollten, wo Fachkräftemangel herrscht. Doch brauchen nicht gerade die Menschen vor Ort in Afrika ihre heimischen Spezialisten. Wir hier wollen deren Engagement unterstützen." So kündigte Pfarrer Grimm an, dass der engagierte Thalenser Zahnarzt Edgar Winkler mit gebrauchsfähiger Dentaltechnik in Bissau tätige Hilfe leisten werde.