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OB-Wahl in Quedlinburg OB-Wahl in Quedlinburg: Bernd Skudelny: "Ich gehe an die Grenzen"

Von Ingo Kugenbuch 17.03.2015, 18:03
Bernd Skudelny (SPD) tritt für das Bündnis „Gemeinsam für Quedlinburg“ zur Wahl des neuen Oberbürgermeisters der Stadt Quedlinburg an.
Bernd Skudelny (SPD) tritt für das Bündnis „Gemeinsam für Quedlinburg“ zur Wahl des neuen Oberbürgermeisters der Stadt Quedlinburg an. Chris Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg - Als Bernd Skudelny mit seiner Frau am 25. Dezember 1989 zum ersten Mal nach Quedlinburg kam, war er höchst begeistert. „Wir haben gesagt: ,Das ist irre. Hier wollen wir hin!‘“, erinnert sich Skudelny. Es hat 25 Jahre gedauert, aber jetzt könnte es so weit sein: Bernd Christoph Skudelny will Oberbürgermeister in Quedlinburg werden.

In Marburg geboren

Skudelny - man hört es - ist im Westen Deutschlands groß geworden. Geboren wurde er 1962 im hessischen Marburg, aufgewachsen ist er in Bad Laasphe in Westfalen. Nach dem Abitur studierte Skudelny zunächst bis zum Vordiplom in Fulda Sozial- und Heilpädagogik, wechselte dann für ein Politologie-Studium nach Marburg, das er mit einem Diplom abschloss. Im Anschluss daran absolvierte er ein Aufbaustudium der Verwaltungs- und Rechtswissenschaften in Speyer.

Während seiner Studien hat sich Skudelny schwerpunktmäßig mit der Opposition im Ostblock beschäftigt - auch aus persönlichen Gründen: Ein Cousin Skudelnys sei damals aus der DDR geflüchtet, durch die Donau nach Jugoslawien geschwommen, berichtet er. Die Papiere seines Verwandten habe er später in vom Zwangsumtauschgeld gekaufter Marx-Engels-Literatur in den Westen geschmuggelt - und die sozialistischen Klassiker in einem Buchgeschäft der DKP gegen Gutscheine für Fachliteratur getauscht. Hat Skudelny damals den West-Kommunisten nahe gestanden? „Um Himmels Willen, nein“, sagt er. „Ich war Mitbegründer der Alternativen Liste in Marburg.“ Dagegen spricht auch, dass Skudelny gemeinsam mit seiner Frau und einem Studienkollegen eine tschechische Freundin in einem Auto über die ungarische Grenze nach Österreich geschleust hat. „Wir haben das Risiko ganz bewusst in Kauf genommen“, sagt Skudelny. „Wir wussten, wir würden nicht länger als 90 Tage im Gefängnis sitzen.“ Es ging alles gut.

Bernd Skudelny wurde 1962, in Marburg geboren, er hat drei Kinder und ist verheiratet. Seit zehn Jahren ist er SPD-Mitglied. Skudelny hat Politik- und Verwaltungswissenschaft studiert und arbeitete sowohl für die Privatwirtschaft als auch im kommunalen Bereich. Seit fünf Jahren ist Skudelny beim Landkreis Harz beschäftigt. Derzeit leitet er dort die Abteilung für Kreisplanung und -entwicklung. Er kandidiert für das Bündnis „Gemeinsam für Quedlinburg“ aus SPD, Bürgerforum, FDP, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und QfW. 2009 hat er sich bereits erfolglos als Bürgermeister im hessischen Büdingen beworben.

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Skudelnys erste wichtige Station nach dem Studium war ein Job bei Mercedes-Benz, 1994 wechselte er als wissenschaftlicher Angestellter zum Wirtschaftssenator nach Bremen, ehe er 1998 als Wirtschaftsförderer nach Zwickau ging. Bevor Skudelny 2011 in derselben Mission in den Harz kam, versuchte er nach eigenen Worten noch, die regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaft „Industrie- und Automobilregion Westsachsen“ „auf Vordermann zu bringen“. Er war dabei aber weder erfolgreich noch wurde er auf diesem Posten glücklich. „Ich bereue nichts in meinem Leben“, sagt Skudelny. „Ich habe viele Fehler gemacht - aber aus jedem Fehler gelernt.“ So sei er auch stolz darauf, dass die Staatsanwaltschaft im Zuge der Ansiedlung einer Logistikfirma in Sachsen gegen ihn ermittelt hat. „Ich gehe immer an die Grenzen, überschreite sie auch manchmal, um zu sehen, wie weit ich gehen kann.“

Der Harz ist die bislang letzte Station einer turbulenten Biografie. „Quedlinburg war bei der Wirtschaft immer außen vor“, sagt Wirtschaftsförderer Skudelny. „Das lag an der Stadt.“ Hier fehle das „Verständnis für unternehmerische Belange“, so Skudelny. „Es muss etwas geändert werden, und zwar dringendst.“ Er will die Verwaltung modernisieren und den Tourismus stärken, „Quedlinburg als Wirtschaftsstandort sichern“. In einer Podiumsdiskussion sagte er das so: „Ich rolle, wenn nötig, persönlich den roten Teppich für Investoren aus.“ Von ihm stammen aber auch sperrige Satz-Konstruktionen wie „Ich synchronisiere zentrale Verwaltungsprozesse.“ Falls er Oberbürgermeister wird, will er „jeden Tag ein Vorbild“ für die Mitarbeiter der Stadtverwaltung sein.

Aus Quedlinburg, sagt Skudelny, wolle er nicht mehr weg. „Das ist meine letzte Station.“ (mz)