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Nordharzer Städtetheater Nordharzer Städtetheater: Rein reimt und malt

Von Uwe Kraus 10.12.2014, 20:15
Bei der Matinee zu „Der Rosenkavlier“ gab Baron Ochs auf Lerchenau (Klaus-Uwe Rein) einen Einblick in das Stück. Hier improvisierte er mit Intendant Johannes Rieger (r.) der „Annina“ mimte, am Klavier Violetta Kollar.
Bei der Matinee zu „Der Rosenkavlier“ gab Baron Ochs auf Lerchenau (Klaus-Uwe Rein) einen Einblick in das Stück. Hier improvisierte er mit Intendant Johannes Rieger (r.) der „Annina“ mimte, am Klavier Violetta Kollar. chris wohlfeld Lizenz

quedlinburg/halberstadt - Der Opernsänger Klaus-Uwe Rein geht fremd, und seine Frau Thea, wie er am Nordharzer Städtetheater engagiert, stört das fast gar nicht. Außer, wenn er dann doch zu wenig Zeit fürs Familienleben des Künstlerpaares hat. Sie weiß im wahrsten Wortsinne ein Lied davon zu singen, wenn Rein reimt und malt. „Ich gestehe es, ich bin malsüchtig. Wenn hinter der Bühne ein Stück Kreide liegt, ist es vor meinen Zeichenattacken nicht sicher,“ berichtet eines der Urgesteine des Hauses.

Wer dem 58-Jährigen in großen Rollen auf der Theaterbühne kennt, den wundert es vielleicht, aber der groß gewachsene Mann versteht sich als „Kind gebliebener Sänger“. So wechselt er gerade nebenher das künstlerische Metier, greift zu Aquarellstiften und schreibt. Kurz vor Weihnachten liegt nun sein Erstlingswerk nicht nur vor, sondern auch in solchen Traditionsbuchläden wie Gebecke in Quedlinburg und Schönherr in Halberstadt.

Kinder-TÜV durchlaufen

„Ich habe jetzt mehr Bauchschmerzen als vor jeder Premiere“, gesteht der Bassist. Wobei er sich gar nicht sorgen braucht, sein 46-seitiges Buch hat den Kinder-TÜV schon durchlaufen. Seine Enkeltochter hat das Büchlein bereits zu ihren Freundinnen und in die Musikschule mitgenommen. „Die haben es gut gefunden. Und wer widerspricht schon dem Nachwuchs“, lacht der Mann mit dem feinen Strich.

Hat er die Geschichten vom Mausebär und dem Grottenolm oder vom glotzbeerigen Gruff Wuff gezeichnet, erdacht und aufgeschrieben, finden sich nun sogar Noten in der Druckfassung. Ja, er kann seine musikalische Herkunft nicht verleugnen. „Meine Idee ist, etwas Lockeres für Kinder zu machen. Melodien machen Geschichten erinnerlich.“ So sprach er mit Violetta Kollar, seit vielen Jahren die lustige Frau bei vielen kleinen Stücken des Theaters. „Violetta hat mich wenig später angerufen und mir spontan am Telefon vorgespielt, was ihr eingefallen ist; ein rührender Moment auf beiden Seiten.“ So können Kinder nun auf der Blockflöte das Ärger-, Mut- und das Flüsterlied spielen oder solo singen. „Die musikalisch umrahmte Geschichte eignet sich auch, von einer kleinen Kindertruppe nachgespielt zu werden. Wir haben bewusst alles einfach gehalten und auch auf Anglizismen verzichtet“, erzählt Klaus-Uwe Rein, dem der Zuhörer die Mischung von Spannung, wie das Buch bei der Zielgruppe ankommt, und Freude über das Geschaffene anmerkt.

Inspiration am Theater

Klaus-Uwe Reins „Fantasiegeschichten aus dem Harz“ spielen irgendwo zwischen seinem Wohnort Langenstein und dem Brocken. Fledermäuse, Hexen und Kater begegnen dem Betrachter ebenso wie der König und ein Korb Glotzbeeren. Inspiriert scheinen seine Geschichten von den vielen Märchen und Kindergeschichten, die er am Theater bereits erlebt und mitgestaltet hat.

„Nicht alle meiner Zeichnungen werden das Prädikat pädagogisch besonders wertvoll erhalten“, denkt der schreibende und zeichnende Sänger. „Aber Pittiplatsch macht auch Dinge, die nicht zum Nachahmen empfohlen werden und alle lieben ihn. Und wer mit offenen Augen Grimms Märchen nochmal liest, der merkt, das ist nicht alles absolut kindgerecht.“ Auch wenn Klaus-Uwe Rein in den nächsten Tagen wieder auf der Bühne steht und gleichzeitig mit seinen Kollegen für „Don Pasquale“ probt, er denkt als Buch-Macher schon wieder weiter. „Das zweite Buch ist fast fertig.“

Dann fügt er hinzu: „Darin soll eine CD liegen, damit die Kinder es leichter haben, die Stimmen der Lieder zu lernen.“ Er ist eben Sänger und weiß, wie sich Rollen lernen lassen. (mz)