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Nordharzer Städtebundtheater Nordharzer Städtebundtheater: Trauer um Sänger Ingo Wasikowski

23.10.2014, 16:59

Halberstadt - Der Sänger Ingo Wasikowski, Ensemblemitglied des Nordharzer Städtebundtheaters, ist am Mittwoch im Alter von 52 Jahren gestorben. Am Haus herrsche Fassungslosigkeit und Trauer über seinen plötzlichen Tod, sagte Intendant Johannes Rieger gestern. „Seit vielen Jahren war Ingo Wasikowski eine der tragenden Säulen unseres Musiktheater-Ensembles, der durch seine beeindruckende Vielseitigkeit stets zwischen Fächern und Genres variieren konnte“, so Rieger. Der Sänger hatte gerade die Premiere seiner nächsten Hauptrolle im Musical „Cabaret“ vorbereitet, als er völlig unerwartet aus dem Leben gerissen wurde, sagt der Intendant.

Viele verschiedene Rollen

In ein Rollenfach passte der 1962 geborene Ingo Wasikowski, dem man im Park mit Hündchen und Frau Amrei begegnen konnte, nicht. Er war genau das, was Theater wie das Halberstädter brauchen: ein variabel einsetzbarer Sänger für fast alle Gelegenheiten; er spielte den Gauner ebenso furios, wie er als Frauenschwarm durch die Operetten-Ballsäle schwebte. Alles, was man an einem Stadttheater an Musicals singen kann, hat er auf der Bühne gesungen. Wer seinen Jacques-Brel-Abend erlebt hat, wusste, was das Haus an ihm hatte. Die Liste seiner Rollen ist lang, seit er 1986 als Student bei der Uraufführung vom „Kleinen Muck“ mitspielte. „Ein eigenes Stück mit eigenen Liedern zu schreiben, das wäre für mich das Größte“, hat Ingo Wasikowski einmal gesagt. Und es klang so, als wäre schon mindestens der erste Akt fertig.

Halberstadt als Heimat

Seit 1989 lebte er in Halberstadt. „So lange habe ich noch nie irgendwo gewohnt. Es ist ein Stück Heimat“, sagte er über Halberstadt, wo er rund um den Domplatz Freunde fand. Wichtig für den geistigen Ausgleich, nachdem der Theater-Vorhang gefallen ist. An der Wohnungstür wurde viel Berufliches abgelegt, da begann das Privatleben mit seiner Frau und den zwei Söhnen.

Eine tiefe Lücke klafft seit Mittwoch in einer Künstlerfamilie, die weit über das Ensemble des Nordharzer Städtebundtheaters hinaus geht. „In unzähligen Rollen bereitete dieser Publikumsliebling unseren Zuschauern unvergessliche Theaterabende, berührte sie, brachte sie zum Lachen und verzauberte sie mit seinem Charme“, sagt Rieger.

„Die ganze Bandbreite dieses wunderbaren Künstlers verdeutlichen beispielhaft seine darstellerischen Aufgaben allein in diesem Jahr: Erstmals italienisch singend als gleichermaßen anrührender und verspielter Schaunard in La Bohème, als charmant-verführerischer Ganove Mackie Messer in der Dreigroschenoper, als virtuoser Che in Evita, als wirbelnder Frauenschwarm in Ball im Savoy, in verschiedenen Rollen und Zeitebenen in Hair sowie zuletzt als sächselnder Kannibale in Offenbachs Häuptling Abendwind - und wir hatten noch so viele gemeinsame Pläne für zukünftige Produktionen, die nun Bühnenträume bleiben müssen“, so der Intendant. „Sein Tod reißt menschlich und künstlerisch eine schreckliche Lücke, ist für Angehörige und Mitarbeiter ein großer Schock und für das Kulturleben der Region ein unersetzlicher Verlust. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.“ (mz/uh/ku)