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Nordharzer Städtebundtheater Nordharzer Städtebundtheater: Theaterluft schnuppern

Von Uwe Kraus 04.03.2013, 18:00
Ein öffentliches Balletttraining zelebrierte Jaroslaw Jurasz mit seiner Compagnie.
Ein öffentliches Balletttraining zelebrierte Jaroslaw Jurasz mit seiner Compagnie. chris Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg/MZ - Statisten-Chef Bertram Beier wirkt wie aus dem Musical „Hair“ entsprungen. Ganz in Hippie-Mode läuft er beim Tag der offenen Tür mit seinen zwei Begleiterinnen durch das Theater am Marschlinger Hof und verteilt Werbepostkarten. „Für unsere Inszenierung im Bergtheater brauchen wir noch dringend Mitstreiter; männlich, zwischen 18 und 30 Jahren, Singen und Tanzen sollten sie auch können“, umreist Beier die Casting-Anforderungen.

Währenddessen läuft im Großen Haus die Matinee zur Opernproduktion „Der Rosenkavalier“, die am Sonnabend ab 18 Uhr in Halberstadt Premiere haben wird. „Kaum ein Zuschauerplatz blieb dabei leer“, freut sich Intendant Johannes Rieger über die riesige Besucherresonanz zu diesem alle zwei Jahre im Wechsel mit Halberstadt hier stattfindenden Kulturereignis. „Bei der Theaterführung fand ich es ziemlich eng, aber ich will ja nicht drüber klagen, dass das Publikum uns so verbunden ist. Im Vergleich zu den Vorjahren ist auch nichts von einem Mittags-Tief zu spüren.“

So füllen zur Mittagsstunde Ballett-Freunde das Theatergestühl. Jaroslaw Jurasz hat seine Compagnie zum Training auf die große Bühne bestellt. Begleitet von Ballett-Repetitorin Nina Schneppmüller am Klavier demonstriert er mit seinen Tänzerinnen und Tänzern, wie sie jeden Vormittag im Ballettsaal Drehungen und Sprünge vollführen, damit alle Positionen in Aufführungen wie „Amadeus“ oder im Sommer „Maria Magdalena“ sitzen.

Ganz im Zeichen der Musical-Produktion „Hair“ steht auch der Vorplatz des Theaters. Jonas (9) und Anthea (8) aus der Grundschule am Kirchplatz in Bad Harzburg sind mit den Großeltern nach Quedlinburg gereist und bemalen mit anderen Altersgefährten einen Container. „Der gehört zum Musical-Bühnenbild“, erläutert Ausstattungsleiterin Wiebke Horn. „Der Alt-Hippie Burger lebt nun in einer Wagenburg, die hier mit Unterstützung unserer Zuschauer entsteht.“Überhaupt sei das Interesse für die Dinge hinter der Bühne sehr groß. „Wir haben einen Shuttle-Bus zu den Werkstätten eingerichtet. Der ist jedes Mal knackevoll“, registriert Wiebke Horn.

Dicht gedrängt lauschen jüngere wie ältere Besucher in der Studiobühne „Theatergeheimnissen“. Schauspielkoordinator Arnold Hofheinz führt hier ins Improvisationstheater ein. Wer nur kurz vorbeischaut schüttelt den Kopf. Was hat Asbestunterwäsche mit einer Waschmaschine zu tun, die wiederum mit Internet-Anschluss ausgestattet ist. Die Mitspieler haben dagegen viel Spaß am Spiel und fügen gleich noch einige kleine Sprechübungen mit einem Weinkorken zwischen den Zähnen an. Die beiden Halberstädterinnen Monique und Marina vom Theaterjugendklub folgen Hofheinz’ Vorgaben mit Begeisterung. Juliane Meyer kann sich dem Lob nur anschließen. „Der Ausflug nach Quedlinburg hat sich voll gelohnt und inspiriert, einmal öfter zu normalen Vorstellungen zu kommen.“

Theater-Fan Heidi Escher hätte sich mehr Politiker unter den Gästen gewünscht. „ Sie entscheiden über die Theaterzukunft, und da sollte man schon wissen, dass in Quedlinburg ein lebendiges Schauspielensemble beheimatet ist.“ Bei Theaterpädagogin Anja Grasmeier und ihrem Mitmachtheater für Kinder steht „Das verzauberte Vögelein“ auf dem Programm. „Seit 13 Jahren produzieren wir nun solche Märchen-Unikate, wie sie nur beim Tag der offenen Tür zu erleben sind. Erst sind alle Kinder schüchtern und dann kriegt man sie kaum vom Königsthron wieder runter.“