Närrische Prinzen tummeln sich im Weltkulturerbe
QUEDLINBURG/MZ. - Er gründet einen Verein von aktuellen und ehemaligen Majestäten, mit denen er Kontakte pflegt, Traditionen weiterführt und bei einem Treffen wieder im Mittelpunkt stehen kann.
So oder ähnlich soll sich die Vorgeschichte bis zur Gründung des Prinzenclubs in Quedlinburg zugetragen haben, als aus der historisch begründeten Abschlusssitzung des Carnevalvereins (QCV) - hier durfte schon immer eine Woche länger gefeiert werden, hätten Quellen belegt - erstmals 2001 ein Harzer Prinzentreffen wurde. Erst vier Jahre später griff der damalige Prinz Marco Hering diese Idee erneut auf, inzwischen ist er der Präsident des im Vorjahr gegründeten 1. Sachsen-Anhaltinischen Prinzenclubs, der nun zum "6. Harzer Prinzentreffen" in die Bodestadt geladen hatte.
Zusammen mit seinem Stellvertreter Uwe Tyka sowie Schatzmeister Uwe Hübner und dem QCV bereitete er ein abwechslungsreiches Programm vor, zu dem auch ein Empfang beim Schirmherren, Landrat Michael Ermrich, im Wernigeröder Schloss gehörte. "22 Vereine waren dort vertreten", zog QCV-Chef Dietmar Schuda ein erstes Fazit, "darunter aber noch zu wenige aus der Region und dem Land".
Torsten I. und Karina I. aus Güntersberge kamen ebenso wie Ex-Prinzessin Elke II. vom Schützenverein Warnstedt, der seit ewigen Zeiten mit seinen Karnevalveranstaltungen schon die Gelder fürs jährliche Schützenfest rekrutiert. Der Wegelebener Traditionsverein schickte eine Abordnung, aus Hoym kamen mit Harald I. und Burglind I. die aktuellen Tollitäten.
Doch bange machen gilt nicht, weiß auch Vereins-Urgestein Horst Badzinski um die Anfangssorgen des Niedersächsischen Prinzenclubs vor 30 Jahren, neben Quedlinburg und Duisburg einem von nur drei Prinzenvereinen in ganz Deutschland: "Es wird noch etwas dauern, bis wir den verdienten Stellenwert bekommen."
Optimistischer blickte der Quedlinburger Prinz Achim II. voraus, mit bürgerlichem Namen Hans Joachim Rathmann: "Das ist erst der Anfang, wir sind auf dem Weg zum internationalen Prinzentreff."
Das zumindest würde, ganz karnevalistisch, dem Anspruch ans Welterbe entsprechen. Die bunte Revue der Quedlinburger wurde nur vereinzelt von den Gästen mit ihren Schlachtrufen unterbrochen. Dem üblichen "Helau" der meisten Narren setzten Heidrun I. und Burkhard I. ihr plattdeutsches "Bismark - et levt" entgegen, während die ausgefallenen "Halli masch" oder "Bode Hero" der einheimischen Vereine aus Bad Suderode und Thale für diese Saison bereits verstummt schienen.
Ob das Männerballett als Hawaiimädchen oder die Bänkelsängerinnen, flotte Tänze der Garden oder Parodien auf verschiedene Künstler wie Madonna oder DJ Ötzi für Stimmung sorgten, den Hoheiten unter anderem aus Hildesheim, Göttingen und Delmenhorst, aber auch Halle, Salzmünde, Merseburg, Hannover Salzgitter, Braunschweig und Bad Harzburg wurde die Zeit bis zum bitteren Ende angenehm verkürzt. In einem Sarg wurde die fünfte Jahreszeit 2009 zu Grabe getragen.
Die Symbolik rückte auch angesichts der Frage in den Vordergrund, ob damit nicht sogar die Zukunft verabschiedet wurde. Immerhin soll der Kaiserhof demnächst geschlossen werden und wäre damit nach dem Motel schon der zweite Veranstaltungsort für den QCV, der verschwinden würde. Gemäß dem diesjährigen Motto "Lieber Harz als Honolulu" könnten die Quedlinburger vielleicht doch überlegen, dorthin zu wechseln - ein sicherer Aufführungsort wäre immer drin, sogar im Freien.