Nach erster Klasse gibt es eine selbst gestaltete Fibel
Gernrode/MZ. - Damit das Lernen noch mehr Spaß macht, wurden vier Räume der Grundschule in der Gernröder Altstadt neu gestaltet. Der Stadtrat stellte für die Renovierung rund 40 000 Euro zur Verfügung.
Mit der Sanierung der vier Klassenräume ist aber vor allem mehr Platz geschaffen worden, um das Konzept "Lesen durch Schreiben lernen" nach Ute Andresen, Dozentin an der Pädagogischen Hochschule in Erfurt, besser umsetzen zu können. Dies erfordert immer wieder kleinere Gruppen als einen ganzen Klassenverband, folglich mehr Platz. Die neu gestalteten Räume befinden sich im Schulhaus, das die Freie Ganztagsschule bis zum Wegzug nach Neinstedt nutzte und früher die Sekundarschule beherbergte.
Dringenden Handlungsbedarf hatten nicht nur die Lehrer gesehen, sondern auch die Eltern sowie der Schulelternrat, und machten Druck. So wurden die Fußböden und Fenster erneuert, die Heizung auf Vordermann gebracht und die Wände gemalert. Die Aufträge gingen an Handwerksfirmen aus der Region. Koordiniert wurden die Arbeiten von Hausmeister Bodo Limpert, wie Bürgermeister Werner Grundmann lobend hervorhebt, der selbst 32 Lehrer in Gernrode war.
Entstanden sind drei schmucke Klassenräume und ein Werkraum. Der Turnsaal wurde jetzt für den Schulfasching hergerichtet. Er soll nach dem Wunsch der Schulleitung einmal zur Aula werden, die es bisher an der Grundschule nicht gibt. Zugleich mit der Neugestaltung der Klassenräume entstand im Stammhaus der Grundschule, wenige Meter entfernt, ein neues Schulleiterzimmer und ein Sekretariat. Bisher musste die Leiterin mit kaum zumutbaren Räumlichkeiten in einem Nebenhaus auskommen.
Die Gernröder Grundschule hat derzeit 95 Schüler in sechs Klassen. Acht Lehrerinnen und zwei Pädagogische Mitarbeiterinnen betreuen die Mädchen und Jungen. Das Konzept nach Ute Andresen wird seit sechs Jahren in Gernrode, als bisher einzige Schule im Landkreis, verfolgt. Das Konzept setzt auf die Kreativität und Selbständigkeit der Schüler. Nach der Erkenntniskette "Welt - Wort - Wir" werden Sinninhalte erschlossen. Die Lehrer geben den schneller Vorankommenden weiterführende Aufgaben, um sich denen mehr widmen zu können, die mehr Hilfestellung brauchen. Ein Kind liest im ersten Schuljahr rund 100 Bücher von Ute Andresen. Die bekommt die Schule von der Pädagogin selbst, zu der enge Kontakte gepflegt werden. Eine seit sechs Jahren bestehende Schulbibliothek ist für diesen Lese-Enthusiasmus die Grundlage.
"Die Arbeit ist aufwendiger, dafür wird mehr auf die Schüler eingegangen", sagt Schulleiterin Christel Garscha zu dem Konzept. Die Unterrichtsstunden erstrecken sich dann über 90 Minuten, damit länger als sonst an einem Thema drangeblieben werden kann und die Schüler nicht nach 45 Minuten abrupt vom Lesen zum Rechnen übergehen müssen.
Im Laufe des ersten Schuljahres wird unter anderem eine Fibel mit Beiträgen der Mädchen und Jungen gestaltet, von der jedes Kind zum Abschluss des Schuljahres einen Abzug erhält.