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Mägdesprung Mägdesprung: Anwohner im Selketal bekommen Wasser aus 60 Metern Tiefe

Von Petra Korn 04.07.2014, 12:31
Das Wasser aus dem Brunnen ist härter als Quellwasser.
Das Wasser aus dem Brunnen ist härter als Quellwasser. archiv Lizenz

mägdesprung/MZ - Ringsum Wald und Wiese, gleich nebenan steht eine kleine Kapelle, im Tal plätschert die Selke. Am III. Hammer in Mägdesprung herrscht Idylle pur. Friedrich Hohmann wohnt hier seit 1968 in einer Mietwohnung. Er fühlt sich wohl, sagt der Rentner, „ich will hier auch nicht weg“. Doch es gibt etwas, das Friedrich Hohmann Sorgen macht: Erfolgte früher die Wasserversorgung über Wasser aus einer Quelle, kommt das Trinkwasser nun aus einem eigens gebohrten Brunnen.

Und dieses Wasser, sagt Hohmann, hat „einen hohen Kalkgehalt“. So setze sich beispielsweise beim Kochen Kalk ab. „In die Waschmaschine kann ich Entkalker geben, aber was ist mit dem Elektroboiler?“ Für Fritz Hohmann ist nicht nachvollziehbar, warum jetzt ein Brunnen genutzt wird. Zwar seien nun Innen-WC im Haus eingebaut worden; Bäder habe es zuvor schon gegeben. „Doch früher haben hier noch viel mehr Leute gewohnt, und das Wasser hat auch gereicht“, sagt er.

Versorgung war nicht mehr zeitgemäß

„Die frühere Versorgung war nicht mehr zeitgemäß“, sagt Eike Feldhusen. Er hat in einer Eigentümergemeinschaft ein Haus am III. Hammer erworben und renoviert gerade seine Haushälfte; in der anderen wohnt Fritz Hohmann. Joachim Syska, der seit vielen Jahren am III. Hammer ein Freizeitdomizil hat, spitzt es zu: „Man hat das so hingenommen. Aber eigentlich war das eher eine Brauchwasserversorgung mit eingeschränkter Verfügbarkeit.“ Das Wasser für Kaffee und Tee habe er sich immer von zu Hause mitgebracht, sagt der Hallenser. Das Wasser aus der Quelle war, bevor es in die Häuser gelangte, über verschiedene Becken geleitet worden, damit sich Mitgespültes absetzen konnte. „Das ist eben Natur“, sagt Joachim Syska. Und das bedeutete, dass nach starkem Regen das Wasser auch mal schmutzig aus der Leitung kam oder das Nass bei längerer Trockenheit ziemlich spärlich war. Hinzu kommt, dass es im oberen Bereich des Bächleins tatsächlich auch eine Suhle gibt, berichten Eike Feldhusen und Joachim Syska, weshalb es scherzhaft auch „Keilerquelle“ genannt wurde.

Herzklopfen beim Erinnern

Neben Absetzbecken, die zweimal jährlich gereinigt wurden, gab es noch eine spezielle Behandlung für das Wasser: Es wurde gefiltert und UV-bestrahlt. „Die Quellversorgung war alt und sanierungsbedürftig. Sie herzurichten wäre mindestens ebenso teuer gewesen, wie einen Brunnen zu bohren. Aber damit wäre die Versorgung immer noch unsicher. Denn eine Wasserversorgung, die dauerhaft und sicher ist, wäre mit einer Oberflächenversorgung nur schwer machbar“, sagt Eike Feldhusen. „Es musste eine Entscheidung getroffen werden.“ Der Ingenieur nahm sich des Themas an. Eine Fernversorgung über einen kommunalen Verband würde es wegen der Außenlage und des felsigen Untergrunds nicht geben. „Die Frage, wo bekommt man Wasser her, wer kann einen Brunnen bohren - das hat richtig Arbeit gemacht“, sagt Eike Feldhusen und betont, dass hier in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt und mit den anderen Hauseigentümern am III. Hammer gemeinschaftlich gehandelt wurde. „Wir haben extra eine Trinkwassergemeinschaft gegründet, die den Brunnen gemeinschaftlich betreibt.“ An dessen Bohrung denkt Eike Feldhusen immer noch mit Herzklopfen zurück: „Wasser sollte es bei 25 Meter geben, geplant war, 40 Meter tief zu bohren. Aber bei 50 Metern gab es immer noch kein Wasser.“

Wasse erscheint auf ersten Blick milchig

Jetzt werden die 20 Wohnungen mit Wasser aus einem 60 Meter tiefen Brunnen versorgt. Es wird aufbereitet, ehe es in die Häuser gelangt. „Wir behandeln das Wasser mit Luft, die unter Druck in das Wasser hineinkommt. Deshalb erscheint es, wenn es aus dem Hahn kommt, erst einmal milchig. Das sind ganz feine Luftblasen“, erklärt Feldhusen. Die würden ausperlen, das Wasser sofort klar werden. „Wir haben jetzt sauberes Wasser, das schmeckt“, sagt Joachim Syska. „Es ist eine optimale Lösung. Eine bessere hätten wir nicht kriegen können.“ Auch Helmut Krause, der ebenfalls am III. Hammer wohnt, ist zufrieden: „Es ist überhaupt kein Vergleich zu vorher.“ Im Vergleich zum Quellwasser ist das Brunnenwasser härter. „Wenn man das Wasser aus dem Fels nimmt, kann man das nicht vermeiden“, sagt Feldhusen. Doch mit 15 Grad deutscher Härte sei es „gerade eben hart, aber nicht wirklich hart“. Für Syska ist das kein Thema. „Das Häppchen Kalk“, winkt er ab und fügt schmunzelnd hinzu: „Das ist vielleicht noch gut für die Knochen.“