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Lyonel-Feininger-Galerie Lyonel-Feininger-Galerie: Ausstellung zeigt Feiningers Mikrokosmos

Von Rita Kunze 11.09.2013, 18:28
Die neue Feininger-Ausstellung ist reich bestückt und zeigt anhand von Zitaten auch Feiningers persönliche Sicht auf sein Werk.
Die neue Feininger-Ausstellung ist reich bestückt und zeigt anhand von Zitaten auch Feiningers persönliche Sicht auf sein Werk. Chris Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg/MZ - „Die Kirche, die Mühle, die Brücke, das Haus ... haben mich von Kindheit auf mit tiefen, andächtigen Gefühlen erfüllt. Sie sind nämlich sinnbildlich“, schrieb Lyonel Feininger 1917 in einem Brief an den Dichter Adolf Knoblauch. Eine kleine Dorfkirche vor den Toren Weimars hatte es dem Maler dabei besonders angetan: Der Name Gelmeroda ist untrennbar mit Feiningers Werk verbunden. Auch in der aktuellen Ausstellung in der Quedlinburger Feininger-Galerie, die unter dem Titel „Auf dem Weg zum Bauhaus-Künstler“ vornehmlich Feiningers Holzschnitte präsentiert, fehlt diese Kirche nicht.

Experimentierfeld

Unter anderem an ihrer Darstellung lässt sich die künstlerische Entwicklung des Malers gut beobachten, sagt Björn Egging, ehemaliger Leiter der Quedlinburger Feininger-Galerie, der die Ausstellung zu Amtszeiten erarbeitet und nun die Eröffnungsrede gehalten hat. Zeige Feininger die Kirche anfangs sehr expressiv und in einem starken Hell-Dunkel-Kontrast, so sei sie am Ende sehr durchlichtet und beruhigt: „Das ist eine Kathedrale und keine Dorfkirche mehr.“ Linear verlaufen sei diese Entwicklung allerdings nicht: Bei dem Versuch, die möglichst einfache Form zu finden, habe Feininger mit den Holzschnitten ein Experimentierfeld betreten, auf dem er einen Schritt vor und zwei zurück gegangen sei.

Mit Holzschnitten hat sich Lyonel Feininger nur wenige Jahre beschäftigt, aber die in dieser kurzen Zeit entstandenen rund 320 Arbeiten haben die entscheidenden Impulse für sein Schaffen geliefert, sagt Egging: „Ohne sie wäre der Bauhaus-Künstler so nicht möglich gewesen.“ Als er als Maler nicht mehr weiter wusste, hat sich Feininger dem Holzschnitt zugewandt. „In Braunlage werde ich eifrig arbeiten, hauptsächlich Holzschnitte herstellen“, schrieb der Künstler 1918. Danach sei es dann auch mit der Malerei wieder vorangegangen, sagt Egging.

Demonstriert wird dies mit der Sammlung von Dr. Hermann Klumpp, die weltweit den umfangreichsten Bestand an druckgrafischen Arbeiten Feiningers beherbergt und denen nun Aquarelle und Ölgemälde zur Seite gestellt werden, darunter Leihgaben vom Whitney Museum of American Art in New York, aus der Sammlung Deutsche Bank, aus dem Essener Folkwang-Museum und den Kunstsammlungen Chemnitz.

Die Ausstellung ist die wohl größte und umfassendste, die jemals in der Quedlinburger Galerie zu sehen war. Und sie zeigt - inmitten des Umfangs und der Vielfalt der Motive - einen Mikrokosmos von Feiningers Werk. Denn „auch wenn viele andere Werke zu sehen sind, bleibt es doch immer noch eine Holzschnitt-Ausstellung“, betont Björn Egging. Mit Werken, die „gleichrangig, autonom und impulsgebend“ seien und nun in drei Ausstellungsräumen ausgiebigst zu betrachten sind.

Abstecher ins Zwischengeschoss

Egging weist die Besucher auf einen lohnenswerten Abstecher ins Zwischengeschoss der Galerie hin, denn dort gebe es drucktechnische Besonderheiten zu sehen: Fragmente, Druckstöcke, Ausschnitte aus grafischen Werken, von Feininger entworfene Briefköpfe und Beispiele von Büchern. Zu den Raritäten gehört ein Abklatsch von einem frischen Druck.

Im letzten, neu geschaffenen Ausstellungsraum werde der „Output“ des Holzschnittwerks aus den 20er Jahren gezeigt. „Das ist zum Teil sehr monumental angelegt“, sagt Egging. Die von den Holzschnitten bekannte Flächigkeit zeige sich auch in den Ölbildern, die sich stark von Feiningers zuvor kubistischem Werk unterscheiden.

Die Ausstellung „Auf dem Weg zum Bauhaus-Künstler“ ist bis zum 6. Januar 2014 zu sehen. Zur Ausstellung erscheint im Kerber-Verlag ein Ausstellungskatalog. Er kann in der Galerie und im Buchhandel erworben werden.

„Schlachtflotte“ aus dem Jahr 1920.
„Schlachtflotte“ aus dem Jahr 1920.
Chris Wohlfeld Lizenz