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Leihgabe ergänzt Frühwerk Volleroda I

24.11.2009, 16:11

QUEDLINBURG/MZ. - Ein kapitales Spätwerk von Lyonel Feininger bereichert seit kurzem die Dauerausstellung der Lyonel-Feininger-Galerie. Das Gemälde "Thüringisches Dorf (Mellingen)" stammt von 1949 und ist dem Feininger-Museum für wenigstens ein Jahr leihweise aus süddeutschem Privatbesitz überlassen worden. Museumsleiter Dr. Björn Egging erklärt dazu: "Die Leihgabe ist ein Glücksfall für das Haus, denn das Bild, das Feininger beinahe 80-jährig in Amerika malte, ergänzt auf wunderbare Weise unser Frühwerk ,Vollersroda I' von 1912, ebenfalls ein Dorf in der Nähe von Weimar."

Das "Thüringische Dorf" wird zurzeit parallel zur laufenden Ausstellung "Erich Heckel. Der stille Expressionist. Aquarelle aus 60 Jahren", die noch bis zum 10. Januar 2010 zu sehen ist, präsentiert. Am Sonnabend, 28. November, haben alle Quedlinburger und alle auswärtigen Besucher die Möglichkeit, den Neuzugang und die Heckel-Ausstellung bei freiem Eintritt zwischen 14 und 17 Uhr zu erleben.

"Thüringisches Dorf (Mellingen)" entstand 1949, als Feininger wieder in den Vereinigten Staaten lebte, wohin er 1937 unter dem Druck der Nationalsozialisten zurückgekehrt war. Mellingen befindet sich in der Nähe von Weimar und hatte Feininger - wie viele andere thüringische Dörfer - zu zahlreichen Arbeiten inspiriert. Mit dem Werk "Vollersroda I" besitzt die Lyonel-Feininger-Galerie aus der Sammlung Dr. Hermann Klumpp bereits ein frühes Hauptwerk aus diesem Themenkreis.

Die in Deutschland gefundenen Motive, vor allem Thüringen und die Ostsee, blieben für Feininger in Amerika die wichtigste Quelle für seine Kunst. In den Briefen an die Freunde in Deutschland drückte Feininger immer wieder seine Sehnsucht nach den alten Orten aus. Das späte Werk, das erst jüngst in der Ausstellung "Lyonel Feininger. Zurück in Amerika 1937-1956" in der Stiftung Moritzburg in Halle zu sehen war, orientiert sich kompositorisch an früheren Darstellungen von Mellingen, scheint sich aber in der summarischen und offenen Behandlung von Farbe und Form von den konkreten Vorbildern zu befreien. Es ist zu einem Bild geworden, aus dessen angedeuteten Formen und Farbnebeln die Erinnerung aufsteigt.

Fast 40 Jahre nach "Vollersroda I" entstanden, ist das "Thüringische Dorf" auch als Essenz von Feiningers Beschäftigung mit der Umgebung Weimars zu verstehen.

DerKostenloser Eintritt in die Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg ist am Sonnabend, 28. November, von 14 bis 17 Uhr möglich.