Tourismus Langen Gasse 30 in Quedlinburg: Samocca der Lebenshilfe bietet Übernachtungen in Hotel und Herberge an

Quedlinburg - Daniela Hensel zupft noch einmal die Bettdecke zurecht. Buchstäblich bis zur letzten Minute wurde hier gearbeitet - und am Dienstag ist es dann ganz offiziell eröffnet worden: das neue „Samocca Hotel und Hostel“ in der Langen Gasse in Quedlinburg.
Und Daniela Hensel gehört zu den insgesamt 24 Menschen mit Behinderung, die - gemeinsam mit sechs pädagogischen Anleitern - im „Samocca“, in Kaffeerösterei und Café, Hostel und Hotel arbeiten und für die Gäste da sein werden. „Ich freue mich, dass ich das machen darf.
Für mich ist das eine gute Herausforderung“, sagt Daniela Hensel, die seit zwölf Jahren im „Samocca“ tätig ist. Rund 750.000 Euro hat die Lebenshilfe Harzvorland-Quedlinburg als Eigentümerin in den vergangenen zwei Jahren für die Arbeiten in dem denkmalgeschützten Haus investiert.
Lebenshilfe investierte rund 750.000 Euro in Umbauten
Seit 1996 ist die Lebenshilfe Eigentümerin des Hauses aus dem 16. Jahrhundert. Schon damals gab es die Idee, hier auch ein Heuhotel einzurichten. „Bei der ersten Sanierung bis 1998 hat das Geld nur für das Erdgeschoss, das Dach und die Sicherung des Hauses gereicht“, erinnert sich Lebenshilfe-Geschäftsführer Andreas Löbel.
Im Haus entstanden zunächst eine Schauwerkstatt, ein Weinkeller und Biergarten, später ein Bistro. 2006 wurde schließlich das „Samocca“ eröffnet. Die oberen Etagen aber blieben ungenutzt.
Schauwerkstatt, Weinkeller und Biergarten im Haus
„Vor gut drei Jahren haben wir uns entschlossen, an die oberen Etagen heranzugehen“, sagt Löbel. Bei der durch die Baubecon, den Sanierungsträger der Stadt, begleiteten Prüfung der Bausubstanz „haben wir gemerkt, wie desolat das Haus ist“.
In dem Gebäude, das aus ursprünglich zwei zusammengeführten Häusern besteht, gab es enorme Schäden. Die Lebenshilfe entschloss sich, die dringend nötige Sicherung des Hauses anzugehen, die Obergeschosse zu sanieren und die Idee eines Beherbergungsbetriebes wieder aufzugreifen.
Im vergangenen Jahr wurde entkernt, wurden in den beiden oberen Etagen die Fachwerkhölzer ausgetauscht, die Gefache neu ausgemauert und mit Lehm verputzt, Decken saniert.
Weil dafür das Haus abgestützt werden musste, war auch das „Samocca“ lange geschlossen. In diesem Jahr erfolgte dann die weitere Ausgestaltung der oberen Etagen.
Stapelbetten wurden in der Holzwerkstatt der Lebenshilfe gebaut
„Dabei haben wir versucht, so viel wie möglich mit den eigenen Werkstätten zu machen“, sagt Andreas Löbel. Dazu gehören auch die Möbel: Um möglichst viel Flexibilität in den Hostel-Zimmern zu haben, wurden Stapelbetten entwickelt und in der Holzwerkstatt selbst gebaut.
So kann beispielsweise aus dem Zwei-Bett- ein Vier-Bett-Zimmer werden. Das größte ist übrigens ein Acht-Bett-Zimmer - mit vier Schlafplätzen in einer eigens eingebauten kleinen Galerie direkt unter der Dachschräge.
Auch das andere Mobiliar aus Stahl und Eiche wurde in den Holz- und Metallwerkstätten der Lebenshilfe selbst gebaut, sagt Steffi König, Hausleiterin im „Samocca“. „Die Spiegel, die Ablagen an den Waschtischen, die es zusätzlich zum Bad in den Hostel-Zimmern gibt, die Halter im Bad - das ist alles aus unserer Werkstatt.“
Insgesamt hat das Haus eine Kapazität von 32 Betten, davon 26 im Hostel und 6 im Hotel, in dem die Zimmer mit Boxspringbetten sowie zusätzlich mit Stehlampe und Sessel ausgestattet sind.
Förderung durch Baubecon machte Sicherung des Denkmals möglich
„Wir haben schon einige Projekte gemacht. Aber das ,Samocca‘ war eine große Herausforderung: baulich, inhaltlich und von der Kleinteiligkeit her“, sagt Löbel. „Es hat nur deshalb gut funktioniert, weil alle an einem Strang gezogen haben.
Dafür ein großes Danke an alle Mitarbeiter der Lebenshilfe und die Handwerker der regionalen Firmen.“ Dankbar sei die Lebenshilfe auch für die Unterstützung bei der Sicherung des Denkmals durch eine Förderung über die Baubecon.
Lebenshilfe hofft auf viele junge Gäste im Hostel
Andreas Löbel hofft, dass das neue Angebot - gerade mit dem Hostel soll vor allem die junge Generation angesprochen werden - gut ankommt. In sozialen Medien sei es schon bekanntgemacht worden, das Interesse groß gewesen.
Die ersten Buchungen für das Hostel und Hotel gibt es schon, sagt Steffi König. „Für uns ist das auch spannend.“ Daniela Hensel freut sich, „dass ich wieder was Neues dazulernen kann“. Auf ihre künftigen Aufgaben haben sich die Werkstattmitarbeiter längst vorbereitet. Daniela Hensel hat zum Beispiel ein Praktikum in einem Quedlinburger Hotel absolviert. (mz)