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Landkreis Harz Landkreis Harz: Start in das neue Jahr wurde überschattet

Von DETLEF HORENBURG UND UWE KRAUS 01.01.2009, 18:49

QUEDLINBURG/HALBERSTADT/MZ. - Kurz vor sieben Uhr kam ein 20-jähriger aus Wedderstedt mit seinem VW Polo zwischen Ditfurt und Wegeleben von der Fahrbahn ab und prallte gegen einen Baum. Das Auto zerbarst. Beim Aufprall wurde der 23-jährige Beifahrer aus Ditfurt, der zu Besuch seiner Eltern war, herausgeschleudert und starb noch an der Unfallstelle. Den Fahrer schnitten die Kameraden der Feuerwehr aus dem Fahrzeug heraus. Er wurde ins Klinikum eingeliefert, wie Uwe Becker, Pressesprecher des Polizeireviers Harz, mitteilte.

Ein weiterer schwerer Unfall mit zwei Toten ereignete sich Donnerstag gegen elf Uhr zwischen Westerhausen und Warnstedt. Dabei starb ein 25-jähriger Langelsheimer und eine 20 Jahre junge Frau aus dem Harzkreis. Der Pkw Ford Escort kam der Polizei zufolge bei relativ glatter Straße in einer Rechtskurve von der Straße ab und stieß gegen einen Baum. Beide erlagen noch am Unfallort ihren schweren Verletzungen.

Die Einsatzleitstelle des Land kreises koordinierte auch diesen Rettungseinsatz. Rund um die Uhr in drei Schichten kümmern sich jeweils vier Mitarbeiter um Rettungseinsätze auf den Straßen und aus der Luft, Löscheinsätze und technische Hilfeleistungen der Feuerwehr, aber auch um die Vermittlung des Kassenärztlichen Notdienstes. "Von Schielo bis Schwanebeck, von Opperode bis Abbenrode haben wir auf einer Fläche von 2 100 Quadratkilometern 246 000 Einwohner in 18 Städten und 85 Gemeinden zu versorgen, dazu kommen die unzähligen Touristen, die auf den Brocken steigen", berichtet Roland Schweigert. Mit Gesine Werner, Ralf Borschinsky und Mathias Joachim versieht er die letzte Spätschicht im Haus III der Halberstädter Kreisverwaltung. Piepsen, Klingeln, aufgeregte Anrufer, der Blick auf die Bildschirme, das ist für sie Alltag. "Auch Silvester gibt es hier Normalbesetzung. Nur bei großen Problemen rollt Verstärkung an."

Kaum hat er ausgeredet, wird eine technische Hilfeleistung durch die Feuerwehr Wasserleben angefordert, ein Durchfluss hat sich zugesetzt. Währendessen koordinieren Gesine Werner und Mathias Joachim einen Unglücksfall an einer der Unfallschwerpunkte: Eine Engländerin verletzte sich beim Aufstieg zum Brocken am Fuß. Nun muss geklärt werden, wie sie ins Tal gebracht wird.

Erst am 30. Dezember gab es fünf Brocken-Notrufe. Der langwierigste erstreckte sich über zweieinhalb Stunden, bis über Handy-Ortung durch Polizei, Bergwacht und Feuerwehr eine Verletzte in der Region Schierke gefunden wurde. Hier sind es zumeist Fuß-, Arm- und Beinfrakturen, die oft der Unterschätzung der besonderen Lage in der Brockenregion geschuldet sind. Ein Maß Unvernunft kommt dazu, wenn Senioren bei Dunkelheit durchs vereiste Eckerloch steigen.

Für all die Notfälle hat die Einsatzleitstelle Kontakt zu 121 Feuerwehren, zehn Rettungs- und vier Notarzteinsatzwagen sowie Zugriff auf die in und um die Region stationierten Rettungshubschrauber. Allein bis zur Silvesternacht 2008 leitete die Harzer Rettungsleitstelle 475 Hubschraubereinsätze bei Unfällen, schweren Erkrankungen oder Suchaktionen.

"Wenn die ersten Raketen zum Himmel steigen, ist das der Startschuss für die Leitstelle zu einer besonders intensiven Arbeitsphase", weiß Roland Schweigert. "Den ersten Knaller-Unfall mit Augenverletzung hatten wir schon am 30. Dezember. Aber die Einsätze kulminieren Neujahr so zwischen Null und drei Uhr." Als "beliebte" Silvester-Brandorte bezeichnen die Rettungskräfte Dixi-Klos, Postkästen und Containeranlagen.

Verärgert ist Ralf Borschinsky über die Notrufmissbräuche, die nicht nur zum Jahresausklang Einsatzkräfte binden und woanders die Lebensrettung verzögern können. Zu Silvester haben Verletzungen an den Fingern, am Augenlicht und der Ohren Hochkonjunktur. Die eisige Nacht kam dazu. Hilflose Personen, auch wenn sie stark alkoholisiert sind, müssen wie alle anderen Verletzten und Erkranken behandelt werden, denn wie schnell gibt es bei den Minustemperaturen Erfrierungen.

So zerrissen auch Donnerstag in den ersten Stunden des neuen Jahres Blaulicht und Notsignale die Silvesternacht. Polizeifahrzeugen preschten aus Halberstadt in Richtung Wernigerode, Notärzte waren immer wieder im Einsatz, die Kameraden der Feuerwehren rückten zu größeren Einsätzen zu einem Dachstuhlbrand in Quedlinburg und nach Ilseburg aus.

Der Neujahrsmorgen bietet dann eine erste Bilanz. Über die zentrale Einsatzleitstelle wurden in der Nacht Rettungssanitäter und Notärzte zu über 70 Rettungseinsätze gerufen. Von Silvester 16 Uhr bis Neujahr vier Uhr waren die Feuerwehrleute 25-fach gefragt, wie Sebastian Petrusch Donnerstag auf MZ-Anfrage mitteilte. Nicht überall mussten sie löschen, aber jede Brandmeldeanlage, die auslöst, könnte ein Feuer ankündigen. "Aber oft waren es nur Feiernde, die dort Rauch verbreiteten, wo es nun mal verboten ist", erklärten die Einsatzkräfte am Donnerstagvormittag. Um sich dann wieder ihrem Tagesgeschäft zu widmen.