Landkreis Harz Landkreis Harz: Medizin wird zur Familientradition
QUEDLINBURG/MZ/KU/KR. - Ein Teil der Familie ist am vergangenen Wochenende nach Quedlinburg gekommen, um die Wurzeln der großen Nachkommenschaft mit eigenen Augen zu sehen.
Zeitlose Doktorarbeit
Es ist die sechste Generation der Erxlebens, die sich an die Geburts- und Wirkungsstätte der ehemaligen Ärztin aufgemacht hat. Der Beruf ist auch so eine Art Erbe: "Der medizinische Sektor kommt immer wieder durch", sagt Ingrid Boskamp, die Apothekerin in der Familie. Doch auch andere Familienmitglieder folgten den Spuren der Ahnin. Die nutzte damals schon die Kräuter aus der Natur. So nimmt es nicht wunder, dass heute Pharmazeuten und Medikamentenproduzenten unter den Nachfahren sind. "Die Doktorarbeit der Erxleben könnte man heute noch anwenden", überlegt Ingrid Boskamp. "Sie sagte darin, dass die Menschen zu schnell geheilt werden wollen. Und wie ist es denn heute: Die Leute gehen zum Arzt und wollen schnell ein Rezept, eine Pille. An der Doktorarbeit sieht man, dass das früher auch schon so gehandhabt wurde."
Für die fünf Erxleben-Geschwister und ihre Partner war es ein Erlebnis, für drei Tage dort zu wohnen, wo ihre Ahnen gelebt haben: im Hotel "Dorothea Christiane Erxleben", jenem Haus, in dem die spätere Ärztin geboren wurde. Sie waren in der Nikolaikirche, dort wo Dorothea Erxlebens Mann Johann Christian Erxleben Diakon war und ein Vorfahr als Hauptprediger wirkte, und sie ließen sich über den Münzenberg führen. "Vielleicht hat sie ja hier oben Patienten betreut", fragt sich Karl-Wilhelm Erxleben, der mit seinem Bruder Albrecht über die Familiengeschichte plaudert. "Durch die kürzliche Heirat meines Bruders haben wir nun wieder eine Ärztin wie Dorothea unter uns, Dr. Linda Erxleben", erzählt er.
Im Quedlinburger Hotel "Dorothea Christiane Erxleben" spielten Katrin Schinköth-Haase und ihr Pianist Alexander Goldenberg "Kein Ort.Erxleben". "Es war eine große Freude, das zu erleben" lobt Ditmar Erxleben die Aufführung und überreicht den Künstlern eine Flasche "Erxleben-Sekt". Die Erxlebens schauten ganz verdutzt, als Sängerin Katrin Schinköth-Haase bekannte, ein aus jenem Pharmaunternehmen stammendes Präparat für ihre Stimme zu nutzen. "Da wird meine Nichte wohl mal eine größere Packung für die Künstlerin vorbeischicken, die uns so wunderbar unterhalten hat", scherzt Ditmar Erxleben, der die Fäden für das kleine Familientreffen am Ort der Vorfahrin in der Hand hatte. "Ich wollte für unser Wochenende in Quedlinburg neben den Rundgängen durch die Stadt etwas Kultur. Ich habe gestöbert und erst nichts gefunden. Dann stieß ich auf "Kein Ort.Erxleben". Doch bis zum Aufführungstermin im November wollten wir nicht warten." So kam es zum legendären Anruf bei Katrin Schinköth-Haase, bei dem er seinen Namen zuerst verschwieg. "Ich habe nur gesagt, denken Sie nicht, ich rufe aus dem Diesseits an, ich bin Herr Erxleben. Schließlich hat es mit der Familienvorstellung geklappt."
Konterfei auf Briefmarke
Der Arensburger erinnert sich zudem an einen Brief seiner Mutter in die frühere Bundeshauptstadt Bonn. "Damals sollte eine andere Frau als erste deutsche Ärztin auf einer Briefmarke erscheinen. Da hat meine Mutter denen erstmal Nachhilfe gegeben und ihnen geschrieben, dass Dorothea Christiane Erxleben in Halle als erste deutsche Frau ihr Examen an der Friedrichs-Universität Halle gemacht hat." Ob es daran lag, dass unter Postminister Christian Schwarz-Schilling am 17. September 1987 zu bundesdeutschen und am 10. November 1988 zu Marken-Ehren kam? Ihr Bildnis zierte bis zur Euro-Einführung die 60-Pfennig-Dauerserienmarke "Frauen der deutschen Geschichte".