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Landkreis Harz Landkreis Harz: Kutscher fällt von Wagen und stirbt

Von Ingo Kugenbuch 16.07.2015, 06:16
Ein Pferd frisst Löwenzahn auf einer grünen Wiese vor seiner Koppel.
Ein Pferd frisst Löwenzahn auf einer grünen Wiese vor seiner Koppel. dpa/Symbol Lizenz

Timmenrode - Das Überholmanöver eines Lasters auf der Straße zwischen Timmenrode und Blankenburg am Mittwochmorgen hatte dramatische Folgen: Offenbar erschrak das Zugpferd vor einer Kutsche so sehr durch das plötzliche Geräusch, dass es ausbrach. Nach Angaben der Polizei konnten sich die beiden Mitfahrer mit einem Sprung retten. Die 27-jährige Blankenburgerin und ihre fünf Jahre alte Tochter blieben unverletzt.

Der 69-jährige Fahrer der Kutsche hatte jedoch weniger Glück: „Der Gespannführer fiel nach Zeugenangaben von der Kutsche und verletzte sich“, teilt Polizeisprecher Andreas Bernhardt mit. „Der Zustand des Verletzten verschlechterte sich und der eintreffende Notarzt musste ihn beatmen.“ Auch die Ärzte im Krankenhaus konnten den Kutscher dann nicht mehr retten. „Durch das Klinikum Quedlinburg wurde die Polizei um 23.55 Uhr über das Ableben des Gespannführers informiert“, so Bernhardt.

Das Unfallopfer stammt nach Polizeiangaben aus dem Salzlandkreis. Nähere Angaben zur Herkunft des Mannes will Bernhardt nicht machen. „Die Familie geht für Pferde auf“, sagt der Eigentümer der Kutsche, der mitteilt, dass die Angehörigen des Opfers nicht mit der Presse sprechen wollen. Die Kutsche sei unterwegs zu einem Treffen von Pferdeliebhabern im nahe gelegenen Cattenstedt gewesen. Er könne sich den Unfall nicht erklären. Der Mann sei ein erfahrener Turnierfahrer gewesen. Glücklicherweise seien die beiden Mitfahrerinnen unverletzt geblieben, und auch das Pferd habe überlebt. Die Kutsche ist bei dem Unglück nicht beschädigt worden.

Unfälle mit Kutschen gibt es deutschlandweit etwa 50 im Jahr - 20 davon durch die Fremdeinwirkung eines anderen Verkehrsteilnehmers. Das berichtet Paul Wiegel, der Leiter der Gutachterstelle der Sachverständigengemeinschaft für Hippologie und Kutschwagen im bayerischen Markt Erlbach, die sich nach eigenen Angaben seit mehr als 30 Jahren mit Pferdeunfällen befasst. „Bedingt durch die allgemeine Zunahme des Pferdesports ist auch die Zahl der Unfälle kontinuierlich gestiegen und scheint 2015 den traurigen Höchststand zu erreichen“, so Wiegel auf Anfrage der MZ.

Bei Unfällen mit Kutschen habe man es „mit einem pferdesporttypischen Risiko zu tun“, betont Wiegel. Ihre Zahl könnte jedoch gemindert werden, wenn Autofahrer mehr Rücksicht nehmen und beim Überholen eines Pferdegespanns einen größeren Abstand als zum Beispiel bei Radfahrern einhalten würden. (mz)