Landgericht Landgericht: Prozessbeginn gegen mutmaßliche Drogenhändler
Quedlinburg/MZ. - Als sie am 9. März dieses Jahres in Derenburg von der Polizei gestellt wurden, hatten sie beinahe 60 Kilogramm Haschisch, etwa zehn Kilogramm Amphetamin und rund 1,2 Kilogramm Kokain im Gepäck: Seit Dienstag wird am Landgericht Magdeburg gegen die drei Männer aus Quedlinburg und Thale verhandelt. Ihnen wird vorgeworfen, illegal Drogen nach Deutschland eingeführt zu haben und mit diesem Rauschgift im Harz handeln zu wollen.
Der Polizei gelang dieser Rekord-Drogenfund im Harz, weil ein Informant namens Karl wertvolle Hinweise lieferte. Auch ein wegen Drogenhandels festgenommener anderer Mann aus dem Harz machte Aussagen zu dem Trio. Vor Gericht schilderten die ermittelnden Polizeibeamten am Dienstag, wie sie den Männern auf die Spur kamen und sie observierten. Dafür wurden unter anderem die Telefone der drei abgehört. So habe der 36-jährige Christian P. aus Quedlinburg zwei Tage vor der Fahrt ins niederländische Nimwegen sowohl seinen Cousin Dennis P. als auch den Thalenser Silvio G. angerufen und jeweils die gleiche Frage gestellt: "Wer sitzt da und guckt dumm aus der Wäsche?" Da auch die Antwort jedes Mal die Gleiche war - "Christian P." -, vermuteten die Ermittler dahinter ein codiertes Signal.
Das Trio machte sich dann auch am 9. März auf. Mit drei Autos fuhren sie nach Holland - ohne zu wissen, dass ihre Fahrzeuge bereits mit GPS-Sendern versehen waren. So konnte die Polizei die drei samt der riesigen Drogenmenge festnehmen. Bei einem Verkauf der Betäubungsmittel hätten die Männer etwa eine halbe Million Euro erhalten können. Nach Schätzungen der Ermittler kostet ein Gramm Amphetamin im Harz rund zehn Euro, ein Gramm Haschisch fünf bis sieben Euro und ein Gramm Kokain 50 bis 60 Euro.
Bei der Festnahme stand Christian P., der als Organisator der Fahrt gilt, unter Drogeneinfluss. Er ist seit Jahren mehrfach drogenabhängig, greift nicht nur zu Kokain, sondern auch zum Alkohol. Mehrfach war er in der Elbingeröder Suchtklinik in psychiatrischer Behandlung. Auch Dennis P. konsumierte Drogen, ebenso wie der Thalenser Silvio G. In dessen Wohnung wurden nach der Festnahme Betäubungsmittel gefunden: In einer Küchenschublade 817 Gramm Haschisch und im Gemüsefach des Kühlschranks insgesamt 597,8 Gramm Amphetamin. Diese Mengen seien zu seinem eigenen Verbrauch bestimmt gewesen, ließ er über seinen Anwalt verlesen.
G. gestand ein, dass er von Mitte 2011 bis zu seiner Festnahme Amphetamine an einen anderen Mann verkauft hat. Mit dem Erlös wollte der gelernte Maurer Silvio G. seinen eigenen Drogenkonsum finanzieren. Für die Fahrt nach Nimwegen seien ihm 500 Euro versprochen worden.
Das behauptet auch Christian P. in Briefen, die er aus der Untersuchungshaft an seine Mutter schrieb. Die Post wurde abgefangen und liegt nun in den Verhandlungsakten. P., der laut Ermittlungserkenntnissen Anfang März allein an der holländischen Grenze gewesen war, klagt in seinen Briefen: "Ich Idiot, ich mache immer alles falsch. Ich war in einer anderen Welt angekommen, und nun ist alles Scheiße."
Gegen den Quedlinburger wurden schon öfter Verfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz eingeleitet. Und noch etwas versichert er seiner Mama: "Es bleibt bei einer Fahrt, so lange Dennis und Silvio bei einer Fahrt bleiben." Ob die drei Männer mehr als einmal auf Beschaffungsfahrt in den Niederlanden waren, wie es Informanten behaupten, will das Gericht bei weiteren Verhandlungsterminen klären. Auch soll Antwort auf die Fragen gefunden werden, ob andere Personen an diesen Fahrten beteiligt waren.
Die drei Angeklagten sagten vor Gericht nur zu ihren Personalien aus. Nachdem sie in der Untersuchungshaft zu allen Vorwürfen geschwiegen hatten, räumten sie am Dienstag nach dem Bericht des psychiatrischen Gutachters aber zumindest eine Fahrt nach Holland ein.