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Lack und Kunststoff fürs ländliche Idyll

Von Rita Kunze 16.04.2008, 16:55

Gernrode/MZ. - "Ich arbeite gerade an einem Modell", sagt der Mittfünfziger, als er aus der Werkstatt nebenan kommt, und erklärt mit einem Satz die Lackdämpfe. Er entwirft gerade eine Art Galionsfigur für eine Harley Davidson: Ein aus Kunststoff modellierter Totenschädel soll sich an den vorderen Kotflügel des Motorrads schmiegen.

Eigentlich ist Michael Zeitzmann Theatermaler. Das hat er gelernt und bis Ende der 80er Jahre an den Städtischen Bühnen in Quedlinburg gearbeitet. Nach Anstellungen andernorts ist er seit vergangenem März sein eigener Chef - und muss feststellen: "Vom Malen allein könnte ich nicht leben."

Also entwirft er auch Motive für Hausfassaden und dreidimensionale Bilder. Das kommt gut an, sagt er und schwelgt in den Erinnerungen an die Arbeit für ein Hotel im Harz. Dessen Gäste können jetzt Saunabesuche mit Brockenpanorama genießen, ohne auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen: Zeitzmann hat ihnen den Berg der Deutschen ins Dampfbad gezaubert. Mit viel Farbe, viel Lack, viel Kunststoff. "Die Duschen sind künstliche Felsen", sagt er und beschreibt mit den Armen die Umrisse. Wasser spielt auch beim jüngsten Auftragswerk eine Rolle. Das kommt von einem Restaurant im Ort, dessen Besitzer eine Bauernszene an die noch leere Wand seiner Gaststube bringen will. Die Säulen für das halbplastische Haus sind quasi im Rohbau fertig, das spätere Wasserrad dreht sich im kleinen Modell schon perfekt.

Michael Zeitzmanns Laden war früher ein Fotogeschäft, das seinem Großvater gehörte. "Er hat mein zeichnerisches Talent entdeckt", sagt Michael Zeitzmann. "Eigentlich habe ich ihm alles zu verdanken." Seine erste Kamera habe sich sein Opa aus einer Schachtel selbst gebaut, erzählt er, und ein "geht nicht" niemals zugelassen. Stattdessen habe er gesagt, es gebe immer einen Weg. Zeitzmann gibt seinem Großvater recht: Er habe das am eigenen Schicksal erfahren. Sein berufliches Auskommen habe ihm bis jetzt fast immer die Mundpropaganda gesichert, "aber ohne Internet wird es wohl auf Dauer nicht gehen", sagt er.