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Kulturzentrum Reichenstraße Kulturzentrum Reichenstraße in Quedlinburg: Stadtrat beschließt Wirtschaftsplan des Dachvereins Reichenstraße

Von Petra Korn 07.11.2017, 06:55
Das Kulturzentrum Reichenstraße in Quedlinburg
Das Kulturzentrum Reichenstraße in Quedlinburg Chris Wohlfeld

Quedlinburg - Schülercafé, Kinderladen, Studiokino, Theaterprojekte, Ferien-Aktionen - diese und viele andere Angebote werden durch das Kulturzentrum Reichenstraße in Quedlinburg organisiert und gestaltet. Seit 1997 wird es durch den Dachverein Reichenstraße betrieben. Der Stadtrat hat jetzt den Wirtschaftsplan des Vereins für diese Betriebsführung für das Jahr 2017 beschlossen: mit 19 Ja- und 4 Nein-Stimmen bei sieben Enthaltungen - und nicht ohne Diskussionen.

Hardy Seidel kritisiert Barbetrieb

So kritisierte Hardy Seidel (CDU) unter anderem eine „mangelnde Vertragstreue“ des Vereins. Wie er erklärte, sei ein Betrieb einer Kneipe „überhaupt nicht vorgesehen“, und auch von einer Verpachtung sei „weit und breit keine Rede“. Vielmehr würde es um ein „Bildercafé“ gehen, das mit eigenem Personal zu betreiben sei. Zudem warf Seidel die Frage auf, wie Suchtprävention betrieben werden könne, wenn es in der „Happy Hour“ Bier für einen Euro gebe und „Flatratesaufen“ möglich wäre.

Dass 2016 rund 2.700 Euro weniger Teilnehmerbeiträge eingenommen worden seien als geplant, war für Seidel Anlass zu fragen, ob „die Akzeptanz geringer geworden und gegenzusteuern ist“. Kritik übte er auch an der „Finanzdisziplin“ des Vereins und verwies auf den Bericht des Rechnungsprüfungsamtes. Das Vertrauen der CDU-Fraktion halte sich wegen der Versäumnisse „in Grenzen“. Er sehe einen Neuabschluss eines Vertrages mit dem Dachverein als „Grundlage für weitere Mittel“, so Seidel.

125.000 Euro von der Stadt Quedlinburg

Der Wirtschaftsplan 2017 umfasst insgesamt 365.940 Euro; die Stadt Quedlinburg leistet dabei einen Zuschuss von 125.000 Euro. Der Plan sollte schon im Januar im Kulturausschuss beraten werden, wurde aber zurückgestellt, bis die Berichte des Rechnungsprüfungsamtes für die Jahre 2013 bis 2015 vorlagen.

Diese Prüfung „war für uns ein Glücksfall. Wir haben viele Hinweise bekommen, denen wir auch folgen werden“, sagte Stefan Helmholz, Geschäftsführer des Dachvereins, der MZ. „Das für mich wichtigste Ergebnis: Das Rechnungsprüfungsamt hat keine missbräuchliche Verwendung städtischer Mittel festgestellt.“

Vereins-Geschäftsführer Helmholz ist überrascht

Helmholz, selbst Stadtratsmitglied, hatte die Debatte von der Zuschauerbank aus verfolgt. Die Kritik „hat mich überrascht“, sagte er der MZ. Bei den Beratungen im Kultur- wie im Hauptausschuss sei der vom Verein beauftragte Wirtschaftsprüfer dabei gewesen - „falls Fragen kommen. Es kamen aber keine“.

Überrascht gewesen sei er aber auch, weil die Stadt in der Ratsversammlung des Dachvereins mit zwei Vertretern präsent sei; einer davon sei Hardy Seidel. „Das hätte man alles in Ruhe hier besprechen können“, so Helmholz.

Einnahmen aus dem Café dienen dem Verein

Wie er weiter sagt, sei „Bildercafé“ in den 1990er Jahren der Name der Kneipe gewesen. Es stehe nicht nur im Vertrag, dass der Verein diese offen zu halten habe; sie bringe auch Einnahmen, die für die Arbeit des Dachvereins wichtig seien. Das Offenhalten der Kneipe habe der Verein aber auch mit dem Auftrag für sich verbunden, im Bereich der Suchtprävention aktiv zu werden. „Das machen wir mit viel Geld, viel Zeit und hohem Aufwand“, so Helmholz, der darauf verweist, dass zur „Happy Hour“ auch die alkoholfreien Getränke nur die Hälfte kosten würden.

Der Vertrag zwischen Dachverein und Stadt aus dem Jahr 1996 sei der erste, den die Kommune damals mit einem freien Träger gemacht habe - teils mit Inhalten, die heute nicht mehr zeitgemäß seien. Der Vertrag sei längst in Überarbeitung, so Helmholz. Über die Arbeit im Kulturzentrum könnten sich Interessierte zum Beispiel bei Veranstaltungen informieren.

„Objektiv sein“ wollte Andreas Damm (Grüne), Vorsitzender des Kulturausschusses, im Stadtrat: Durch die Geschäftsführung des Dachvereins werde „unser Geld verdreifacht“, sagte er. Und für ihren Zuschuss bekomme die Stadt „aus meiner Sicht eine gute Leistung, die uns überregional bekanntmacht“.

(mz)