"Kinder zum Olymp" "Kinder zum Olymp": Grundschule Ermsleben gewinnt Preis

Ermsleben/MZ - „Die Gefühle fahren Achterbahn“ rappen die Mädchen und Jungen der Grundschule „Ludwig Gleim“ Ermsleben in ihrem Theaterstück. Und Achterbahn sind ihre Gefühle in den vergangenen Tagen wirklich gefahren: So waren die Grundschüler jetzt nicht nur erstmals beim Regionalen Schülertheatertreffen in Halberstadt mit dabei und gestalteten ihre Premiere auf einer großen Bühne. Noch zuvor haben sie von einem großen Erfolg erfahren: Mit ihrem Stück „Achterbahn“ ist die Grundschule beim bundesweiten Wettbewerb „Kinder zum Olymp!“ der Kulturstiftung der Länder Sieger in der Kategorie Literatur/Klasse 1 bis 4 geworden.
Die Jury überzeugte insbesondere, wie mit dem Stück die Gefühlswelt Gleichaltriger angesprochen wird, wie die Akteure Emotionen beispielsweise über Texte und Lieder zum Ausdruck bringen und dass sich die Schüler auf vielfältigste Weise in das Projekt einbringen konnten, war bei der Kulturstiftung zu erfahren. Der mit 1 000 Euro dotierte Preis wird im September im Beisein von Bundespräsident Joachim Gauck in der Berliner Philharmonie überreicht.
„Mir ist heiß und kalt geworden“, erinnert sich Heike Vogel, Lehrerin und „Achterbahn“-Projektleiterin, an den Moment, als sie die Preisträger-Nachricht erhielt. Sie freut sich ebenso über diesen Erfolg wie Schulleiterin Sandra Brigant. Zur Auszeichnung werden in jedem Fall Schüler mit nach Berlin fahren, und gedacht ist dabei auch an Mädchen und Jungen, die inzwischen in fünften Klassen an anderen Schulen lernen, sagt die Schulleiterin.
Denn die Arbeit an „Achterbahn“ begann schon im vergangenen Schuljahr: Die Schulband „Pustekuchen“ hatte der Theater AG ein gerade eingeübtes Lied vorgespielt, in dem es um alles-bestimmen-wollende Jungen geht. Dabei entstand die Idee, aus diesem Lied gemeinsam eine Geschichte zu entwickeln. Letztlich wuchs so ein literarisch-musikalisches Projekt, das aus dem Unterricht heraus entstand und für den Unterricht genutzt werden kann; es wurde von Kindern für Kinder geschrieben. Dafür wurde improvisiert, Szenen wurden entwickelt und so ein Theaterstück gestaltet über große und kleine Gefühle, über Glück, Enttäuschung, Freude, Traurigkeit, Liebe oder Eifersucht. Bei der Arbeit holten sich die Ermslebener Partner ins Boot. Dazu gehörten beispielsweise Medienpädagogin Sabine Schreier, die den Schülern beim Dreh einer Traumsequenz half, und Schriftstellerin Grit Schifter, die mit der Arbeitsgemeinschaft „Bücherwürmer“ Plakate zu Gefühlen gestaltete und Elfchen entwarf. Schon in der Phase der Entstehung bewarb sich die Schule mit „Achterbahn“ bei „Kinder zum Olymp!“ - und wurde ermutigt, sich mit dem fertigen Projekt an dem Auszeichnungswettbewerb zu beteiligen.
Erste Aufführungen machten den Schülern nicht nur Mut. Es entstanden auch neue Ideen, wie beispielsweise, die „Bücherwürmer“ einen Theatervorhang gestalten zu lassen. Die Schule wurde gebeten, das Stück beim Theatertreffen zu zeigen. Und das Projekt erhielt neue Kooperationspartner. So führte Anja Grasmeier, Theaterpädagogin des Nordharzer Städtebundtheaters, einen Workshop mit den Schülern durch, und Vivien Horn vom Jugendverein „Elf“ in Aschersleben studierte mit ihnen Tänze ein. „Wir haben das alles für die große Bühne vorbereitet“, beschreibt Heike Vogel. „Wir haben Tanz-, Sprech- und Bewegungstraining gemacht, damit die Kinder ein Gefühl für die große Bühne bekommen.“ Hinzu kam, dass in neuer Besetzung geprobt wurde, da ein Teil der Akteure die Grundschule Ende vergangenen Schuljahres verlassen hatte. Eine gute Basis waren dabei die ehemaligen Drittklässler, die nun in der vierten Klasse lernen und weiter in der Gruppe mitarbeiten. „Sonst wäre es nicht zu schaffen gewesen“, sagt Heike Vogel. Neu besetzt sind beispielsweise auch Hauptrollen. „Die Schüler hatten ein enormes Pensum zu bewältigen“, sagt Sandra Brigant.
Mit der Aufführung beim Schülertheatertreffen ist das Projekt „Achterbahn“ nicht beendet. „Das hier entstandene Material kann für den Deutsch- und Ethikunterricht genutzt werden. Und wir werden uns vielleicht noch kleinere Stücke ausdenken. Es soll nachhaltig weiterwirken“, erklärt Heike Vogel.
Das Preisgeld soll für weitere kulturelle Projekte verwendet werden. „Ich werde aber auf jeden Fall mit den Kindern noch in diesem Schuljahr etwas Schönes unternehmen“, sagt Heike Vogel.
