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Juniorwahl in Harzgerode Juniorwahl in Harzgerode: Stimmen für Europa

Von petra korn 22.05.2014, 11:12
Sophie Schuda gibt ihre Stimme zur fiktiven Europawahl ab.
Sophie Schuda gibt ihre Stimme zur fiktiven Europawahl ab. chris wohlfeld Lizenz

harzgerode/MZ - „Sprich mit! Sei dabei!“ fordert ein Plakat schon im Eingangsbereich der Sekundarschule Harzgerode auf. Punkt 7.30 Uhr wird am Donnerstagmorgen der Speiseraum der Schule Harzgerode zum Wahllokal. Die Stimmzettel liegen bereit, die Wahlkabine und die versiegelte Urne sind aufgestellt, die „Wahlbenachrichtigungskarten“ ausgegeben.

Die Schüler der neunten und zehnten Klassen sind aufgerufen, zu entscheiden, wer aus ihrer Sicht Deutschland künftig im europäischen Parlament vertreten sollte; die Schüler der achten Klassen haben wegen ihres derzeit laufenden Praktikums ihre Stimmen bereits abgegeben. Damit beteiligen sich insgesamt sechs Klassen an der Juniorwahl 2014 parallel zur Europawahl.

Die Sekundarschule Harzgerode ist zum zweiten Mal bei einer solchen Wahl dabei. Erstmals hatte sie an der Juniorwahl zur Bundestagswahl 2013 teilgenommen. „Wir finden es wichtig, dass die Schüler sich mit aktuellen politischen Themen auseinandersetzen“, sagte Bärbel Günther. Im Elternhaus geschehe das oft zu wenig, meint die Lehrerin für Sozialkunde, Deutsch und Geschichte, die gemeinsam mit Sozialpädagogin Jana Dießner-Kießling das Projekt Juniorwahl betreute und auch als Wahlvorstand fungierte.

„Das Feedback im vergangenen Jahr war groß. Nicht nur wir waren begeistert, sondern auch die Schüler und Eltern“, sagte Jana Dießner-Kießling. Sie sieht in der Juniorwahl auch eine Form der Mitbestimmung: Zwar fließen die Ergebnisse nicht in die eigentliche Wahlentscheidung ein, doch sie werden veröffentlicht und gehen auch an die Regierung, so die Schulsozialarbeiterin.

Und so stand fest, dass die Harzgeröder sich auch in diesem Jahr beteiligen würden. Vorbereitet wurde die Europawahl im Sozialkundeunterricht. „Hier haben sich die Schüler mit der Europäischen Union und dem Europaparlament auseinandergesetzt“, erläuterte Bärbel Günther. Zudem hatten sie die Aufgabe, etwas zum Thema EU zu präsentieren. Die Ergebnisse waren am Donnerstag auch im Wahllokal zu sehen: Sie reichten von verschiedenen Schautafeln über einen Fotokalender oder ein Europapuzzle bis hin zu einem Europa-Quiz. „Die Schüler haben sich schon etwas einfallen lassen und sich sehr viel Mühe gegeben“, unterstrich Bärbel Günther. Auch auf Wahlplakaten stehende Aussagen wurden im Sozialkundeunterricht thematisiert, um diese nicht „einfach im Raum stehen zu lassen“, sagte Jana Dießner-Kießling und verwies hier beispielsweise auf Slogans zum Thema Zuwanderung. „Es ist wichtig, dass man sich damit auseinandersetzt. Wir haben die Kernpunkte der Parteien herausgearbeitet, damit die Schüler darüber nachdenken“, sagt die Schulsozialarbeiterin.

Wie im vergangenen Jahr sollen auch in diesem weitere Projekte rund um das Thema folgen. „Wir haben uns den Titel ,Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage‘ erkämpft. Da ist es eine Selbstverständlichkeit, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen“, unterstrich Bärbel Günther. „Es ist wichtig, dass man die Dinge anspricht und sie nicht unter den Tisch kehrt.“ Wahlkarte abgeben, Stimmzettel in Empfang nehmen, wählen - der 16-jährige Ivo gehörte zu den insgesamt 90 Schülern der Klassenstufen acht bis zehn, die sich so an der Juniorwahl beteiligten. Wäre er für die Europawahl wahlberechtigt, würde er dieses Wahlrecht auf jeden Fall wahrnehmen, sagte der Schüler der Klasse 10a. „Es ist wichtig, seine Stimme abzugeben. Europa ist eine Gemeinschaft, in der alle sind. Da ist es wichtig, dass man sich auch Gedanken macht.“ Sich für eine Partei zu entscheiden, ist ihm nicht schwer gefallen. „Das war eigentlich klar.“ Informiert habe er sich auch im Internet, hier die Programme der verschiedenen Parteien gelesen, so der 16-Jährige, der damit in diesem Jahr bei den Kommunalwahlen erstmals wahlberechtigt ist. „Ich gehe am Sonntag auch zur Wahl“, sagte er.

Weil alle 90 für die Juniorwahl stimmberechtigten Schüler von diesem Recht Gebrauch machten, lag die Wahlbeteiligung an der Sekundarschule Harzgerode bei 100 Prozent. Dabei stimmten 16 Jugendliche für die CDU, 15 für die Partei Die Linke und elf für die SPD. Die Grünen erhielten neun Stimmen, die Tierschutzpartei drei, die Piraten elf und die DKP eine Stimme. Auf die AfD entfielen acht Stimmen, auf die NPD elf und auf „Die Partei“ eine Stimme. Vier Stimmen waren ungültig.

„Was uns erschreckt, ist die Tatsache, dass die NPD elf Stimmen erhalten hat“, so Schulsozialarbeiterin Jana Dießner-Kiesling. Dieses Ergebnis werde als Grundlage für weitere Projekte rund um die Themen Rassismus und Courage genutzt. „Wir hoffen, dass wir einzelne Schüler damit zum Nachdenken und vielleicht zum Umdenken animieren können.“

Wahlzettelausgabe bei Bärbel Günther und Jana Dießner-Kießling (r.).
Wahlzettelausgabe bei Bärbel Günther und Jana Dießner-Kießling (r.).
chris wohlfeld Lizenz
Eine der von den Schülern erstellten Projektarbeiten.
Eine der von den Schülern erstellten Projektarbeiten.
chris wohlfeld Lizenz