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Johannishain in Quedlinburg Johannishain in Quedlinburg: Ärger über die Wildnis in der Süderstadt

Von Jessica Hanack 26.09.2016, 16:58
Jede Menge Müll liegt im Johannishain. Besonders schlimm sieht es am Kreuzstein aus.
Jede Menge Müll liegt im Johannishain. Besonders schlimm sieht es am Kreuzstein aus. Urheber: Chris Wohlfeld

Quedlinburg - Äste, die über den Wegen hängen, leere Flaschen und Plastikmüll, Rasenflächen, die vermutlich seit längerem nicht gemäht wurden: Der Johannishain in der Quedlinburger Süderstadt gehört wahrlich nicht zu den einladendsten Parks in der Stadt. Dabei steht hier sogar der älteste Bismarckturm Sachsen-Anhalts. Allerdings: Auch der ist seit einigen Jahren nicht mehr begehbar.

Stattdessen sitzen hier abends Jugendliche und feiern, berichtet Rolf Sandig. Er wohnt in einer angrenzenden Straße, nur wenige hundert Meter vom Eingang zum Park entfernt. „Vor zwei Jahren hat ein schwerer Sturm eine Schneise in den Johannishain gerissen. Die Schäden wurden bis heute nicht beseitigt“, so Sandig.

Seitdem liegen auf den Grünflächen ganze Haufen von abgebrochenen, trockenen Ästen. Dass ein kürzlicher Sperrmüll-Brand zu keinem größeren Feuer geführt hat, ist Glück. Sollte es noch einmal einen ähnlichen Vorfall geben, könnte das auch deutlich schlimmer ausgehen, befürchtet Sandig. „Wenn es hier das nächste Mal brennt, haben wir sicherlich alle etwas davon.“

Wir, das wären nicht nur Anwohner, sondern auch Geschäfte, eine Kegel- und eine Sporthalle sowie zwei Kindertagesstätten, die an den Johannishain grenzen. Auch für Nannette Alb, die im August-Bebel-Ring kurz vor dem Eingang zum Johannishain einen Friseursalon betreibt, ist der Zustand des Parks alles andere als optimal.

„Kunden aus der Stadt kürzen den Weg durch den Park ab und müssen dann praktisch durch die Wildnis gehen“, so die Friseurmeisterin. Neben der weniger schönen Optik neben ihrem Salon, spricht sie vor allem die Sicherheitsfrage an - dass weitere Äste abbrechen, scheint nur eine Frage der Zeit zu sein. „Und wenn man abends nicht nach links oder rechts gucken kann, weil die Büsche so hoch wachsen, ist das auch nicht schön.“

Gelände wurde im November 2014 verkauft

Der Johannishain war früher in Besitz der „Vereinigten Evangelischen Heilige Geist und Sankt Johannis Hospitalgemeinde zu Quedlinburg“. Im Zuge der Rückübertragung von Grundstücken war die Gemeinde vor knapp zehn Jahren in Besitz des Parks gekommen, berichtet Kirchmeister Frank Mente. Damals habe es jemanden gegeben, der sich um den Park gekümmert habe, erinnert sich Rolf Sandig. Im November 2014 wurde der Johannishain inklusive des Bismarckturms jedoch verkauft. Die Kirche sei finanziell nicht in der Lage gewesen, eine Parkanlage zu halten, so Mente.

Dass mit dem Johannishain ein hoher Kostenaufwand verbunden ist, kann auch Michael Hesse bestätigen. Der Geschäftsführer der „Hesse Grundbesitz GmbH & Co. KG“ hat den Park vor knapp zwei Jahren von der Kirchengemeinde gekauft. Ihn öfter als zweimal im Jahr reinigen zu lassen sei finanziell nicht möglich, sagt er. 

Dass das jedoch nicht ausreicht, um den Hain dauerhaft frei von Müll, trockenen Ästen und Laub zu halten, ist ihm bewusst. Auch er kennt den momentanen Zustand seiner Parkanlage.

„Ich bin selbst traurig darüber, wie es dort aussieht und dass der Johannishain so zugemüllt wird“, sagt Michael Hesse. Den Park zu umzäunen, damit er vom Müll verschont bleibt, ist für ihn aber keine Option. „Ich möchte den Johannishain nicht schließen. Er soll für die Quedlinburger offen bleiben“, betont er.

Damit der Park nicht in seiner derzeitigen Verfassung bleibt, hat Michael Hesse einiges geplant. „Innerhalb der nächsten vier bis sechs Wochen sollen die Bäume beschnitten und der Park gesäubert werden“, so der Unternehmer.

Seine Idee ist es, den Hain in eine Art „Event-Park“ zu verwandeln, in dem öffentliche Veranstaltungen stattfinden können. Für das Jahr 2017 ist ein erstes Konzert geplant. Auch der Bismarckturm soll für Besucher wieder zugänglich werden. „Es wird gerade geprüft, welche Fördermittel es gibt, um ihn gemäß der Denkmalauflagen zu sanieren“, berichtet Hesse. Bei seinen Plänen hofft er auf die Unterstützung der Stadt wie auch der Anwohner. Denn den Johannishain sauber zu halten sollte schließlich im Interesse aller liegen. (mz)