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«In Harzgerode geht es voran»

Von Sigrid Dillge und Gerd Alpermann 10.06.2008, 16:18

Harzgerode/MZ. - "Das was die Harzgeröder hier auf die Beine gebracht haben, ist lobenswert", meint Petra Heine und weist auf das große Plakat am Turm der Marienkirche. Dort ist die Spendensumme aufgeführt, mit der die Einwohner der Stadt die Sanierung von Glockenstuhl und Bekrönung ermöglichten. Sorgen macht sich Frau Heine allerdings um die Sicherheit im Wohngebiet an der Straße des Friedens, wo es bereits zahlreiche Einbrüche gab und um das Freizeitangebot für Jugendliche. Vielleicht, so schlägt sie vor, könnten die Zeiten im Jugendklub anders geregelt werden, damit auch die Mädchen und Jungen ab 15 Jahren mal unter sich sind.

Ungünstig ist in ihren Augen die Tatsache, dass es nur eine öffentliche Toilette in Harzgerode gibt. Das Toilettenproblem liegt auch Monika Riep am Herzen. "Bei Aldi gibt es keine einzige. Das ist vor allem für die älteren Leute schlecht. Und es gibt in dem Bereich auch keine Bank, wo man mal verschnaufen könnte", stellt sie fest.

Johanna Otto freut sich, neben den MZ-Redakteuren auch Meik Noppe, Chef des Verwaltungsamtes Unterharz, zu sehen. Scherzhaft kam der Vorschlag, sich doch jeden Dienstag auf dem Markt zu einem Plausch zu verabreden. Und natürlich hatte Frau Otto auch einen Hinweis: "Wir haben in der Stadt viele sehr schöne Anlagen, doch die müssten besser gepflegt werden." Sorge um die ärztliche Versorgung äußert Detlev-Karl Rentrop. Die Ärzte in Harzgerode seien nicht mehr die jüngsten und die Nachfolge in vielen Fällen ungeklärt. Auch den Plan, die onkologische Sprechstunde in Quedlinburg aufzulösen, stößt bei ihm auf völliges Unverständnis. Neben diesen Sorgen hat Rentrop allerdings auch jede Menge Neugier: "Ich würde gerne ein Foto sehen, das belegt, dass der Marktbrunnen auch in früheren Zeiten am Rande des Platzes war."

In Meik Noppe fand Wolfgang Henning den richtigen Ansprechpartner. Henning bemängelte, dass ein Sprechtag im Ordnungsamt zu früh beendet wurde. Noppe will das umgehend klären. Ganz anders ist das Problem von Günter Schmidt. Ihn ärgert das "Eingangstor" der Stadt von Westen aus. "Da müssen alle an der Kläranlage vorbei, und so wie das Gelände bepflanzt ist, wird es wohl noch zwanzig Jahre dauern, bis der Anblick besser ist. So lange wird es wohl heißen, Harzgerode liegt gleich hinter der Kläranlage", sagt er.

Joachim Adrian hatte seinen Ärger zu Papier gebracht und zum MZ-Stand bringen lassen. Dabei geht es um Harzgerodes Prunkstück, den Markt mit Schule, Kirche, Rathaus, ergänzt von imposanten Fachwerkgebäuden. "Es schmerzt, dem Verfall des Fachwerkes tatenlos zusehen zu müssen. Besonders der jämmerliche Zustand des Röderhauses stört. Ich hoffe und wünsche, dass die Stadtverwaltung Mittel und Wege findet, die Fachwerkbauten zu retten. Lasst es nicht zu, dass Harzgerode sein Gesicht verliert", schreibt er. Den Zustand des Röderhauses bemängelte auch Siegmar Frenzel. In diesem Fall kann Verwaltungsamtsleiter Meik Noppe aber Positives verkünden. Ein Gespräch mit dem neuen Eigentümer lässt auf eine baldige Änderung der Situation hoffen.

"Als Freund der Selketalbahn muss ich mir schon seit längerer Zeit den immer ruinöser werdenden Bahnhof in Alexisbad ansehen", kritisiert Siegmar Frenzel. Der sei ein schlechtes Aushängeschild. Als Knotenpunkt der Schmalspurbahn finden die Reisenden dort nicht mal eine Toilette. Leider ist der Bahnhof nicht die einzige Ruine in Alexisbad. Auch das ehemalige Reichsbahnerholungsheim, die "Goldene Rose" und die "Klostermühle" fristen ein trauriges Dasein. Siegmar Frenzel lobte dagegen die Sanierung der Marienkirche und das Engagement der Pastorin. Selbst Menschen, die mit der Kirche nicht verbunden seien, freuten sich darüber. Und das Freibad Albertine sei eines der schönsten im Harz.

Volker Zottmann macht sich dagegen Sorgen, dass der Name Stadt Harzgerode bei der Gemeindegebietsreform verschwindet. Er sei für die Einheitsgemeinde, doch dahin gebe es zwei Wege. Aufklärung tue not, denn bisher habe das Verwaltungsamt die Einbeziehung der Bürger vermissen lassen. Die Einheitsgemeinde könne durch Neugründung oder Beitritt erfolgen. Zur Zeit werde ersteres favorisiert, mit der Gefahr, dass der Name Harzgerode verschwinden und der neue Ort vielleicht Stadt Unterharz heißen könnte. Meik Noppe erklärt dazu, dass voraussichtlich am 2. Juli der Innenminister Sachsen-Anhalts nach Harzgerode kommt, um sich den Fragen zur Gemeindegebietsreform zu stellen. Bisher, so Meik Noppe, sei er davon ausgegangen, dass die neue Einheitsgemeinde Harzgerode heißen werde.

Ein Verkehrsproblem spricht Bernd Böhnert an. Mit dem Bau des Kreisverkehrs am Parkplatz Torteich wird die Einfahrt von der Wallstraße in die Oberstraße nur noch Rechtsabbiegern gewährt. Wer von Mägdesprung kommend Harzgerode durchfährt, muss dagegen erst den Kreisverkehr durchfahren und sich dann ein Stück zurück begeben, um in die Geschäftsstraße zu gelangen. Dies verschrecke Touristen, die meist weiter fahren, wenn sie erst einmal an der Oberstraße vorbei sind. Leidtragende dieser Regelung seien die Händler der Stadt, die Bürger und ihre Gäste. Ein Linksabbiegen soll nicht möglich sein, weil kein Platz für eine Linksabbiegespur besteht, hat Böhnert erfahren. Doch früher konnten Linksabbieger auch in die Oberstraße einfahren. Genügend Platz sei da.