Hospizdienst in Ballenstedt Hospizdienst in Ballenstedt: Tücher für die neuen Helfer

ballenstedt/MZ - Aus der Internistik kommend und als Hausärztin mit eigener Praxis in Güntersberge tätig, hat Barbara Maertens im Laufe ihrer beruflichen Tätigkeit auch viele Menschen an deren Lebensende begleitet. „Und das sehr intensiv“, sagt die promovierte Medizinerin. Inzwischen im Ruhestand, wird sie künftig ehrenamtlich im Hospizdienst mitarbeiten. „Ich habe mir überlegt, dass dies eine Ergänzung für meine ganze Lebensarbeit ist“, begründet Dr. Barbara Maertens. „Es ist eine Ergänzung zu meiner Tätigkeit, eine sinnvolle Aufgabe, in die ich meine Erfahrungen mit einbringen kann.“
Beim ambulanten Hospizdienst „Hoffnung“ gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich zu engagieren. Erste Aufgabe ist die Begleitung von schwerstkranken Menschen und deren Familien zu Hause.
Weitere Aufgaben sind unter anderem die Trauerbegleitung, die Mitarbeit im Bereitschaftsdienst oder in der Projektgruppe „Hospiz und Schule“, in welcher der ambulante Hospizdienst Ballenstedt in einem zertifizierten Projekt im „Wolterstorff“-Gymnasium sowie gemeinsam mit Halberstadt in einem zertifizierten Grundschulprojekt tätig ist.
Informationen zum ambulanten Hospizdienst auch im Internet unter www.hospizdienst-hoffnung.de
Barbara Maertens gehört zu den Teilnehmern des sechsten Ausbildungskurses beim ambulanten Hospizdienst „Hoffnung“ an der Lungenklinik Ballenstedt. Nach einem Dreivierteljahr Grund- und Aufbaukurs, in denen sie sich mit Themen wie zum Beispiel der Pflege Sterbender, Schmerzmedizin, Verlusterfahrungen oder dem Umgang mit Trauer auseinandergesetzt haben, sowie einem Praktikum erhielten die sechs Frauen und zwei Männer jetzt ihre Zertifikate als ehrenamtliche Hospizmitarbeiter.
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Durch bereits beim Hospizdienst tätige Ehrenamtliche wurden die Absolventen durch die Übergabe der neuen Erkennungszeichen – grün-blau-weiße Tücher - begrüßt. Alle acht werden künftig im Hospizdienst in Ballenstedt, Quedlinburg, Harzgerode und Aschersleben mitarbeiten und in den Familien zu Hause Schwerstkranke und ihre Angehörigen begleiten, bestärken, entlasten und beraten. Mit den Absolventen des sechsten Kurses ist der Hospizdienst nun mit insgesamt 35 Ehrenamtlichen und zwei Einsatzleiterinnen im Altkreis Quedlinburg vertreten.
„Das Sterben als einen Teil des Lebens zu verstehen, nimmt jeden einzelnen von uns in die Pflicht“, sagte Andreas Sokoll, kaufmännischer Geschäftsführer der Lungenklinik Ballenstedt. Diese letzte Phase als Teil des Lebens zu sehen und zu gestalten, ist Kern des Hospizgedankens. Der ambulante Hospizdienst Hoffnung ist seit 2005 an der Lungenklinik Ballenstedt tätig, so Sokoll; er gibt Lebenshilfe, wo früher Schweigen und Allein-gelassen-sein waren. „Die Ehrenamtlichen sind das Fundament der Hospizarbeit“, unterstrich der kaufmännische Geschäftsführer. Er freute sich über die Bereitschaft der Kursteilnehmer, im Hospizdienst mitzuarbeiten, und bedankte sich bei Renate Rath und Kristin Gloger, die sich als Koordinatoren auch um die ehrenamtlichen Mitarbeiter sowie die Ausbildung neuer Helfer bemühen.
„Wir brauchen euch dringend, eure Frische, euren Tatendrang, eure Zeit, eure Ideen“, hieß Renate Rath die Absolventen in den Reihen der Hospizmitarbeiter willkommen. Hospiz - das stehe für Hoffnung, Offenheit, Sicherheit, Persönlichkeit, Identität und Zuwendung, machte sie deutlich. „Hoffnung ist eine Lebenskraft, die gerade bei unseren Begleiteten neben der Furcht groß wird“, so die leitende Koordinatorin des Hospizdienstes weiter. Hospizmitarbeiter seien offen für alles und gäben den Begleiteten Sicherheit durch ihr Da-sein. „Das klingt so wenig und ist doch so viel.“ Hospizmitarbeiter wie Begleitete seien Persönlichkeiten; begleitet werde der individuelle Mensch und das auch durch eine „Freundschaft des Herzens“.
Die Hospizarbeit hilft, eine unsichtbare Brücke zu spannen zwischen der Sicherheit des Lebens und der Endlichkeit und dem Abschied, mit denen Menschen konfrontiert werden, sagte Ronny Rösler, der zu den Absolventen des sechsten Ausbildungskurses gehört. Der Hospizdienst bereichere die Arbeit der Lungenklinik, würde „aber nicht funktionieren ohne die Hilfe der Klinik und deren Geschäftsführung“, bedankte sich Ronny Rösler im Namen der Teilnehmer des Kurses.
Dieser war sehr gut durch Renate Rath und Kristin Gloger organisiert, sagte Barbara Maertens. „Es war von angenehmer Art und fundiert. Die Vorträge waren erstklassig.“ Als sehr positiv empfunden hat sie ebenso, dass sehr viel Wert auf Gemeinschaft gelegt wurde, „dass man nur in der Gemeinschaft stark sein kann“. Auf ihre ehrenamtliche Tätigkeit als Hospizmitarbeiterin fühlt sich Barbara Maertens „sehr gut vorbereitet“. Wobei der Ausbildungskurs auch der erfahrenen Medizinerin noch neue Aspekte vermittelt hat. „Dazu gehört zum Beispiel, wie man sich selbst zu dieser Arbeit abgrenzen kann.“