"Homeoffice" "Homeoffice": Kein Thema für viele Firmen in der Region

Quedlinburg - Homeoffice, das Arbeiten vom heimischen Computer aus, bewegt derzeit die Gemüter in der Regierungskoalition. SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil will ein Recht auf Homeoffice verankern, CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier lehnt das ab, will aber flexible Arbeitsbedingungen schaffen.
Doch die Wirklichkeit sieht mitunter anders aus – zum Beispiel im Harzkreis. Homeoffice sei bei den einheimischen Unternehmen „kein dominierendes Thema“, sagt Ralf Grimpe, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Wernigerode.
Es gibt keine Erhebungen darüber, wie viele Unternehmen im Harzkreis das Arbeiten von zu Hause aus ermöglichen, aber es gebe Rahmenbedingungen, die Homeoffice erschwerten.
IHK-Vertreter: Homeoffice sei im Harz „kein dominierendes Thema“
So sei die Wirtschaftsstruktur in der Region überwiegend kleinteilig sei. „Fast 90 Prozent der IHK-Mitgliedsbetriebe haben weniger als zehn Beschäftigte“, so Grimpe. In kleinen Unternehmen seien die Arbeitsabläufe oft wenig spezialisiert, es sei schwieriger, Tätigkeiten, die sich von zu Hause aus erledigen lassen, von denen zu trennen, die eine Anwesenheit im Betrieb erfordern.
Nicht jede Tätigkeit und nicht jeder Arbeitsplatz eignet sich für das Arbeiten am heimischen Rechner. Das zeigt die MZ-Umfrage in Unternehmen und Behörden im Altkreis Quedlinburg. Bei dem Automobilzulieferer Trimet in Harzgerode zum Beispiel steht das Thema durchaus auf der Agenda. „An vielen Stellen ist es aber leider nur schwer umzusetzen“, sagt Personalleiterin Sandra Thielecke-Siegmann.
Kein Thema bei Trimet, anders beim Steuerberater
Wer im Werk arbeite, sei an den Arbeitsplatz gebunden, und auch in der Verwaltung sei Präsenz oft notwendig. „Wenn Mitarbeiter zum Beispiel zu uns in die Personalabteilung kommen, müssen wir uns persönlich um ihre Anliegen kümmern.“ Die Nachfrage nach Arbeit im Homeoffice halte sich bisher zudem in Grenzen.
Bei der Steuerberatungsgesellschaft Schuber & Partner in Quedlinburg ist man offen für Homeoffice. „Die Gesellschafter praktizieren das bereits seit zehn Jahren“, sagt Steuerberater Erik Gebauer. Auch die Angestellten können von der Möglichkeit der Heimarbeit Gebrauch machen. „Wir versuchen das einzurichten, wenn Mitarbeiter Interesse daran haben.“
Auch hier komme es auf den Einzelfall an. Zwar sei es möglich, nicht ständig im Büro zu arbeiten. „Oft ist es aber so, dass für die Arbeit zu Hause Belege oder andere Unterlagen fehlen, die im Büro bleiben. Aber das wird sich vielleicht in den kommenden Jahren durch die Digitalisierung ändern.“
Bei der Stadt scheitert Homeoffice noch an der Technik
Überbordend ist das Interesse allerdings nicht. Derzeit arbeiten 2 der 35 Mitarbeiter vom heimischen Büro aus, weil sie in der Elternzeit den Anschluss halten wollen. Dennoch sei Homeoffice ein Thema mit Zukunft, sagt Erik Gebauer. „Wir werden uns dem nicht entziehen können.“
In der Quedlinburger Stadtverwaltung ist derweil Homeoffice nur in eingeschränktem Umfang möglich. „Man muss schauen, ob die jeweilige Tätigkeit dies erlaubt“, sagt Marion Goldbach, Stabsstellenleiterin Personalwesen. Unter den 330 Mitarbeitern seien 100 Erzieher, viele Mitarbeiter müssten zudem Öffnungszeiten abdecken und am Arbeitsplatz präsent sein.
Ein Problem ist der Datenschutz. Von außen dürfe man nicht auf Datenbanken und Anwendungen auf Rathausrechnern zugreifen, ebenso wenig könnten Mitarbeiter Akten mit nach Hause nehmen. In Einzelfällen habe man aber Homeoffice ermöglicht.
Am Harzklinikum hat dies ebenfalls Grenzen. Im Krankenhaus dominieren Behandlung und Pflege am Patienten, sagt Kliniksprecher Tom Koch. Viele Mitarbeiter könnten aber zum Beispiel „während ihres Bereitschaftsdienstes vom heimischen Computer aus auf elektronische Systeme des Klinikums zuzugreifen“. Radiologe können Aufnahmen aus dem Computertomografen oder Röntgenbilder sehen. (mz)