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Holzverarbeitung im Familienbetrieb  Holzverarbeitung im Familienbetrieb : Made in Quedlinburg

Von Uwe Kraus 25.09.2015, 15:24
Blick in die Produktionshalle.
Blick in die Produktionshalle. Privat Lizenz

Quedlinburg - Jedes Mal, wenn sich ein Luxusliner seinen Weg durch die Ems in Richtung Nordsee bahnt, fährt ein Stück Quedlinburg mit. Seit 2002 hat die Firma Simon Möbel GmbH 25 Kreuzfahrtschiffe mit Möbeln ausgestattet.

Matthias Simon kann es genau mit Zahlen belegen: „Für EMS Precab, eine Tochter der Meyer-Werft in Papenburg, sind das in den vergangenen acht Jahren 16.000 Möbelsätze für Kabinen und 14.000 für Nasszellen gewesen.“ Längst ist die Zeit vorbei, als jede Kabine an Bord individuell eingebaut wurde. Auch hier hat die Fertigung an Land Einzug gehalten und schwebt die Kajüte nur noch in den Bauch der Ozeanurlaubsriesen per Kran ein. „Eine Frage der Logistik“, meint Michael Simon.

Der Holzausbau erfolgt auf 6.000 Quadratmetern Produktionsfläche in der Magdeburger Straße in Quedlinburg. Später rollen dann zwischen 150 und 220 Lastzüge Richtung Küste, um genau im richtigen Einbau-Moment entladen zu werden. Auf dem Schiff gibt es dann nur noch kleinere Anpassungsarbeiten.

Möbelbau für den gewerblichen Bereich

In Quedlinburg stehen 65 Mitarbeiter an den modernen Holzverarbeitungsmaschinen. „Wir konzentrieren uns inzwischen ausschließlich auf den Möbelbau für den gewerblichen Bereich. Das ist die Nische, in der wir erfolgreich agieren“, stellt Matthias Simon die Ausrichtung der Firma klar. „Dabei setzen wir auf Zulieferer besonders aus der Region, gerade, wenn es um Metallteile geht, um Glas und Spiegel.“ Matthias Simon und seine Brüder Michael und Ludwig zählen Schiffsnamen auf, die Kenner der Kreuzfahrtszene ein Leuchten in die Augen zaubert: Aida Bella, Blu und Luna, die Celebrity-Serie. Die gesamte Crew auf der „Disney Dream“ und „Disney Fantasy“ lebt in Möbeln aus dem Nordharz. Auf sieben Aida-Riesen, die in der Meyer-Werft gebaut wurden, sind Sonderbereiche wie Brücke, Hospital oder Büros „Made in Quedlinburg“. Die Simon Möbel GmbH ist damit einer von nur zwei Möbelzulieferern, die hochwertiges Interieur für die Kabinen von Crew und Passagieren zaubern. Unterdessen tummelt sich das Unternehmen, das in sechster Generation in Familienbesitz ist, auch im Yachtausbau, etwa für betuchte Kunden im Oman.

Unternehmen in der fünften Generation

Ob sich das Heinrich Simon hat träumen lassen, als er im Jahr 1840 seine Tischlerei in Quedlinburg gründete und damit das erste Kapitel in der Firmengeschichte aufschlug? In der fünften Generation haben sich heute die Brüder Matthias, Michael und Ludwig Simon dem Möbelbau verschrieben. Die Tischlerei gehörte ab 1958 zur PGH Holzverarbeitung, die bereits in dieser Zeit unter anderem Ladenausbauten für Landwarenhäuser herstellte. Moderne Möbel für den Möbelhandel bildeten dann über Jahre die Grundlage der weiteren Entwicklung über den VEB Möbelwerk ab 1972 bis zur erfolgreichen Reprivatisierung 1990.

Die Simons wissen, der Preisdruck ist immens. Und doch sind sie oft gefragt, wenn es um die Ausstattung von Hotels im Drei- bis Fünfsterne-Segment geht. „Die innenarchitektonischen Ideen kommen von unseren Auftraggebern, wir setzen sie praxisnah und marktgerecht um. Unsere Kreativität liegt in der ordentlichen Abwicklung. Das umfasst die Kette von der Konstruktion über den objektbezogenen Einkauf bis zur Auslieferung“, erläutert Michael Simon. Seine Brüder Matthias und Ludwig zeigen Fotos dreier Hotels der neuen Marke AJA, an deren Ausstattung das Unternehmen beteiligt ist.

Von Hamburg bis Düsseldorf

„In Warnemünde fällt der Hotel-Neubau besonders auf, weil er neben dem bekannten Neptun-Hotel entstand. Unterdessen richteten wir bei AJA auch die Hotelzimmer in Grömitz und aktuell in Bad Saarow ein.“ Vom Fleesensee über Hamburg und Düsseldorf bis Bonn und Frankfurt ziehen sich die Hotels, in denen Holz aus Quedlinburg die Räume schmückt.

Unterdessen wissen auch die Manager der amerikanischen Marke Aloft, was Simon Möbel kann. Ihre ersten beiden Hotels in Stuttgart und München tragen bei Betten, Schränken, Bad und Fensterverkleidungen die Handschrift der Vorharzer. „Zufriedene Kunden sind die Bestätigung für unsere zuverlässige Arbeitsweise“, unterstreicht Michael Simon.

Bewährte handwerkliche Qualität, Zuverlässigkeit und eine flexible Arbeitsweise haben sich bei den Kunden rumgesprochen – mittlerweile auf allen Weltmeeren. (mz)