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Naturschutz in Allrode Hier gibt es Nistkästen für jeden Vogel-Geschmack

Weil die trockenen Wälder immer weniger geeignete Brutstätten bieten, haben Allröder eine Reihe von Nistkästen im Dorf angebracht.

22.04.2021, 06:00
Einen Nistkasten, der sich etwa für Mauersegler eignet, hat Landschaftsgestalter Klaus Rieche an einem Haus am Park in Allrode montiert.
Einen Nistkasten, der sich etwa für Mauersegler eignet, hat Landschaftsgestalter Klaus Rieche an einem Haus am Park in Allrode montiert. Foto: Benjamin Richter

Allrode - Die biologische Uhr tickt - auch im Tierreich: So fängt im April für zahlreiche heimische Vogelarten, wie die Kohlmeise, das Rotkehlchen oder den Zaunkönig, die Brutzeit an. Instinktiv begeben sie sich auf die Suche nach einem passenden Plätzchen zum Nisten - werden dabei aber im Harz immer seltener fündig, wie der Allröder Klaus Rieche betont.

Unsere Wälder sind in Mitleidenschaft gezogen“, lenkt er den Blick auf die Trockenheit und Schädlingsattacken der vergangenen Jahre. Mit den Bäumen, die auch rund um Allrode in großer Zahl gefällt werden mussten, würden auch die geeigneten Brutstätten weniger.

Für Rieche und einige Mitstreiter war damit klar, dass sie selbst aktiv werden und der gebeutelten Natur unter die Arme greifen müssten. Seit Jahresbeginn, berichtet der Landschaftsgestalter, habe er daher ein reichliches Dutzend hölzerner Nistkästen für verschiedene Vogelarten im und um das Dorf angebracht.

Landschaftsgestalter Klaus Rieche baute 2021 schon mehr als ein Dutzend Nistkästen

Da Holzarbeiten seit jeher zu den Hobbys des Allröders zählen, bereite ihm die Anfertigung der Kästen keine große Mühe. Mit einem einfachen Nistkasten ohne Schnickschnack, schätzt er, könne er in einer knappen halben Stunde fertig werden. „Schmuckkästen dauern dagegen schon mal einen halben Tag.“

Als Material würden lediglich ein eineinhalb Meter langes Brett und Schrauben benötigt - „es ist nicht die große Anschaffung“, ordnet Rieche ein. Etwas Farbe komme mitunter noch dazu. Dass aus diesen Komponenten ganz unterschiedliche Brutkästen entstehen können, offenbart ein Spaziergang durch den Park von Allrode:

Dort hängen an ausgewählten Bäumen und den Wänden eines Gebäudes naturbelassene Kästen neben solchen, denen Klaus Rieche mit dem Pinsel das Äußere einer Kuckucksuhr verpasst hat, und Kästen mit kaum mehr als daumenbreiten Einfluglöchern neben solchen, die Vögeln wie dem Mauersegler, die ihren Nistplatz seitlich ansteuern, für eine derartige Landung genügend Freiheit bieten.

Dieser Brutkasten für Meisen ist äußerlich einer Kuckucksuhr nachempfunden.
Dieser Brutkasten für Meisen ist äußerlich einer Kuckucksuhr nachempfunden.
Benjamin Richter

Gleichartige Kästen sind aber nirgends direkt nebeneinander zu finden, und auch das hat laut Rieche seinen Grund. „Die Vögel brauchen ihren Platz und wollen ihn sich nicht mit Artgenossen teilen.“ Platziere man zwei Nistkästen für dieselbe Art zu dicht beieinander, etwa an benachbarten Bäumen, werde wahrscheinlich einer von beiden nicht von den Tieren angenommen.

Bei der Auswahl der Einsatzorte für die Brutquartiere Marke Eigenbau habe er sich sehr genau mit Gemeindevertreter Frank Bolzfuß abgestimmt, fügt der Landschaftspfleger hinzu, und sei von diesem kompetent beraten und unterstützt worden. So hätten die Nistkästen nicht nur im Park, sondern auch im Bereich des Friedhofs ihre Plätze im Ort gefunden.

Wer schon einmal Klaus Rieches Holzwerkstatt am Allröder Ortsrand aufgesucht hat, wird jedoch auch dort, an einer Wand oder unter ein Dach geschmiegt, den ein oder anderen Brutkasten entdeckt haben. „Die habe ich schon in den letzten Jahren montiert“, kommt der Handwerker auf die Vorgeschichte des Projekts zu sprechen.

„Die Vögel brauchen ihren Platz und wollen ihn sich nicht mit Artgenossen teilen.“

Klaus Rieche, Landschaftsgestalter

Mitgeholfen hätten auch seine Enkel, die „schon immer in der Werkstatt mit dabei“ seien und hier nach dem Unterricht in der Freien Ganztagsschule in Neinstedt etwas Zerstreuung fänden. Und, quasi nebenbei, eine gute Portion Umweltbewusstsein vermittelt bekämen. Sich das anzueignen und zu wahren, wünscht Rieche auch den Erwachsenen. „Wenn jeder ein bisschen was für die Natur tut, sind wir schon ein Stück weiter“, ist er überzeugt.

Seinen Ort sieht der Landschaftsgestalter dabei nicht schlecht aufgestellt, weist etwa auf die jungen Linden, die ebenfalls vor nicht allzu langer Zeit ein neues Zuhause im Allröder Park gefunden haben. Das Ziel, dass Allrode wieder zum „Dorf der Linden“ werden solle, hatte der Ortschaftsrat 2019 ausgegeben und die Einwohner ermuntert, sich mit eigenen Pflanzungen auf ihren Grundstücken zu beteiligen.

Nachahmer hat indes auch Klaus Rieches Aktion bereits gefunden: „Ich habe andere Allröder Naturfreunde anstiften können, hier und da Nistkästen aufzuhängen“, sagt er und nickt einem Exemplar am Sellberg zu, das offensichtlich aus einem Stück Stamm gefertigt wurde und den Vögeln, bei denen sich Nachwuchs ankündigt, eine kräftig-rustikale Bleibe bietet. (mz(brt)