Heimatfest in Güntersberg Heimatfest in Güntersberg: Das Bergtheater liegt im Tal

güntersberge/MZ - Die Chefin ist sich ganz sicher: „Das ist wie Bergtheater“, sagt Katrin Böttcher und meint die Länge der Aufführung unter freiem Himmel. Ein wenig wie Bergtheater ist auch der Spielort, denn im Halbrund haben die Zuschauer Terrasse für Terrasse des Hanges als Sitzplatz erobert. Doch dieses Amphitheater liegt in einem Tal. In dem, das der Limbach am Rande von Güntersberge, Ortsteil der Stadt Harzgerode, geformt hat. Unter den Schatten spendenden Laubkuppeln alter Bäume war die Bühne im Limbachtal zum Heimatfest am Wochenende Schauplatz für eine besondere Theateraufführung. Weit über 500 Zuschauer amüsierten sich köstlich.
„Schneewittchen und die sieben Spitzkoppzwerge“ lautet der Titel der neuesten Inszenierung der Theatergruppe „Güntersberger Spitzköppe“. Die Vorlage der Gebrüder Grimm wurde dabei mit viel Humor den aktuellen und regionalen Bedingungen angepasst. „Jünterschberger und anderes Gesindel“ hatten sich von den Plätzen zu erheben, wenn Aurelia von der Güntersburg die Bühne betrat. Befehlsverweigerern droht eine fürchterliche Strafe: Sie sollen bis an ihr Lebensende in Harzgerode bleiben und Jünterschbergeverbot erhalten.
Die Bildung der Stadt Harzgerode ist auch Dreh- und Angelpunkt des Epilogs. „Eine Regierung mit doppeltem Gesicht brauchen wir in unseren Bergen nicht. Darum wäre es besser in der Tat, die Zwerge würden der Ortschaftsrat. Und Schneewittchen und der Prinz sollen uns verwalten. So können wir unser Stadtrecht erhalten“, heißt es da. Vor dieser recht ernsten Botschaft gab es jedoch jede Menge zum Lachen.
Einen gut belegten Burger
Schneewittchen (Dirk Hartung) rekrutierte ihre Zwerge per Bewerbungsgespräch und holte auch mal einen gut belegten Burger aus dem Dekolleté. Schwester Agnes (Sina Werner) eilte dem schönen Kind nach diversen Giftanschlägen zur Hilfe. Natürlich per legendärer Schwalbe. In der Güntersberger Inszenierung besteht die jedoch aus einem Roller und einem mittels menschlicher Stimme eindringlich nachgemachten Motorengeräusch in allen Tonlagen. Der Bär aus „Schneeweißchen und Rosenrot“ erobert Schneewittchens Herz und wird natürlich zum Prinzen, und selbst ein Gast aus Afrika hat den weiten Weg nicht gescheut. Die Rolle des schwarzen Mannes spielt Bärbel Meier.
Sie gehört - wie die meisten anderen Akteure - zu den Unermüdlichen in Güntersberge. „Ich mache im Faschingsclub mit, im Chor und auch hier beim Theater“, zählt sie auf und verrät gleich noch ein kleines Geheimnis. Auf der dem Publikum abgewandten Seite der Bühnenwand – sie besteht aus Bauzaun und Tarnnetzen – hängen für die unsicheren Spieler Zettel mit Text und Regieanweisung.
Diese Zettel sind auch für die beiden Urheberinnen der Inszenierung wichtig. „Meine Schwester und ich haben das Ganze im April geschrieben und dann auch gleich mit den Proben angefangen“, ist von Steffi Hartung zu erfahren. Sie sorgt – natürlich im Regiestuhl sitzend – von der Zuschauerseite aus für einen reibungslosen Ablauf. Ihre Schwester Katrin Böttcher steht halb hinter der Bühne und hält hier die Fäden in der Hand. Das Stück haben die beiden in nur einer Nacht fertig geschrieben. „Das ist so über uns gekommen“, sagt Katrin Böttcher.
Sie ärgert sich an diesem Nachmittag ein wenig über die kleinen Tonprobleme, die wegen der unterschiedlichen Frequenzen der Mikroports entstehen. Die Spielfreude aller, ob Schauspieler, Sänger, Musiker oder Tänzerinnen jedoch, lässt diese Kleinigkeit vergessen. „Schneewittchen“ ist übrigens bereits das vierte Märchen, das die Güntersberger aufführen. Davor war bereits „Tischlein deck dich“, „Die goldene Gans“ und „Frau Holle“ zu sehen.