Harzschützen laufen zur Hochform auf
HARZGERODE/MZ. - Das kann nach dem Abschluss der zweiten Saison der "Harzschützen" im Harzgeröder Schlosshof ohne Abstriche gesagt werden.
Mehrere Zugaben
Wie vor einem Jahr zur Premiere meinte es der Wettergott auch am vergangenen Sonntag mit der Harzschützen-Fangemeinde nicht gerade gut. Zur Halbzeit des Stückes mussten Regencapes ausgegeben werden, damit die Zuschauer nicht wegflossen. Insgesamt tat das dem Enthusiasmus der Zuschauer, vor allem durch das intensive Geschehen auf der Bühne, keinen Abbruch. Die Band und die Sänger mussten trotz stärker werdendem Regen mit Zugaben aufwarten und taten dies auch gern als Dank, dass alle, wenn mancher auch schon fröstelnd, ausgehalten hatten.
Die Geschichte spielt in Meisdorf vor rund 380 Jahren, auch am Auerberg bei Stolberg und tief in den Wäldern des Unterharzes. Die Harzschützen verteidigen sich gegen die Söldnerheere aus vieler Herren Länder. Nach Tod und Brandschatzung kämpfen sie um das nackte Überleben, doch nach und nach werden sie sich ihrer Kraft bewusst, wenn sie sich gemeinsam wehren.
Wenn auf der Bühne dann Beine und Arme herumfliegen, ist das nicht unbedingt etwas für zart besaitete, und da ist der Name Grusical-Rock-Spektakel wohl genau richtig. Ansonsten klingt es mal verhalten, mal kämpferisch, doch nie so schrill wie auf dem Brocken bei "Faust". Natürlich ist das Geschmacksache. Das Grusical in Harzgerode fand ungeteilte Zustimmung.
Der Harz ist unser
Wenn Istvan Kobela als Tilmann Ströbeling oder Conny Kanik als Ännchen Wohlgeboren ihre Lieder singen, und die Band aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard den nötigen Sound liefert, dann ist das Publikum schnell gefangen. An den Schlaginstrumenten sitzt mit Karla Pfützenreuter eine Frau, was nicht so oft in einer Rockband anzutreffen ist. Höhepunkte sind die gemeinsamen Songs aller Akteure "Wir sind die Harzschützen" und "Der Harz ist unser" sind Liedzeilen, die ins Ohr gehen.
Zu einem Rund-um-Erlebnis mit den Harzer Schmalspurbahnen gehört natürlich ein Fahrt unter Dampf. Da schnauft dann ein Zug als "Harzschützen-Express" von Quedlinburg nach Harzgerode und nach der Aufführung zurück. Begleitet von "Vagabunden" wird auf der Hinfahrt mit Liedern und derben Sprüchen auf das Spektakel eingestimmt. Die Pausenversorgung in Harzgerode ist hervorragend organisiert. Eine halbe Stunde reicht, um die Fangemeinde mit Steak, Bratwurst und Buletten zu beköstigen. Glühwein war aber bei dem kalten Wetter zum Saisonabschluss der "Harzschützen" der eigentliche Renner.
HSB-Geschäftsführer Matthias Wagener hatte vor der diesjährigen Harzschützen-Saison von einem steigenden Interesse für das Ereignis im Selketal gesprochen. Sein Leiter Vertrieb, Dr. Dietrich König, zeigte sich angesichts der Witterung und den doch guten Besucherzahlen zuversichtlich für die Zukunft. Beide hoffen, dass in ein, zwei Jahren "Die Harzschützen" zu einem ähnlichen Renner wie "Faust" auf dem Brocken werden. Zu wünschen wäre es, denn die Selketalbahn und die Anrainer können noch mehr Gäste gut gebrauchen.