Harzklinikum in Quedlinburg Harzklinikum in Quedlinburg: Viele Worte vor der Stille

Quedlinburg/MZ - Das Harzklinikum Dorothea Christiane Erxleben hat seit Mittwoch am Standort Quedlinburg einen „Raum der Stille“. Das Zimmer über dem zentralen Eingangsbereich ist eine Rückzugsmöglichkeit für Patienten, Angehörige und Mitarbeiter. Nach einer schweren Operation, einer schlimmen Diagnose oder einer anstrengenden Operation soll der Raum die Möglichkeit bieten, zu sich zu finden, das Geschehene zu verarbeiten.
Gut zehn Jahre hat es gedauert von der Idee bis zur Umsetzung. Daran erinnerte Geschäftsführer Peter Redemann und hob die Bemühungen von Krankenhausseelsorger Pfarrer Matthias Zentner hervor, „den Initiator und Motor“ des Erfolgs. „Es war eine große Herausforderung, denn Räume zählen zum höchsten Gut in einem Krankenhaus“, erklärte der Geschäftsführer. So habe es immer wieder Vorschläge gegeben, die aber verworfen wurden, bis es nun gelungen sei, den Raum zu finden und zu gestalten.
Pflegedirektorin Gundula Kopp wiederum schilderte ein Erlebnis, bei dem eine Frau nach einem schweren Verkehrsunfall ihrer Tochter und der Genesung sich bedankte, aber auch anmerkte, dass ihr eine Rückzugsmöglichkeit fehlte, das Geschehene zu verarbeiten. Dies sei kein Einzelfall gewesen und zeigte, dass ein „Raum der Stille“ auch wirklich gebraucht werde.
„Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht“, zog Angelika Zädow, Superintendentin des Kirchenkreises Halberstadt, Parallelen zur derzeitigen Hochwasserkatastrophe im Land. Nach schwierigen Erlebnissen oder großen Anstrengungen brauche die Seele auch einmal Ruhe. Ähnlich sei das in einem Krankenhaus. Zunächst gebe es jetzt viele Worte vor der Stille zum Start dieses Angebots am Klinikum. Doch „für vieles braucht es keine Worte, sondern Stille“, um zu sich zu finden, betonte die Superintendentin.
Pfarrer Matthias Zentner war bereits am ersten Tag als Krankenhausseelsorger mit der Bitte an die Geschäftsleitung herangetreten, einen „Raum der Stille“ zu schaffen. Das war am 3. März 2003. Über viele Räume sei seitdem gesprochen worden, doch der geeignete habe sich erst jetzt gefunden. Viele hätten dazu mit Ideen beigetragen, denen Dank gesagt werden sollte. Der Raum sei fertiggestellt, aber noch nicht vollendet. Für die künstlerische Gestaltung der Fenster gibt es einen Wettbewerb, der jetzt ausgewertet und dann ein Vorschlag umgesetzt wird, sagte der Klinikseelsorger.
Der „Raum der Stille“ ist sparsam mit Stühlen rund um eine gestaltete Mitte ausgestattet worden. Neben der Bibel stehen auch andere Bücher der Erbauung, denn der Raum ist für jedermann geöffnet, rund um die Uhr. Ob die Stühle so stehen bleiben, nachdem auch die Fenster gestaltet sind, lässt Matthias Zentner offen: „Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt. Die Nutzer werden es vielleicht ganz anders machen.“