Harzklinikum in Quedlinburg Harzklinikum in Quedlinburg: Neue Praxen sollen Wartezeit verkürzen

QUEDLINBURG - Nach 25 Jahren steht Klaus-H. Schmidt wieder auf dem gleichen Klinikflur: 1990 hatte er seinen ersten Tag als Arzt im Praktikum auf der „Inneren“, heute ist er Ärztlicher Direktor des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) am Harzklinikum Dorothea Christiane Erxleben und eröffnet auf der ehemaligen Station 11 das MVZ-Ambulatorium. Am 1. Juli 2006 war das Medizinische Versorgungszentrum Quedlinburg gegründet worden. Gebündelt werden diese Aktivitäten unter dem Dach der Proklin Medical Care GmbH, einer Tochter des Harzklinikums. Nachdem in der Vorwoche in Ballenstedt eine gynäkologische Praxis übergeben wurde, vereint der neue Praxisbereich im Klinikum Quedlinburg nun Gynäkologie, Dermatologie und Orthopädie mit insgesamt sechs Ärzten.
Ein MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) ist laut Wikipedia eine vom deutschen Gesetzgeber mit dem GKV-Modernisierungsgesetz (gesetzliche Krankenversicherung) vom 14. November 2003 eingeführte Einrichtung zur ambulanten medizinischen Versorgung.
Ähnlich wie in den Polikliniken der DDR können dort beliebig viele zugelassene Ärzte im Angestelltenverhältnis arbeiten, was in den herkömmlichen Arztpraxen eingeschränkt erlaubt ist. Medizinische Versorgungszentren müssen fachübergreifend sein, das heißt, Fachärzte unterschiedlicher Richtungen oder psychologische Psychotherapeuten beschäftigen und unter ärztlicher Leitung stehen. In der DDR waren Haus- und Fachärzte in den Polikliniken tätig. Diese Polikliniken wurden im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands nahezu vollständig abgeschafft.
Mit dem GKV-Versorgungsstrukturgesetz können seit 2012 medizinische Versorgungszentren nur noch von zugelassenen Ärzten, von zugelassenen Krankenhäusern, von Erbringern nichtärztlicher Dialyseleistungen oder von gemeinnützigen Trägern, die an der medizinischen Versorgung der gesetzlichen Krankenversicherung aufgrund von Zulassung, Ermächtigung oder Vertrag teilnehmen, gegründet werden
„Ambulatorium, das klingt nach Medizin und passt in diese Gemäuer“, findet Krankenhausgeschäftsführer Peter Redemann. „Als uns das Land signalisierte, es werde kein Geld für eine neue Innere Station in Quedlinburg geben, haben wir die Station 11 nicht mit Verwaltungsarbeitsplätzen belegt, sondern klare Prioritäten gesetzt: Medizin hat Vorfahrt.“ So flossen 250 000 Euro in den Ausbau moderner Praxen, mit denen die fachärztliche Versorgung verbessert wird. Klaus-Hermann Schmidt erinnert an Zeiten, als sich ambulante und stationäre Versorgung wie Himmel und Hölle zueinander verhielten. Sein MVZ versteht sich als Botschafter zwischen den beiden Welten, die weiter zusammen rücken sollen. „Schließlich müssen heute die Arme immer länger werden, damit man in die weniger üppig gefüllten Finanztöpfe greifen kann.“ Für ihn gebe es eigentlich nur einen Maßstab: „Was die Versorgung der Patienten verbessert, das ist gut und nützlich.“ In Erinnerung an seine Praktikumseinsätze im einstigen Oberharzer Landambulatorium meint Schmidt: „Manchmal sind unsere neuen Wege auch die ganz alten.“ Quedlinburgs Oberbürgermeister Frank Ruch gratulierte bei der Praxiseröffnung zum Mut und zur Initiative der Mediziner des Harzklinikums. „Aber vielleicht sollten wir das Kind Stadtambulatorium nennen, schließlich haben wir Quedlinburger Weltkulturerbestatus“, schlug er lächelnd vor. „Ich freue mich, dass sich nun die ambulante Versorgung in der Stadt verbessert.“
Der Orthopäde Olaf Schaeper, der mit zwei Kollegen in der Praxis anzutreffen sein wird, lobt die kurzen Wege, die sich nun vom Krankenhaus zur nachstationären Phase ergeben. „Das ermöglicht eine zeitnahe Weiterversorgung.“ Er schätzt ein, dass sich nun die Wartezeiten auf Termine für Patienten „langsam entspannen“. Zudem sei die Akutversorgung besser gewährleistet.
Während Gynäkologinnen und Orthopäden bereits praktizieren, sei die dermatologische Praxis ab Herbst besetzt. Hausarzt und MVZ-Chef Klaus Schmidt schwirren schon wieder neue Pläne durch den Kopf, die er nach dem Mammut-Projekt auf der ehemaligen Station 11 stemmen könnte. Harzklinikum-Geschäftsführer Peter Redemann bittet er um ein Signal, wenn mal wieder Räume neu genutzt werden können.
(mz)
