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Harz Harz: Zum Ort des Rinderkrieges

Von UWE KRAUS 28.04.2011, 14:58
Allrode. Morgennebel steigt über dem frühere Allröder Freibad, das heute ein renaturierter Teich ist, auf. (FOTO: ARCHIV/DETLEF ANDERS)
Allrode. Morgennebel steigt über dem frühere Allröder Freibad, das heute ein renaturierter Teich ist, auf. (FOTO: ARCHIV/DETLEF ANDERS) CARDO

ALLRODE/MZ. - Am 5. Dezember 2009 stellte der in Allrode aufgewachsene Dr. Thomas Nabert sein 336 Seiten dickes großformatiges Buch vor, an dem er allein zwei Jahre gearbeitet hatte: "Allrode. Die Geschichte eines alten Harzdorfes". War das ein Buch in erster Linie für die Allröder und ihr Heimatgefühl, kommt nun weitere zwei Jahre später ein 200-seitiges Büchlein dazu, das sich vor allem an die Gäste des Thalenser Ortsteiles wendet. In stabiler Fadenheftung soll es in die Hosentasche und den Wanderrucksack passen, erklärt er. Allrode sei nicht der klassische Harzer Urlaubsort, daher möchte er das touristische Potential des Dörfchens stärken.

Schließlich weist Allrode fern großer Infrastruktur durchaus Übernachtungszahlen auf, von denen manch anderer Harzort nur träumen kann. Wenn das Hotel "Harzer Land", in dem er sein Buch präsentierte, auf Wellness und Wandern setze, benötige der Gast dazu einen aktuellen Wanderführer. Den nennt Thomas Nabert "Allrode - Erlebnistouren in einem Harzer Wanderparadies". "Es leuchtet ein, dass dieses alles für den gesamten Harz kaum noch in einem handlichen Format darstellbar ist. Insofern ist es nur folgerichtig und vernünftig, einen modernen Reiseführer für ein kleines Gebiet rund um einen Fremdenverkehrsort zu machen. Dies ist nun in einer ansprechenden Form für den Ort Allrode gelungen. Der hier aufgewachsene Autor hat darin nicht nur die Geschichte des alten Harzdorfes, sondern auch viele Besonderheiten aus der Natur und Landschaft für den Wanderer erlebbar gemacht. Ich wünsche diesem Werk, dass es auch anderen Harzorten als Muster und Anregung dient", gibt Dr. Albrecht von Kortzfleisch, Ehrenvorsitzender des Harzklubs dem Autoren und Herausgeber auf den Weg.

Der unterdessen in Leipzig lebende Thomas Nabert wanderte mit Familie, Freunden und den Kennern vor Ort, Siegfried Baars und Klaus Hartrott, die 13 Entdeckertouren ab. Er gab ihnen so spannende Namen wie "Adler, Ratten und Kreiken", "Versunkene Glocke und traurige Nonne" oder "Trutzige Burg und Harzer Käse". Das Buch sei fürs Davor, Dabei und Danach, "um den Leuten die Gusche wässrig zu machen, um Karten und Service-Tipps bei der Hand zu haben und um auf den 320 Farbfotos zu erklären, wo man vorbeigestiefelt ist. Der Leser spürt, Nabert geht mit Begeisterung auf Entdeckungstour, versteht es, jede Ecke mit einer Geschichte zu koppeln und auch für Harzer Neues zu präsentieren.

Er erzählt Geschichten und vermittelt damit im besten Sinne Regionalgeschichte. Auch wenn dabei Thale, heute vorgesetzter Verwaltungsstandort, nicht gut dabei wegkommt. Schließlich gab es ja vor Jahrhunderten den Rinderkrieg. Für die Taten der Thalenser 1776 soll am 2. Juli 2011 der heutige Bürgermeister Thomas Balcerowski die Schuld begleichen, hieß es am Rande der Buchvorstellung. Er wird ein Kalb an Allrode zurückgeben, dass damals von den Thalensern "gefressen" worden war. Die Wandertouren rund um Allrode eignen sich für jedes Alter und jede Konstitution. Ist der kürzeste Weg nicht einmal fünf Kilometer lang, misst der längste reichlich 20 Kilometer. "Aber sie sind nichts für Kampfwanderer, die sich als leidenschaftliche Sportler verstehen. Ihnen wäre das alles zu locker und Spaß orientiert," meint Nabert. Die Wege führen als Rundkurs nach Güntersberge und Vosshagen, nach Stiege, ins Uhlenbachtal, nach Treseburg und Friedrichsbrunn.

Dabei wird Interessantes auch über die Nonne von Vosshagen und über die Waldglashütte berichtet. Der Autor fügte im Beisein vom Ortsbürgermeister und der Thalenser Tourismusverantwortlichen gleich ein paar Wünsche an, um diese Orte zu erhalten, zu kennzeichnen und vor Vandalismus und Verfall zu schützen. So sei der Weg an manchen Stellen "eingekoppelt" oder wichtige Grenzsteine umgekippt. Gäste der Buchpräsentation sahen sie als einen Beitrag zum 1050. Ortsjubiläum in diesem Jahr.

961 erstmals in einer Urkunde des späteren Kaisers Otto I. erwähnt, sei Allrode auch heute noch ein kleines Dorf wie tausende Orte, "die in Geschichtsbüchern eher unerwähnt bleiben, in denen keine Schlachten stattfinden, keine Goethes geboren und keine Revolutionen angezettelt werden". Trotzdem soll das Jubiläum im Juli gefeiert werden. Eine Münze dazu sei bereits geprägt. Und wer anders als Otto I. könnte darauf zu sehen sein?