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Harz Harz: Wenn aus Marie ein Tanzmariechen wird

Von sigrid dillge 04.03.2012, 17:31

thale/MZ. - Die Aufregung ist Marie Grunert anzumerken. Gleich muss die elfjährige Quedlinburgerin als erste ihrer Wettbewerbsdisziplin auf die Bühne. Alles scheint perfekt: Das weiß-gold-blaue Kostüm mit dem kurzen wippenden Röckchen, der schmucken Jacke und dem feschen Hut sind tipptopp. Dennoch gibt es einen kleinen Makel: "Ich habe ein bisschen Angst vor dem Standspagat, weil ich eine Zerrung im Bein habe", verrät Marie den Hintergrund für ihre Aufregung. Doch dann verfliegt die Nervosität. Die Musik erklingt und aus der Schülerin Marie wird ein Tanzmariechen, das mit vollem Elan über die Bühne wirbelt, Standspagat, Spagat am Boden, Radschläge, Sprünge und Hüpfer zeigt.

Scheinbar mühelos absolviert sie ihre Übung. Trainerin Nadine Tyka ist zufrieden. "Das hat sie gut gemacht, vor allem hat sie schön gelächelt", freut sie sich. Die Jury zieht Noten zwischen 75 und 80. Dass das zum Schluss nur für den zehnten und damit letzten Platz im Starterfeld bei den Tanzmariechen Altersklasse 1 Jugend reichen wird, ahnen Marie und Nadine zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Im vergangenen Jahr noch hatte Marie als Tanzmariechen auf dem Treppchen gestanden und Platz drei belegt. Die Zerrung war wohl doch ein größeres Handicap als gedacht.

Marie startete für den Quedlinburger Carneval Verein (QCV) bei der 14. Landesmeisterschaften im karnevalistischen Tanzsport. Die fand am Wochenende in der Thalenser Mehrzweckhalle statt und hatte 93 Startgruppen in den Disziplinen Tanzpaare, Tanzgarden, Tanzmariechen und Schautanz. In drei Altersklassen ermittelten etwa 600 Kinder und Jugendliche die Besten des Landes. Sie beeindruckten vor allem durch sportliche Höchstleistungen, die geschickt im Tanz verpackt waren. Ausrichter der diesjährigen Landesmeisterschaft war der Quedlinburger Carneval Verein. "Wir haben den Zuschlag erhalten, weil wir es können", sagt Vereinschef Dietmar Schuda selbstbewusst. Die Vereinsgröße und die Tatsache, dass etwa 60 Kinder und Jugendliche im Verein den karnevalistischen Tanzsport betreiben, sprechen für die Quedlinburger. Die hatten den idealen Austragungsort in Thale gefunden. "Quedlinburg hat ja leider keine so große Halle", erklärte Schuda. Mit viel Engagement hatte der QCV daher die Thalenser Mehrzweckhalle für den Wettbewerb hergerichtet. Eine große Bühne musste aufgebaut, Platz für weit über 500 Zuschauer geschaffen und das technische Equipment organisiert werden.

So schufen die Narren aus Quedlinburg beste Bedingungen für die Starter, die beispielsweise aus Halle-Neustadt, Könnern, Dessau, Höhnstedt, Roitzsch, Werdershausen, Obhausen, Merseburg oder Bernburg kamen. Insgesamt neun Juroren begutachteten die Leistungen. Bewertet wurden sowohl der Aufmarsch als auch die Uniform, die Schrittvielfalt und die Ausstrahlung. Bei den Tanzmariechen wurde unter anderem darauf geachtet, dass es ein ausgewogenes Verhältnis von Tanzbewegungen und Schwierigkeiten gab oder dass auch akrobatische Elemente gezeigt wurden.

Am besten gelang das in der Altersklasse 1 Jennifer Kaniuth vom Waldeser Carneval Club in Dessau. Die Elfjährige war bereits zum fünften Mal bei einer Landesmeisterschaft dabei und hat bislang in jedem Jahr einen Platz unter den ersten drei belegt. Zweimal pro Woche probt sie speziell für die Auftritte als Tanzmariechen. Auch an den anderen Tagen schwingt sie das Tanzbein. Dann bei einer Gruppe, die den Namen "Sunshine" trägt. Beim Carnevalsverein hat sie nicht nur den Solopart als Mariechen, sondern ist auch beim Marsch und Schautanz dabei. "Meine Mutter hat mich, als ich noch klein war, beim Tanzen angemeldet. Ich sollte mich austoben, weil ich immer so hibbelig war", verrät die frisch gebackene Landesmeisterin. Sie wird am kommenden Wochenende am Halbfinale Nord im karnevalistischen Tanzsport teilnehmen, das in Aachen stattfindet.