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Harz Harz: Weniger «Aufstocker»

Von Detlef Horenburg 19.01.2012, 16:31

Quedlinburg/wernigerode/MZ. - "Damit befinden wir uns im Mittelfeld im Land", meinte Koba-Chef Dirk Michelmann.

Ein Jahr Eigenbetrieb

Anlass der Bilanz war der erste Jahrestag nach der Fusion der Koba Wernigerode und die Arbeitsgemeinschaften zur Betreuung von Arbeitslosengeld II-Empfängern Halberstadt und Quedlinburg zum Koba-Jobcenter. Die Koba ist seitdem für knapp 28 000 Bürger im Harzkreis zuständig, welche in Bedarfsgemeinschaften leben und als "Hartz IV-Empfänger" auf Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld angewiesen sind.

Michelmann erinnerte an den holprigen Start vor einem Jahr: Fast 12 000 Datensätze wurden, weil technisch nicht anders möglich, in wenigen Monaten per Hand von den ehemaligen Argen Halberstadt und Quedlinburg in das System der Koba übernommen. Über 300 Mitarbeiter wechselten von den Argen zur Koba. Im März erfolgte erstmals die komplette Auszahlung der Leistungen für alle Bedarfsgemeinschaften des Landkreises durch die Koba. Insgesamt 420 Mitarbeiter arbeiten an den drei Standorten.

Trotz erwarteter und unvorhergesehener Widrigkeiten sei auch dank intensiver Mehr- und Samstagsarbeit der Koba-Mitarbeiter der landkreisweite Zusammenschluss in weiten Teilen gut gelungen, lautet Michelmanns Rückblick. Die sinkenden Zahlen in den Bereichen der Arbeitslosigkeit und der passiven Leistungen im Vergleich zum Jahr 2010 belegten dies. "Wir werden jeden Tag ein bisschen besser", so der Koba-Chef.

Die drei Regionalstellen in Wernigerode, Quedlinburg und Halberstadt betreuten 2011 im Jahresdurchschnitt 16 269 Bedarfsgemeinschaften. Das sind 657 weniger als im Vorjahr, was einen Rückgang um 3,9 Prozent bedeutet. Gegenüber dem Vorjahr konnte die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten um 5,6 Prozent auf 21 618 Personen gesenkt werden. Auch die Anzahl der nichterwerbsfähigen Leistungsberechtigten sank um 3,1 Prozent auf 6 357.

Die Koba betreute auch im vergangenen Jahr den Großteil der Arbeitslosen im Landkreis Harz, da insgesamt 71,5 Prozent aller gemeldeten Arbeitslosen Hartz IV empfangen. Hier gab es einen Rückgang von 5,4 Prozent. Der Jahresdurchschnitt sank damit um 524 Personen auf 9 163. Bei den unter 25-Jährigen lässt sich im Jahresvergleich sogar ein Rückgang um 7,8 Prozent verzeichnen, hier sank die Zahl auf 543 Hartz IV-Empfänger.

Eine erfreuliche Entwicklung entgegen dem Landestrend gibt es bei den so genannten Aufstockern.

Im 2011 erhielten 445 Menschen zusätzliche Sozialleistungen als Zusatz zu ihrem Arbeitslosengeld I. Im Gegensatz zum Vorjahr sind das 24,5 Prozent weniger.

Bei den Berufstätigen, die zusätzlich soziale Leistungen beantragen mussten, weil das Arbeitsentgeld nicht ausreichte, sank der Anteil um zehn Prozent auf 5 916 Personen. "Daraus lässt sich schlussfolgern, dass mehr Menschen im Landkreis ihren Bedarf über ein eigenes Einkommen decken konnten", bemerkte Michelmann. Auch bei den Selbstständigen, die zusätzlich Leistungen der Koba beantragten, wurde ein Rückgang um 22, 6 Prozent registriert. Aktuell sind dies 358 Selbstständige. Dies sei eine Folge des gezielten Einsatzes der Förderinstrumente. So habe sich die Koba auf die Hilfe von Selbstständigen konzentriert, deren Konzept künftig eine Wirtschaftlichkeit verspricht.

Michelmann: Da ist noch Luft

Die positive Bilanz sei für die Koba aber kein Ruhekissen: " Da ist noch Luft nach oben drin", sagte Michelmann. Deshalb setzt sich die Koba für das Jahr 2012 durchaus anspruchsvolle Ziele. Durch eine intensive Qualifizierung der Mitarbeiter und eine Veränderung der Arbeitsstrukturen und Zuständigkeiten soll die Arbeitsqualität verbessert werden. Wesentliche Ziele sind die Senkung der Zahl der Leistungsberechtigten um vier Prozent. Die Zahl an Langzeitarbeitslosen soll sich 2012 sogar um 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr reduzieren.

Ein Weg dazu soll sein, die Arbeitgeber dazu anzuregen, ihren Kräftebedarf vermehrt aus dem Bestand Langzeitarbeitsloser und älterer Arbeitssuchender zu rekrutieren.

Dem Quartiersmanagement im Wernigeröder Problemwohngebiet Stadtfeld werden vergleichbare Ansätze in Halberstadt, Quedlinburg und der Stadt Falkenstein folgen. Zu diesem Ansatz gehört die Arbeit der Kompetenzagentur Harz an den drei Standorten Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode ebenso wie die Vernetzung der Leistungen der Koba mit dem Sozial-, Jugend- und Gesundheitshilfeangeboten der Kreisverwaltung. Die Idee der kreislich sozialen Angebote unter einem Dach als "Soziale Systemhäuser", soll offensiver verfolgt werden, kündigte der Koba-Chef an.