Harz Harz: Verdruss beim Adlerschuss
MEISDORF/MZ. - Zum ersten Mal ist bei einem Meisdorfer Schützenfest mit der eigenen Armbrust auf den stolzen Adler aus Holz geschossen worden. "Zuvor haben wir uns die Armbrust immer beim Fremdenverkehrsverein ausgeborgt. Doch in diesem Jahr legten unsere Vereinsmitglieder zusammen, so dass wir uns eine eigene Waffe dieser Art kaufen konnten", erklärte Axel Große, 2. Vorsitzender der Meisdorfer Schützen.
Am Mittwoch wurde das Schießgerät erworben, am Samstag kurz vor dem Wettbewerb eingeschossen.
Eine Aufgabe, die der alte und neue Schützenkönig gemeinsam übernahmen. Oliver Jeschke, dem 2010 zum zweiten Mal nach 2001 die Würde der Majestät zuteil wurde, gab den ersten Schuss ab.
Natürlich nicht auf den von Zimmerermeister Heiko Hilscher gebauten und präparierten Adler, sondern auf eine extra aufgestellte Schießscheibe. Die traf er allerdings nicht. Der Pfeil landete links daneben im Gras. Für den zweiten Schuss nahm Dirk Wölfer, der Schützenkönig 2011, die Armbrust in den Anschlag. Doch auch sein Schuss landete im Gras.
Mit viel Feingefühl stellten die beiden Könige die Waffe ein, bevor dann der Startschuss für den Wettkampf gegeben wurde. Doch der sollte ebenfalls in die Reihe der Premieren eingehen. "Das Adlerschießen konnte leider nicht stattfinden, da die Armbrust mehr Federn gelassen hat als der Adler", wusste Schützin Heike Rokohl am Ende des Tages. Das nigelnagelneue Gerät ging kurz nach dem Einschießen kaputt, was nicht an den königlichen Händen gelegen haben kann. Das Adlerschießen soll nun nachgeholt werden, wie die Meisdorfer wissen ließen.
Zu den Premieren des diesjährigen Schützenfestes gehörte auch, dass es erstmals keine Königin und keine Majestät der Senioren gab. "Das haben wir aufgrund der immer geringer werdenden Mitgliederzahl nicht hingekriegt", gestanden Axel Große und Dirk Wölfer. Von der einst stolzen Zahl von 100 Vereinsmitgliedern seien nur noch 35 übrig geblieben. Drei davon sind Frauen. "Die müssten sich dann ja andauernd abwechseln, und das ist ja nicht der Sinn der Sache", so Große.
Den Mitgliederschwund führt er darauf zurück, dass es immer weniger junge Leute im Ort gebe. Der alte und der neue Schützenkönig seien mit ihren 45 beziehungsweise 42 Jahren eine rühmliche Ausnahme. Egal wie alt, der übergroße Teil der Mitglieder, nämlich etwa 25, übernahm auch in diesem Jahr eine Vielzahl der Arbeiten, die ein Schützenfest zum Erfolg werden lassen. Das betraf sowohl die Vorbereitungen als auch die drei Festtage selbst.
Dirk Wölfer wusste übrigens seit vergangenem Monat, dass er der neue Schützenkönig ist. Das habe nichts mit irgendwelchen Absprachen zu tun, sondern mit der Tatsache, dass der König innerhalb des Vereins und nicht erst beim Schützenfest ermittelt wird. Beim Luftgewehrschießen erreichte Wölfer 26 von möglichen 30 Ringen. Damit wurde er zum ersten Mal in seinem Leben Schützenkönig.
Seit 1995 ist er Mitglied in einem Schützenverein. Zunächst im Mansfelder Land, dann in Meisdorf, wohin er vor zweieinhalb Jahren zog. Zum Schützenverein ging er, weil er Freude am Schießsport hat, die Traditionspflege schätzt und Heimatverbundenheit pflegt. Als Schützenkönig wird er in den kommenden zwölf Monaten noch mehr in die Arbeit des Vereins mit einbezogen werden. Sei es bei Entscheidungen im Vorstand oder bei der Repräsentation zu den unterschiedlichsten Anlässen.
Der landläufigen Meinung, dass ein Schützenkönig eine prall gefüllte Geldbörse haben muss, um die mit der Würde eventuell verbundenen Ausgaben leisten zu können, erteilt Wölfer eine Abfuhr. "Das kann sich jeder leisten, denn es gibt keine Regeln dafür, was ein König ausgeben muss", stellt er richtig.