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Harz Harz: USA bitten um Verzeihung

Von holger hadinga 13.06.2012, 14:13

treseburg/MZ. - So manchem, der den Zweiten Weltkrieg miterlebt hat, stehen auf dem Treseburger Friedhof die Tränen in den Augen. Die Kriegsgräberanlage wurde neu gestaltet; bei einer Feier wird eine Gedenkplatte eingeweiht, welche die Namen von neun Jugendlichen trägt, die kurz vor Kriegsende, am 19. April 1945, von amerikanischen Soldaten ermordet wurden.

An der Gedenkfeier nehmen Familienangehörige der Opfer teil. Ein Augenzeuge, der damals in der Region lebte, ist Manfred Röhse. Heute wohnt er in der Nähe von Wolfsburg in Niedersachsen. "Ich habe das bis heute nicht verarbeiten können", sagt er. Den Trauergästen dankt Röhse im Namen der Hinterbliebenen. "Ich war neugierig und wollte hier die gesprengte Brücke sehen. Plötzlich hörte ich Schüsse und dann kam mir auch schon das Erschießungskommando entgegen", erinnert er sich. Er war damals sechs Jahre alt.

Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU), der im Namen der Stadt einen Kranz niederlegt, betont, dass am Zweiten Weltkrieg der Nationalsozialismus die Schuld trägt und Deutschland den Krieg ausgelöst hatte. "Es ist uns eine Herzensangelegenheit, den Gedenkstein einzuweihen. Viele Jahre war nicht klar, wer die Toten waren", sagt er und dankt außerdem dem Land für die finanzielle Unterstützung. Der Gedenkstein solle die Generationen daran erinnern, dass ein Krieg nie gerecht ist und immer unschuldige Opfer mit sich bringt. "Die Völker müssen sich versöhnen, Krieg kann kein Mittel der Auseinandersetzung sein."

Im Namen der amerikanischen Streitkräfte ist Merrit P. Drucker auf den Treseburger Friedhof gekommen, um der neun in einer Vergeltungsaktion getöteten, 17 Jahre alten Hitlerjungen zu gedenken. Außerdem wurden am 19. April 1945 Soldaten der Fallschirmjäger-Division "Potsdam" erschossen. "Ich bin aus Amerika gekommen, um Verzeihung für den Mord zu erbitten, den US-Streitkräfte begangen haben", betont Drucker. Er sei auch gekommen, "um Verantwortung für dieses Kriegsverbrechen zu übernehmen und um die Rechtlosigkeit dieser Morde anzuerkennen". Den Familienangehörigen spricht er seine Trauer aus. Es gebe keine Worte, mit denen man diesen großen Verlust wieder gutmachen könne. "Ich kann nur ausdrücken, dass neun junge Leben auf traurige Weise zu früh geendet haben."

Der Redner würdigt den "politischen Mut und die Vorreiterrolle" von Bürgermeister Balcerowski, welcher die Schirmherrschaft für die Gedenkveranstaltung übernommen hat. "Sie haben sich damit einen Ruf als Verteidiger der Rechte des deutschen Volkes und darüber hinaus der Rechte aller Menschen erworben", sagt Drucker. Ebenso erzählt er von seiner Versetzung 1987 nach Rheinberg in Deutschland. Dort wurde ihm das Schicksal der deutschen Kriegsgefangenen in den Rheinwiesenlagern bekannt, in denen tausende starben. Während seiner Nachforschungen erfuhr der Amerikaner von Verbrechen, die die Alliierten in Deutschland begangen hatten.