Harz Harz: Studenten auf Spurensuche
THALE/MZ. - "Unsere Studenten sollen hier in Thale sich mit der Entstehung von Produktionsverfahren beschäftigen und Grundlagen für die Wirtschaftsgeschichte vermittelt bekommen", umriss Irene Diekmann den Hintergrund des Besuches. Die Promovierte ist Historikerin mit dem Forschungsschwerpunkt der deutsch-jüdischen Geschichte. Sie ist Dozentin an der Universität Potsdam und stellvertretende Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien.
Die sechs Studenten, die in Potsdam die Fachrichtungen Geschichte, jüdische Studien, Germanistik oder Philosophie belegen, begaben sich mit Ute Tichatschke, Leiterin des Hüttenmuseums Thale, in die Geschichte des Hüttenwesens in Thale. Dabei sparte sie nicht mit einer Vielzahl von Geschichtchen rings um die industrielle Entwicklung in Thale. So erfuhren die Studenten beispielsweise, dass Thale bereits in vergangenen Jahrhunderten weltweit emaillierte Gebrauchsgegenstände verkaufte. Quelle dafür ist unter anderem ein Beschwerdebrief aus Argentinien, in dem ein Verbraucher darauf hinweist, dass er sich am scharfen Rand des Nachtgeschirrs aus Thale verletzt habe.
Höhepunkt der Führung im Hüttenmuseum war der Besuch einer 101 Jahre alten Dame, der Dampfmaschine Nummer 7. Sie galt einst als Herz des Eisenhüttenwerkes und wurde dank unermüdlichen Einsatzes von Enthusiasten und großzügiger Förderung als Technisches Denkmal erhalten. Seit 2009 kann die Maschine bei Museumsführungen besichtigt werden. Auch die Potsdamer Studenten tauchten mit der Maschine noch einmal in vergangene Zeiten der Industrie ein. Die industrielle Entwicklung wurde unter anderem von Aron Hirsch mitbestimmt. Der deutsch-jüdische Buntmetall- und Hüttenindustrielle wurde 1858 in Halberstadt geboren und starb 1942 in Wiesbaden. 1898 übersiedelte er nach Berlin, um nach dem Tod seines Onkels Gustav Hirsch die Leitung des Eberswalder Messingwerks zu übernehmen. Schließlich gründete er die Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG (HKM) Berlin. Der Halberstädter engagierte sich in der Akademie für die Wissenschaft des Judentums und erhielt 1922 die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Darmstadt.