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Harz Harz: Streit um die Emthöfer Breite ist jetzt beigelegt

Von DETLEF ANDERS 06.10.2011, 14:50

BAD SUDERODE/MZ. - Seit 1982 wohnt Klaus Hellwig in Bad Suderode. Das Haus in der Emthöfer Breite ist schön saniert, die Lage am Waldrand in Richtung Elfenwiese idyllisch. Zum Bad Suderöder Markt sind es nur 800 Meter die Grünstraße runter. Klaus Hellwig fühlt sich als Bad Suderöder und zahlte bislang seine Steuern nach Bad Suderode beziehungsweise Gernrode. Dabei steht sein Haus gar nicht in Bad Suderode, sondern auf Stecklenberger Grund und Boden.

"Bislang haben wir damit nie irgendwelche Probleme gehabt", gesteht der 67-Jährige. Nur als die Gernröder Verwaltung plante, die Straße im Zuge des Kanalbaus auszubauen, geschah nichts. "Der Bürgermeister hat uns gesagt, dass er sich mit dem Stecklenberger Bürgermeister nicht einig wird", sagt Hellwig.

Ein Problem hatte dagegen sein Nachbar Kurt Weitowitz, als der im Frühjahr einen neuen Personalausweis benötigte. "Eineinhalb Stunden saß mein Mann in Quedlinburg und dann hieß es - tut uns leid, Sie müssen nach Thale", berichtet seine Frau Liselotte. Das Groteske daran: Ihr Mann wohnt nun laut Personalausweis in Stecklenberg und sie in Bad Suderode. "Wir mussten jetzt bei der Bank was ändern, bloß gut, dass die den Ausweis nicht noch mal sehen wollten", sagt sie. Bei der Landtagswahl mussten alle Anwohner der Emthöfer Breite nach Stecklenberg fahren. "Eigentlich ist die Wahl ungültig, weil sie nie in Stecklenberg gemeldet waren", glaubt Liselotte Weitowitz. Bei der Wahl stimmten sie gleichzeitig in einer Bürgeranhörung mehrheitlich dafür, künftig Bad Suderöder zu werden.

Gert Sauer, mit vier Jahren Unterbrechung seit über 30 Jahren Bürgermeister des Heilbades, ist schon zu DDR-Zeiten über das Problem gestolpert. "Wir wollten das verändern", erinnert er sich, doch nachdem der Weg über den Rat des Kreises und Rat des Bezirkes aufgezeigt wurde, hieß es: "Das ist vollkommen egal, lasst es so wie es ist."

Egal war es dann plötzlich nicht mehr, als nach der Wende die kommunalen Zuweisungen von der Einwohnerzahl abhängig gemacht wurden. Und da wollte Stecklenberg natürlich gern die dem Ort zustehenden so genannten Schlüsselzuweisungen für die heute insgesamt 24 Anwohner, die Hunde- und die Grundsteuern in der Enklave Emthöfer Breite und ein Grundstück in der Stecklenberger Straße kassieren. Die Suderöder mochten jedoch nicht alle Gelder weiterreichen und Ausgaben für bauliche Aufwendungen geltend machen. Letztlich kam es aber zu keiner Einigung über die Gebietsänderung. Ob es daran lag, dass Stecklenberg Fördermittel zurückzuzahlen hatte und die Einnahmen dann gar nicht hätte verwenden können, weiß Sauer nicht. Nun sei jedoch mit Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) geredet worden und ein Gebietsänderungsvertrag ausgehandelt. Rund 26 000 Euro für die letzten zehn Jahre soll nun die Stadt Quedlinburg an Thale überweisen, hieß es. Damit sollte das Thema geheilt sein und Ruhe reinkommen, hieß es im Ortschaftsrat.

Liselotte Rackwitz hat davon bis heute noch nichts mitbekommen und überlegt inzwischen mit ihren Nachbarn, ob sie nicht ein Zeichen setzten sollten. Ein Rauchzeichen: "Wenn wir Stecklenberger sind, können wir jetzt lustig verbrennen, dass mal jemand wach wird." Schließlich ist nur im Heilbad Bad Suderode das Verbrennen von Baumschnitt untersagt. Doch durch die Nähe zum Wald sei es ihr sowieso nicht gestattet, gesteht die 80-Jährige.

Einen entsprechenden Gebietsänderungsvertrag hat der Quedlinburger Stadtrat nun im nicht öffentlichen Teil seiner jüngsten Sitzung beschlossen.