Harz Harz: Schule und Depot bleiben im Dorf
WEGELEBEN/MZ. - Zunächst eine persönliche Frage: Wie haben Sie das Jahr für sich empfunden? War Ihre Entscheidung, aus der Kreisverwaltung auf den Bürgermeistersessel zu wechseln, richtig?
Ute Pesselt: Das kann ich mit einem klaren Ja beantworten. Natürlich hat sich das Leben verändert, und nach 22 Jahren beim Landkreis war das Bürgermeisteramt eine Umstellung. Aber ich habe zuvor beim Landkreis den Dorfwettbewerb begleitet und fand den Umgang mit den Leuten immer schön. Das hat sich nicht geändert, und jetzt sind die Gelegenheiten dazu um vieles häufiger.
Mit welchen Schwierigkeiten hatten Sie und Ihre Kollegen zu kämpfen?
Ute Pesselt: Der Zusammenschluss der sieben Gemeinden war ja eine altkreisübergreifende Fusion. Da ist es ganz klar, dass es im ersten Jahr vor allem um das Zusammenwachsen gehen musste. Dieser Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Deshalb gibt es alle sechs Wochen eine Bürgermeisterberatung, in der alle Ortschefs mit den Amtsleitern zusammenkommen. Da werden nicht nur aktuelle Informationen ausgetauscht, da kann man auch mal seine Nöte und Sorgen loswerden. Während es für Verwaltungen einfacher ist, in Einheitsgemeinden zu arbeiten, ist die Verbandsgemeinde für die Orte angenehmer. Ganz einfach, weil sie ein Stück Eigenständigkeit behalten. Umso schwieriger war für Gemeinderäte und Bürgermeister der Gedanke, dass Schulen, Kindertagesstätten und der Gesamthaushalt jetzt zentral verwaltet werden. Sie mussten erkennen, dass sie zwar nicht mehr zuständig sind, die Schule oder das Depot aber nach wie vor in ihrem Dorf steht.
Die Verbandsgemeinde hat vier verschiedene Verwaltungsstandorte. Das hat für Verwirrung gesorgt. Sind die Startschwierigkeiten jetzt ausgeräumt?.
Ute Pesselt: Die Situation ist tatsächlich nicht glücklich. Das Hauptamt sitzt in Wegeleben, das Schul- und Sozialamt in Wedderstedt, das Einwohnermeldeamt in Harsleben und die Kämmerei in Schwanebeck. Die Vernetzung untereinander hat viel Kraft gekostet, aber inzwischen können die Bürger jedes Anliegen an jedem der vier Standorte anbringen, Einwohnermeldestellen werden an allen Verwaltungsstandorten vorgehalten. Und so muss es auch sein. Im Moment arbeiten wir noch an unserer Internetseite, damit sich die Orte alle gut wiederfinden und entsprechend präsent sind.
Eine große Hürde haben Sie schon genommen: Inzwischen gibt es in der ganzen Verbandsgemeinde einheitliche Gebühren für die Kindertagesstätten.
Ute Pesselt: Das war tatsächlich ein Kraftakt, insbesondere für die Amtsleiterin Annett Rosen, die dafür zuständig ist. Denn die Gebühren waren tatsächlich sehr unterschiedlich und es gab natürlich jede Menge Diskussionen. Seltsamerweise weniger in den Gemeinden der Selkeaue, die mit relativ günstigen Gebühren gesegnet waren und wo die Eltern jetzt tiefer in die Tasche greifen müssen. Mehr Widerstand gab es in den anderen Orten, weil der Gebührensprung zwischen acht- und zehnstündiger Betreuung jetzt relativ groß ist. Wir sind aber sehr froh, dass wir seit 1. Januar Klarheit haben in der Frage.
Gibt es etwas, was Sie besonders freut?
Ute Pesselt: Froh bin ich, dass die Feuerwehren langsam zusammenwachsen. Ein kleines Indiz dafür ist die Tatsache, dass die neuen Tore für das Hausneindorfer Depot angeschafft werden konnten, weil die anderen Wehren zurückgesteckt haben. Solche Begebenheiten machen mich zuversichtlich für die Zukunft.
Welche Aufgaben stehen im Jahr zwei des Zusammengehens im Vordergrund?
Ute Pesselt: Einen großen Raum nimmt natürlich der erste wirklich gemeinsame Haushalt ein, in den 40 Prozent der Investitionspauschalen aus den Mitgliedsgemeinden fließen. Dennoch sind die Spielräume eng, denn im Vermögenshaushalt stehen uns lediglich 463 000 Euro zur Verfügung. Große Investitionen sind da nicht drin, aber wir müssen die Krippensanierung in der Kindertagesstätte Wegeleben und die Erneuerung der Sanitäranlagen in der Kindertagesstätte Heteborn in diesem Jahr abschließen. Viele Ausgaben stehen im Brandschutz und bei der Ausstattung der Feuerwehr an. Deshalb sind wir dabei, eine Risikoanalyse für die Feuerwehr zu erarbeiten, damit wir einschätzen können, welche Feuerwehr wie ausgestattet sein muss. Ich wünsche mir für die nächste Zeit, dass die Bürger mit konstruktiven Hinweisen helfen, unsere Verbandsgemeinde weiterzuentwickeln. Perspektivisch würde ich mir auch einen zentralen Verwaltungssitz wünschen. Aber das ist noch Zukunftsmusik.