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Harz Harz: Nach viel Wissenschaft nun in die Praxis

Von PETRA KORN 03.11.2010, 15:04

GÜNTERSBERGE/MZ. - Mit Freude auf und Interesse an der neuen Aufgabe blickt Privatdozent Dr. Michael Labahn auf den Sonntag: Dann wird er in einem Gottesdienst in der Kirche St. Martin Güntersberge zum Dienst der öffentlichen Verkündigung ordiniert. Der 46-Jährige, der den Pfarrdienst in den Kirchengemeinden Güntersberge und Siptenfelde-Silberhütte übernehmen wird, erwartet diesen Tag aber auch mit Spannung: Zwar hat es bereits Gespräche mit dem Kirchenvorstand gegeben, aber am Sonntag "lerne ich die Gemeinde insgesamt kennen".

Geboren und aufgewachsen in Braunschweig, hat Michael Labahn, der aus einer kirchlichen Familie kommt und sich auch in der kirchlichen Jugendarbeit engagierte, Evangelische Theologie studiert. Danach arbeitete er als wissenschaftlicher Betreuer von Studierenden in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Braunschweig. Ab 1995 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistent an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, wo er 1998 seine Promotion abschloss. Berufsbegleitend absolvierte er von 1996 bis 1998 ein Vikariat bei der Evangelischen Kirchenprovinz Sachsen. Seit 2006 arbeitet Dr. Michael Labahn an wissenschaftlichen Projekten in Wuppertal und Belgien mit, 2009 schloss er seine Habilitation ab, und seit Oktober 2009 ist er Privatdozent an der Martin-Luther-Universität sowie seit Januar 2010 Dozent für das Fach "Neues Testament" beim Kirchlichen Fernunterricht.

Sein Lebenslauf, so sagt Michael Labahn, der verheiratet ist und in Stiege wohnt, hat ihn zunächst in die Wissenschaft geführt. Doch "der Pfarrberuf war auch der Startpunkt meines Studiums". Als ihm jetzt Kreisoberpfarrer Jürgen Dittrich den Pfarrdienst in Güntersberge, Siptenfelde und Silberhütte - dabei handelt es sich um eine 50-Prozent-Stelle im Entsendungsdienst, also ein Probedienst für Berufsanfänger im Pfarrdienst - angeboten hat, "habe ich gern zugegriffen. Ich habe sehr lange sehr viel wissenschaftlich im Bereich der Theologie gearbeitet. Das ist jetzt für mich eine Chance, meine Kenntnisse, meine Erfahrungen, mein Wissen in der Praxis umzusetzen und", so fügt er mit einem Schmunzeln hinzu, "mich vielleicht auch selbst ein bisschen zu erden."

Dabei ist Michael Labahn, der, so die Zeit das zulässt, gern selbst Fußball spielt oder zuschaut und Krimis liest, der Pfarralltag nicht fremd. So hat er während seiner Vikariatszeit in Halle alle Arbeitsfelder kennen gelernt und in den vergangenen Jahren die Gemeinde seiner Frau, die Pfarrerin ist, in ehrenamtlicher Arbeit begleitet. "Aber es ist etwas anderes, wenn man selbst in der Verantwortung als Pfarrer steht", freut er sich auf diese Aufgabe. "Es gibt hier sehr viele Begegnungen, es ist ein sehr spannender Beruf. Man weiß nicht, was einen am nächsten Tag erwartet."

Spaß werde ihm sicher die gottesdienstliche Arbeit machen, aber auch das Thema, mit anderen Ideen zu entwickeln und gemeinsam etwas zu gestalten. "Ich denke, dass wir die Gebäude gemeinsam mit Leben füllen", erwartet er "einen interessanten Weg, den man miteinander geht. Wie kann man Menschen Kirche zugänglich machen - nicht nur das Gebäude, sondern auch das, wofür wir stehen. Dass Kirche auch offen ist für den Ort, in dem sie steht, ist eine der großen Herausforderungen und letztlich auch das Reizvollste", findet der Pfarrer.