Harz Harz: Hoteliers in Sorge
Bad Suderode/MZ. - Das 1998 gebaute Kurhotel in Bad Suderode sieht aus wie geleckt. Nicht nur die Fassade, auch im Haus. Die Autos auf dem Hof künden von einem gut gebuchten Haus, das gleich vis-à-vis dem Kurzentrum liegt. Sie haben viel Geld investiert und langsam zahlt sich die Mühe aus. Am Pfingstsonntag haben sie einen Umsatz gemacht, wie ihre Vorgänger in einem ganzen Monat. Doch Kirsten und Detlef Lemke sind unruhig. Eigentlich hätten sie bis Ende Mai mit den ersten Reiseveranstaltern verbindliche Verträge zu Zimmerkontingenten für das Jahr 2013 unterzeichnen müssen. "Doch ich kann das nicht", sagt Detlef Lemke. Es hat lange gedauert, bis sie mit ihrem Haus, dass sie vor vier Jahren übernommen haben, in den Katalogen gelistet wurden. Doch nun?
Wie geht es weiter mit dem Kurzentrum, fragen sie sich. Das Kurzentrum stellt für sie ebenso wie für alle anderen Hoteliers und Gastronomen im Ort bis hin zu den Privatwohnungsvermietern die Lebensgrundlage dar. Eine europaweite Ausschreibung zur Privatisierung des Kurzentrums wird derzeit vorbereitet, doch die erste Terminkette, nach der Anfang 2013 schon ein potenzieller Käufer gefunden sein sollte, sei kaum zu halten, weiß Bianka Kachel, die Sprecherin der "Zukunftsinitiative Kurzentrum Bad Suderode". Und Vermutungen, nach denen bei einem Verkauf eine monatelange Schließung wegen Umbauten möglich sei, lassen die Hoteliers unruhig schlafen.
Deshalb sind mehrere von ihnen einer Einladung Kachels, einst Bürgermeisterin und dann mehrere Jahre Landtagsabgeordnete der SPD, zu einer Beratung gefolgt. Der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Steppuhn, hat Fragen der Gruppe mit in den Landtag genommen. Jetzt zeigt er per Video die Aussagen von Wirtschaftsministerin Birgitta Wolff (CDU). Es sind Aussagen, die die Mitglieder mitunter die Köpfe schütteln lassen.
Wolff: "Such is live"
In der Öffentlichkeit habe die Landesregierung Aussagen getroffen, dass keine direkte Konkurrenz zwischen den Standorten Bad Suderode und Thale entstehen soll, erinnerte Steppuhn. Doch nun werde vor Ort von einer Konkurrenzsituation gesprochen. "Wenn sich die Rede von der Konkurrenz auf das physiotherapeutische Angebot bezieht, dann kann ich das so bestätigen. Such is live - Konkurrenz belebt das Geschäft", antwortete Wolff im Landtag. Das spezialtherapeutische Angebot sei jedoch unterschiedlich. Aus den Heilmitteln Calciumsole und Radonsole resultieren unterschiedliche Zielgruppen, unterstrich Wolff.
Doch für Beachtung sorgte auch die verwunderte Aussage von Andre Lüderitz (Die Linke) im Landtag. Bei seiner Anfrage sei ihm gesagt worden, dass in Thale kein Kurmittelzentrum oder kurmittelähnliche Anwendungen zugelassen seien und dies im Fördermittelbescheid angeblich ausgeschlossen wurde. Angelika Klein (Linke) reagierte daraufhin empört, weil Bad Suderode jahrelang mit Steuergeldern finanziert wurde. "Die Förderung ist eingestellt und es soll verkauft werden. Aber es gibt in der Bundesrepublik kaum private Träger von Kurzentren und insofern wird Bad Suderode totgemacht", schimpfte sie.
Ende April betonte Wolff, dass im Zuwendungsbescheid für die Bodetal-Therme ausdrücklich der Kurmittelbereich für Einzelanwendungen mit radonhaltigem Wasser aufgeführt worden sei. Die Bodetal-Therme sei ein "gesundheitstouristisches Erlebnisangebot von überregionaler Ausstrahlung". Bad Suderode dagegen ein "Anlauf- und Therapiezentrum für Menschen, die Heilung suchen". Für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Kurzentrums sei der Thermenbau in Thale nicht verantwortlich, betonte Wolff. Das Ministerium richte nun die Energie darauf, zu überlegen, wie zur Wiederbelebung des Geschäfts in Bad Suderode beigetragen werden kann.
Angebote mit Überschneidungen
"Uns geht es nicht darum, Thale madig zu machen, sondern wir mahnen die Unterstützung Bad Suderodes an", erklärte Bianka Kachel. Sie schlug vor, die Wirtschaftsministerin zu einem Besuch nach Bad Suderode einzuladen. Kurdirektor Kay Duberow, der als Gast dabei war, berichtete, dass in Thale mal von Calciumsole und mal von Radonsole gesprochen werde. Es gebe durchaus Angebote, die sich in beiden Orten überschneiden. Und mit den Badeangeboten und den Saunen träfen sich beide auf dem Regionalmarkt.
Doch die Aussagen fanden auch im Kreis der Hoteliers nicht nur Befürworter: "Jedes Kurzentrum macht Nasse. Wir müssen als Region auftreten", fand Stephan Brandt, Chef des Hotels am Kurzentrum. Er beklagte, dass bei einer freiwilligen Eingemeindung dem Ort vielleicht vom Land geholfen worden wäre. Wichtig ist Detlef Lemke wie auch Klaus Dietrich vom Fremdenverkehrsverein, dass das Kurzentrum eine Perspektive bekommt. Damit die quälende Unsicherheit vom Tisch kommt.