Harz Harz: Großkolben kommen jetzt aus Quedlinburg
QUEDLINBURG/MZ. - Der Kolben, an dessen Guss Quedlinburgs Oberbürgermeister Eberhard Brecht am Samstag beteiligt war, könnte einmal seinen Platz in einem Schiffsdieselmotor oder einem riesigen Stromerzeuger finden. Vielleicht versieht das Teil dann seinen Dienst im fernen Brasilien, denn bis dahin reichen die Exportkontakte der SECO GmbH. Die Firma, die etwa 90 Prozent ihrer Produkte exportiert, hat ihren Sitz von Harzgerode nach Quedlinburg verlegt. Groß Orden 23 lautet die neue Adresse. Der Umzug wurde mit einem großen Familientag gefeiert.
Geschäftsführer Uwe Pränger machte klar, dass dieser Tag nur einem einzigen Zweck diene: Danke zu sagen. "Das Dankeschön gilt vor allem den Mitarbeitern unserer Firma, die es mit großem Engagement möglich gemacht haben, dass der Umzug bei laufender Produktion erfolgen konnte", so Pränger. Innerhalb von vier Monaten - zum Teil im tiefsten Winter bei Schnee und Eis - wurden die Maschinen von Harzgerode nach Quedlinburg transportiert. Dank guter Planung seien keine Pannen zu verzeichnen gewesen. Unter den besonderen Bedingungen, die beim Umzug herrschten, hätten die Angehörigen der Mitarbeiter zu leiden gehabt, meinte der Geschäftsführer. Deshalb gehörten sie genau so zu den herzlich willkommen geheißenen Gästen wie beispielsweise Geschäftspartner oder Vertreter der Stadt Quedlinburg.
Deren Oberbürgermeister Eberhard Brecht versicherte: "Wir sind stolz darauf, dass wir jetzt so eine exportorientierte Firma in Quedlinburg gebunden haben. Wir wünschen Ihnen stets volle Auftragsbücher, zufriedene Kunden, einen guten Profit und ihren Mitarbeitern gute Löhne." 103 neue Arbeitsplätze gebe es mit der SECO GmbH, die die Wirtschaftskrise relativ gut überstanden habe, neu in der Welterbestadt. Geschäftsführer Pränger fügte gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung hinzu, dass sich in den vergangenen sechs Jahren der Umsatz der Firma vervierfacht habe. In Harzgerode habe es, auch weil der Eigentümer der Flächen, die Trimet, Eigenbedarf angemeldet hat, keinen Platz mehr für das wachsende Unternehmen gegeben. Auf dem Areal in Quedlinburg könne, wenn es erforderliche wäre, ohne Weiteres eine zweite Halle errichtet werden.
Vorerst jedoch steht im Gewerbegebiet Groß Orden eine nagelneue Halle mit graublauer Fassade. Die Gelegenheit, sich hier umzusehen, nutzten sehr viele Familienangehörige der Mitarbeiter. Barbara Goliath beispielsweise erklärte Sohn, Schwiegertochter und Enkelsohn, wie ihr Arbeitsplatz aussieht und wie die Produktion von Kolben, Zylinderlaufbuchsen oder Pleuelstangen funktioniert. Die 57-Jährige arbeitet seit 32 Jahren in der Harzgeröder Kolbenproduktion und ist für die Qualitätssicherung mit zuständig. "Unsere neuen Arbeitsplätze sind in einer hellen und freundlichen Umgebung. Alles ist moderner und viel sauberer als in Harzgerode", sagt sie. Und noch etwas hat sich für sie mit dem neuen Firmenstandort verändert: Die Wernigeröderin braucht weniger Zeit für die Fahrt zur und von der Arbeit. Ganz nah am Wohnort arbeitet jetzt auch Frank Mertens. Der Quedlinburger ist CNC-Maschinenbediener und seit 14 Jahren in der Firma. "Das hier ist kein Vergleich zu den alten Bedingungen", meint er. Mertens hatte am Familientag übrigens Schicht, denn trotz Feierstimmung stand die Produktion an erster Stelle.
"Die am Standort Harzgerode begründete unternehmerische Erfolgsgeschichte findet hier an neuer Adresse in Quedlinburg ihre Fortsetzung", ist sich Geschäftsführer Uwe Pränger sicher. Doch die Firmenleitung denkt nicht nur an das eigene Unternehmen. Der Erlös einer Tombola, die zum Familienfeiertag veranstaltet wurde, geht an die Harzer Tafel in Quedlinburg. "Wir glauben, dass das Geld dort gut angelegt ist, zumal wir erfahren haben, dass die Harzer Tafel im Moment etwas Finanzierungsprobleme hat", begründete Jan-Michael Rentsch, ebenfalls Geschäftsführer der SECO GmbH, die Entscheidung.