Harz Harz: Drei Länder, aber ein Harz
Goslar/quedlinburg/MZ. - Es war ein Walpurgisempfang, wie ihn der Regionalverband Harz mit Sitz in Quedlinburg jedes Jahr gibt. Nur die Redner- wie die Gästeliste gestalteten sich etwas länger, die Örtlichkeit wirkte repräsentativer und die musikalische Umrahmung fiel etwas opulenter aus als in den Vorjahren. Schließlich beging man das 20-jährige Jubiläum eines Verbandes, an dessen Wiege neun Landkreise in drei Bundesländern standen. So fanden sich in der Goslarer Kaiserpfalz zahlreiche Akteure dieses Landesgrenzen übergreifenden Erfolgsprojektes, Naturfreunde und Geburtshelfer des Verbandes wie die Ex-Landräte Joachim Wintjen (Halberstadt) und Detlef Mahlo (Quedlinburg) zusammen. Goslars Landrat, der Vorsitzende der Regionalverbandes Harz, Stephan Manke begrüßte auch jene beiden Landräte, die seit Anfang an dabei sind: Joachim Claus (Nordhausen) und Michael Ermrich (früher Wernigerode / Landkreis Harz). Auf ein neues Verwaltungsschlagwort anspielend, meinte Manke: "Interkommunale Zusammenarbeit praktizieren wir hier schon seit 20 Jahren." Schließlich hätte man gemeinsame Ziele und Aufgaben. Er witzelte über eine aktuelle niedersächsische Studie, die empfiehlt, den Landkreis Wernigerode in einen künftigen Westharzlandkreis aufzunehmen. "Da kennt sich wohl jemand nicht in den politischen Strukturen Sachsen-Anhalts aus. Herr Landrat Ermrich, keine Sorge, wir wollen uns nicht in den Ostharz ausweiten. Nur über den Namen des künftigen Landkreises hier bei uns sollten wir mal reden." Und fügte unter Gelächter an: "Vielleicht Harz am Brocken?" Der Vorsitzende des RVH dankte explizit dem Chef des Naturparks Harz, Klaus George (Quedlinburg), für seinen Einsatz. Die Erfolge des Verbandes beruhten auf einem guten Zusammenspiel aller Akteure. "Wir wollen auch künftig in drei Ländern einen Harz verkörpern."
Die aus Mitteldeutschland stammende Johanna Wanka, niedersächsische Wissenschafts- und Kulturministerin, verwies auf das Potenzial der ältesten Montanregion der Welt, von Land- und Forstwirtschaft im Harz. "Kulturtourismus ist hier eine Zukunftsoption und kein Notnagel, wenn alles wegbricht ", meinte Wanka in Hinblick auf demografische Entwicklungen und Veränderungen in der Arbeitswelt. Sie schrieb den Zuhörern ins Stammbuch, dass sich der Harz besser verkaufen muss, um in der weiten Welt wahrgenommen zu werden. Unesco-Welterbe in der Altstadt von Goslar, in Quedlinburg und mit der Oberharzer Wasserwirtschaft sei gut und schön, doch ohne gemeinsame Vermarktung sei man kaum sichtbar. Sie plädierte dafür, dass der Harz "für Eltern mit Kindern interessant sein muss". Aber gleichzeitig unterstütze sie eine "kleinteilige Kulturförderung", die in Niedersachsen durch den Regionalverband Harz praktiziert werde und plädierte auch für altengerechte Kulturangebote.
Sachsen-Anhalts Agrarstaatssekretärin Anne-Marie Keding verwies darauf, dass nirgends außer in Berlin die deutsche Teilung so schmerzhaft zu erleben war wie im Harz. Dass man das RVH-Jubiläum in der Goslarer Kaiserpfalz feiere und dazu das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode spiele sowie das Catering das Silstedter Hotel "Blocksberg" übernommen habe, sei von großer Symbolik. Der Harz als größter Naturpark Sachsen-Anhalts stärke den ländlichen Raum, trage zur Erholung und Umweltbildung bei. Und so gab es 2012 auch zwei ostdeutsche Preisträger beim Kulturpreis Harz und beim Naturparkwettbewerb. Laudator Gero Hammer (Halberstadt), Vorsitzender des RVH-Kulturausschusses, hob hervor, dass das Questenfest zu keiner Heimatsage Bezug hätte, sehr wohl aber zur Geschichtlichen Entwicklung. Einst wurde das relativ wenig bekannte Fest am dritten Pfingsttag begangen. Als der wegfiel, bedurfte es 142 Jahre bis in die DDR-Zeit, um es auf den Pfingstmontag zu legen. Der Questenverein im beschaulichen Örtchen an der Nasse pflege die Festtradition weiter, die zur dörflichen Identität gehöre.
Im Naturparkwettbewerb "Liebenswerte Bäume" habe man zwar auf Schönheit, aber nicht auf Jugend gesetzt, meinte Naturparkchef Klaus George. Zu ehren seien mehr als 100-jährige und meinte Linden, Buchen und Eichen wie die Friedenseiche von Heringen in Thüringen, gesetzt am 16. Juli 1871, als die Heringer Männer aus dem Deutsch-Französischen Krieg heimkehrten. Heringens Bürgermeister Maik Schröter und Harald Karnstedt vom Förderverein "Goldene Aue" nahmen die Auszeichnung entgegen; traditionell eine Kunstguss-Platte aus Ilsenburg.