Harz Harz: Bundesstraße 6 soll Autobahn werden
Quedlinburg/Halberstadt/MZ. - Die neue Bundesstraße 6 soll zur Bundesautobahn umgestuft werden. Eine entsprechende Beschlussvorlage, mit der der Landkreis Harz "... erwartet, dass die Bundesrepublik Deutschland ... die Bundesstraße 6 ... zur Bundesautobahn aufstuft" und die Landesregierung Sachsen-Anhalts um Unterstützung bittet, liegt am Mittwoch dem Kreistag zur Entscheidung vor. Die im Volksmund auch als Nordharzautobahn bezeichnete Straße ist auf ihrer gesamten Länge zwischen der Autobahn 395, Dreieck Vienenburg, und dem Kreuz Bernburg (A 14) als vierspurige Straße ausgebaut.
"Durch den westlichen und östlichen Anschluss an Bundesautobahnen erfüllt sie seit Ende 2011 durchgängig eine überregionale Verbindungsfunktion zwischen den Ballungsgebieten Halle / Leipzig und Braunschweig / Hannover", begründete Vizelandrat Martin Skiebe im Kreisausschuss den Beschlussvorschlag. Die Straße sei außerdem gebaut worden, um Wirtschafts- und Lebensräume besser zu erschließen. Dieser Aufgabe könne sie nur vollständig gerecht werden, wenn sie auch als Bundesautobahn wahrgenommen werde. Insbesondere für die Wirtschaftsstandorte im nördlichen Harzrand- und -vorlandbereich, aber auch für den Harz selbst als Tourismusregion stellt die Umwidmung der Straße zu einer Bundesautobahn eine Strukturfördermaßnahme dar, die ohne weiteren baulichen Aufwand durchgeführt werden kann, meinte Skiebe. Auf entsprechende Anfragen von Birgit Voigt (SPD) und Stefan Brüne-Wonner (B90 / Grüne) sagte er, dass die Fahrbahnen nach damals gültiger Autobahnnorm gebaut wurden. Schon heute könnten Teile der 94 Kilometer langen Trasse ohne Tempolimit befahren werden. Auch die Abstände zwischen den Anschlussstellen würden den Normen entsprechen.
Reiner Schomburg (CDU) erinnerte daran, dass die Straße damals erst gebaut wurde, als der Verkehrswegeplan "Deutsche Einheit" längst beschlossen war. Vorrangig ging es um eine neue Umgehungsstraße, um die Ortschaften vom gestiegenen Ost-West-Durchgangsverkehr zu entlasten. Das Straßenbauamt habe damals schon darauf geachtet, dass Autobahnmindeststandards eingehalten wurden. Nach seiner Meinung würde es Signale aus dem Bundesverkehrsministerium geben, die den Austausch der gelben Straßenschilder gegen die blauen für eine Autobahn befürworten, wenn die Anliegerkommunen diese bezahlen würden. Kreistagsvorsitzender Michael Haase (CDU) meinte darauf wohl eher scherzhaft: "Ein Eimer dunkelblaue Farbe reicht fürs Erste."
Die Nutzung der B 6 soll außerdem ab dem 1. August der Mautpflicht unterliegen, hieß es im Ausschuss weiter. Sie sei damit die längste neu ausgewiesene Mautstrecke und die einzige, die zwei Autobahnen miteinander verbindet.
Eberhard Schröder (Linke) fragte, ob es bereits ein Konzept gibt, falls die Mautflüchtlinge sich dann durch die anliegenden Orte quälten. Nach Ansicht des Vizelandrates kann über konkrete Regelungen, wie beispielsweise Tonnagebegrenzungen oder Durchfahrtsverbote für Lkw, erst dann gesprochen werden, wenn der Bund dem Vorhaben zugestimmt hat. "Wir sollten nicht in eine Kostendiskussion verfallen", mahnte er. Es gehe um den politischen Willen, wie auch Karl-Friedrich Kaufmann (FDP) erklärte. Nach Ansicht von Thomas Balcerowski (CDU) würde der Verkehr auf der künftigen Nordharzautobahn auch nicht weiter ansteigen. "Die Mautflüchtlinge sind doch schon da." Er erinnerte daran, dass es bei Investorenanfragen oft darum geht, wie weit es zu nächsten Autobahn ist. "Da müssen wir immer lange erklären, dass die neue B 6 eine autobahnähnliche Bundesstraße ist."
Der Kreisausschuss des Landkreises empfahl dem Kreistag, dem Vorhaben zuzustimmen. Die Landkreise Salzlandkreis und Goslar, auf deren Gebiet die neue Bundesstraße 6 ebenfalls verläuft, unterstützten dieses Anliegen. Schützenhilfe gibt es auch vom Vorstand des Harzer Tourismusverbandes und von der Industrie- und Handelskammer Magdeburg.